60 Jahre Maserati Eldorado
In der heutigen Motorsportwelt gehören sie zum festen Bild: Sponsoren. Ob Getränkehersteller, Mobilfunkanbieter oder bis vor einigen Jahren die Tabakkonzerne, alle Rennautos erstrahlen in den Farben des jeweiligen Hauptsponsors. Das war allerdings nicht immer so. Zu Beginn des Motorsportzeitalters, also vor rund 120 Jahren, erhielt jede Nation einen Farbton von der Motorsportbehörde zugeteilt. So kam es zum British Racing Green oder dem satten Rot der Italiener. Deutschland fuhr anfänglich in Weiß, tauschte aber kurz vor dem Zweiten Weltkrieg zu Silber. Es ging dabei übrigens nicht um die Geburtsländer der Fahrer, sondern um die Herkunft der jeweiligen Marken sowie nach dem Zweiten Weltkrieg um jene der privaten Rennställe. Wie kommt es denn dann zum heutigen Aufkleber-Gewimmel?
Der generelle Anfang geschah, wo auch sonst, in den USA. Dort fingen kleine Privat-Teams beim Indy 500 damit an, Flächen auf ihren Rennwagen an Firmen außerhalb des Motorsportzirkusses zu vermieten, um die Einsatzkosten besser finanzieren zu können. Ein berühmtes Beispiel aus der Sportwagenwelt ist das Porsche-Team, das bei der Carrera Panamericana 1954 erste Sponsoren-Sticker auf dem 550 Spyder aufbrachte. Nach Europa schwappte dieser Trend erstmalig 1958 in Italien. Dort gab der Industrielle Gino Zanetti einen Formel-Rennwagen bei Maserati in Auftrag, der nach seinem Wunsch im Anschluss in den Farben seiner Eis-Marke ‚Eldorado‘ lackiert werden sollte. Als Einsatzzweck diente das vom Automobilclub Italiens ausgeschriebene ‚Trofeo dei due Mondi‘ (Rennen der zwei Welten) in Monza. Dabei handelte es sich um ein 500-Meilen-Rennen, angelehnt am Indy 500 in den USA, zu dem Teilnehmer aus Europa und den USA eingeladen wurden.
Maserati kam der Bestellung von Gino Zanetti nach und fertigte einen 420/M/58 mit Chassisnummer 4203 nach seinen Vorgaben. Als Antrieb dient ein vom 450S abgeleiteter V8-Saugmotor mit 4,2 Litern Hubraum und rund 410 PS bei 8.000 U/min. Um eine möglichst gute Gewichtsbalance auf dem Rennkurs in Monza zu gewährleisten, wurden das Triebwerk und das mit lediglich zwei Vorwärtsgängen versehene Getriebe um rund neun Zentimeter nach links versetzt im vom 250F abgeleiteten Rohrrahmen verbaut, während der Fahrerplatz nach rechts rutschte. Die Hinterachse kommt ohne Sperrdifferenzial aus. An ihr hängen wie auch an den vorderen Aufhängungen Magnesium-Felgen von Halibrand mit 18 Zoll großen Firestone-Reifen, die mit Helium befüllt wurden. Insgesamt brachte der Maserati ‚Eldorado‘ mit seiner bei Fantuzzi handgefertigten Aluminiumkarosserie 758 Kilogramm auf die Waage, was eine Höchstgeschwindigkeit von rund 350 km/h ermöglicht.
Auf dem Creme-farbenen Lack finden sich geschwungene ‚Eldorado‘-Schriftzüge sowie das Logo der Eiscreme-Marke, ein lachender Cowboy. Zusätzlich zu ‚Italia‘-Schriftzügen, die sowohl auf die Herkunft der Eismarke als auch die des Autobauers hindeutete, finden sich vorn auf der Motorhaube britische Flaggen und der Name jenes Fahrers, der den Maserati beim ‚Monzanapolis‘-Rennen bewegen sollte: Stirling Moss. In insgesamt drei Wertungsläufe unterteilt fand die Veranstaltung am 29. Juni 1958 schließlich in Monza statt. Moss wurde Vierter im ersten Durchlauf, Fünfter im zweiten und fiel schließlich aufgrund einer gebrochenen Lenkung aus. Aufgrund der Anzahl der zurückgelegten Runden wurde er trotzdem als Siebter gewertet. Trotz großer Zuschauerzahlen sowohl an der Strecke als auch vor den Fernsehgeräten gab es keine Wiederholung dieses 500-Meilen-Rennens. Der Maserati wurde stattdessen leicht verändert, beispielsweise ohne Heckflosse und mit roter Lackierung, bei den 500 Meilen von Indianapolis 1959 eingesetzt, konnte sich dort mit Herrenfahrer Ralph Liguori am Steuer nicht qualifizieren. Heute steht dieses Rennfahrzeug perfekt restauriert in der Panini Collection nahe Modena.
Bilder: Maserati