Alfa Romeo 1900 Corto Gara Stradale
Die Mitarbeiter von Alfa Romeo kehrten nach dem Zweiten Weltkrieg in ein zu drei Fünfteln zerstörtes Stammwerk in Portello zurück. Sie bauten es schnell wieder auf und fertigten bereits ab 1946 wieder Automobile, die noch den Vorkriegskonstruktionen entsprachen. Allerdings fanden sich für diese teuren Fahrzeuge kaum Abnehmer, weshalb man sich zeitnah an die Entwicklung eines massenkompatibleren Nachfolgemodells machte. 1950 erschien dieses als Alfa Romeo 1900 auf dem Markt. Neben der bis 1959 gefertigten Limousine namens Berlina produzierten diverse Karosseriebauer Derivate in Kleinserien oder als Einzelstücke, was durch die selbsttragende Bauweise der Karosserie des Ausgangsfahrzeugs nicht mehr ganz so einfach wie in der Vorkriegszeit war.
Neben Pininfarina, Ghia oder Zagato war es vor allem Touring aus Mailand, wo wunderschöne Coupés und Cabriolets entstanden – zum Teil sogar im Werksauftrag. Eine dieser Kleinserien hörte auf den Namen 1900 Corto Gara, wobei der Beiname für ‚kurz‘ (Corto) und ‚Wettbewerb‘ (Gara) steht. Touring fertigte insgesamt elf dieser sportlichen Coupés auf einer verkürzten und verstärkten Plattform, von denen drei auf besonderen Wunsch der damaligen Kunden als komfortablere Stradale-Variante ausgeführt wurden. Während die Rennversion eine geteilte Windschutzscheibe und Plexiglas an den hinteren Seitenscheiben sowie der Heckscheibe trug, erhielt der Stradale eine einteilige Frontscheibe und Fenster aus Glas. Hinzu kommen Stoßstangen und ein zu öffnender Kofferraumdeckel. Nach heutiger Kenntnis existieren nur noch drei Corto Gara insgesamt, davon zwei Stradale.
Von diesen drei Fahrzeugen steht nun der 1900 Corto Gara Stradale mit Chassisnummer 01420 am 11. Mai bei Bonhams in Monaco zur Auktion bereit. Laut Unterlagen aus dem Werksarchiv erfolgte die Fertigstellung am 22. Juli 1953 mit einer grauen Lackierung und blauem Interieur. Über einen Alfa-Händler in Mailand ging der Wagen an die Seidenfabrik Tessiture Italiane Seriche SpA, die ihn alsbald an Herrn Detwiller in der Schweiz verkaufte. Ihm folgten Besitzer in Schweden, bevor der Wagen vom deutschen Sammler und Rennfahrer Hans Joachim Rossing in bemitleidenswertem Zustand ohne Motor gefunden und gekauft wurde. 1989 verkaufte er das Wrack unrestauriert an seinen Rennfahrerkollegen Elviro Mario Govoni weiter, der 1993 mit einer umfassenden Restaurierung begann.
Bei Officina Gamberini in Bologna entstand ein passender Vierzylindermotor mit 1,9 Litern Hubraum und einer Leistung von 143 PS, während die Karosserie von Mario Galbiati aufgefrischt wurde. Dort in der Werkstatt erspähte ein französischer Sammler die Karosserie, brachte den Besitzer in Erfahrung und kaufte das Restaurationsprojekt komplett auf. Es dauerte jedoch bis 2007, bis aus dem Projekt endlich wieder ein fahrfähiges Auto wurde. Dieser Prozess dauerte noch einmal drei Jahre. Das Ergebnis kann sich nicht nur dank der Lackierung im zeittypischen Cobalt Blau metallic sehen lassen sondern ist sogar für die Mille Miglia zulassungsfähig.
Nun steht der Wagen im Rahmen der ‚Les Grandes Marques à Monaco‘-Versteigerung am 11. Mai in Monte Carlo bei Bonhams und kommt unter den Hammer. Das Auktionshaus erwartet einen Zuschlagspreis im Bereich zwischen 380.000,- und 460.000,- €.
Bilder: Bonhams