Fiat 850 Sport Coupé

Nach den entbehrungsreichen Kriegsjahren und der anschließenden Zeit des Wiederaufbaus in Europa sehnten sich die Menschen ab Mitte der 1960er wieder nach größeren Autos. Fiat kam diesem Wunsch nach, entwickelte jedoch kein komplett neues Fahrzeug, sondern nahm den bekannten und beliebten 600 als Grundbasis. Um mehr Platz im Innenraum zu erhalten, verlängerte man den Radstand um lediglich 27 Millimeter, verlagerte jedoch das Cockpit weiter nach vorne und konnte dadurch tatsächlich vier Personen bequeme Sitze anbieten. Außerdem wuchsen die Überhänge vorn und hinten, während der Tank hinter die Vorderachse rutschte und dadurch den Kofferraum vergrößerte. Ein kleiner Stauraum hinter der Rückbank konnte ebenfalls eingerichtet werden. Dahinter saß der auf 843 Kubikzentimeter vergrößerte Vierzylindermotor, der in der zweitürigen Limousine 34 PS oder 37 PS (im Super mit Superbenzin im Tank) leistete. Später folgte die Special-Version mit 47 PS, deren Antrieb ab 1965 auch im 850 Coupé saß. Hinzu kamen der Spider und eine Barchetta mit 49 PS.

Sekretärinnen-Ferrari

Als Topmodelle erschienen im März 1968 schließlich der 850 Sport Spider und das 850 Sport Coupé, deren Triebwerke auf 903 Kubikzentimeter anwuchsen. Dadurch stieg die Leistungsausbeute auf 38 kW/52 PS mit einem maximalen Drehmoment in Höhe von 68 Newtonmetern. Das Sport Coupé ersetzte das normale Coupé und erhielt als Unterscheidungsmerkmal Zusatzscheinwerfer, die leicht diagonal versetzt neben den Hauptscheinwerfern in die Frontpartie integriert wurden, und doppelte runde Rücklichter. 1971 erfolgte ein weiteres Facelift, durch das die Zusatzleuchten auf die gleiche Größe wie die Hauptscheinwerfer anwuchsen. Dies ruinierte die schöne Linienführung von Mario Felice Boano, der damals das Fiat-Designzentrum leitete. Zudem tauschte man das bisherige Holzlenkrad gegen ein lederbezogenes Bauteil aus und verbaute ein eckigeres Armaturenbrett ohne Holzdekor. Aufgrund der sportlichen Optik mit verhältnismäßig geringer Leistung bezeichneten einige Betrachter das Auto als ‚Sekretärinnen-Ferrari‘.

Mehr als 2,3 Millionen Exemplare der 850er Baureihe verließen insgesamt die Fiat-Hallen. Dies beinhaltet jedoch auch nackte Fahrgestelle, die an externe Karosseriebauer geliefert wurden. Vom Coupé entstanden zwischen 1965 und 1971 nur 342.873 Stück. Heute sind gut erhaltene Fahrzeuge wahre Raritäten. Entsprechend selten findet man Verkaufsangebote. RM Sotheby’s offeriert nun ein 1970er Sport Coupé im Rahmen der Versteigerung der ‚The Elkhart Collection‘ am 23. Oktober in den USA. Als Zuschlagspreis erwartet man dabei zwischen US$ 20.000 und US$ 25.000.

Bilder: RM Sotheby’s