50 Jahre Maserati Indy

Wussten Sie, dass der 1. Juli 1969 ein besonderer Tag für Maserati war? Exakt vor 50 Jahren lieferte der italienische Sportwagenbauer das erste Exemplar des neuen Viersitzers Indy aus. Der Wagen ging an den damaligen Importeur in der Schweiz, Martinelli e Sonvico in Chiasso, der ihn einige Tage später an einen reichen Unternehmer auslieferte. Heutzutage gehört der Indy zu den eher unbekannteren Sportwagenmodellen aus der Via Ciro Menotti 322 in Modena. Erstmalig gezeigt wurde das neue Modell bereits auf dem Turiner Autosalon 1968, allerdings nicht auf dem Werksstand, sondern bei Karosseriebauer Carrozzeria Vignale. Rund ein halbes Jahr später debütierte die serienreife Version auf dem Maserati-Stand beim Genfer Salon 1969. Das Modellangebot umfasste damit den Ghibli, den Sebring, den Mexico, den Quattroporte, den Mistral und den neuen Indy. Kein Wunder, dass man in Italien 1968 (ein Jahr vor der Markteinführung des Indy) im Bereich über 3,5 Liter Hubraum einen Marktanteil von 43 Prozent hatte.

Intern hörte der Indy während der Entwicklungsphase auf das Kürzel AM116 (Alfieri Maserati Projektnummer 116). Ins Lastenheft nahm man den wohl seinerzeit häufiger geäußerten Kundenwunsch nach Platz für vier ausgewachsene Insassen auf. Hierzu verlängerte man die Plattform des Ghibli zwischen den Achsen um fünf Zentimeter. Sportlicher Komfort und ordentliche Fahrleistungen galten als selbstverständlich. Für das Design der erstmals selbsttragend ausgelegten Karosserie zeichnete Alfredo Vignale verantwortlich. Er gestaltete eine keilförmige Front mit Ähnlichkeiten zum Ghibli und Klappscheinwerfern. Dahinter schließt sich eine großzügig verglaste Passagierkabine mit höherer Dachlinie im Vergleich zum Ghibli an, die so gut wie keinen toten Winkel vom Fahrerplatz aus lässt. Als Bezeichnung wählte man ‚Indy‘ in Erinnerung an die beiden Rennsiege von Maserati beim weltberühmten Indy 500 in den Jahren 1939 und 1940.

Anfänglich nutzte Maserati den V8-Saugmotor aus dem Ghibli mit einem 4.136 Kubikzentimeter Hubraum, woraus man dank vier Weber-Vergasern 260 PS holte. Diese Leistung gelangte wahlweise über ein manuelles Fünfgang-Getriebe oder eine Dreigang-Automatik auf die Hinterräder. Als Höchstgeschwindigkeit standen 250 km/h im Verkaufsprospekt. Ein Jahr nach dem Debüt folgte eine stärkere Variante mit 290 PS aus 4,7 Litern Hubraum. Das größere Triebwerk mit Bosch Einspritzanlage beschleunigte den Viersitzer auf bis zu 280 km/h. Nochmals ein Jahr darauf ergänzte Maserati die Palette mit einem 4,9-Liter-V8-Motor mit 300 PS. Ab 1973 gab es nur noch den großen Motor bis zum Produktionsende 1975. Bis dahin liefen insgesamt 1.102 Exemplare des Indy in Modena vom Band.

Gegenüber anderen Sportwagen aus der selben Zeit bot der Maserati Indy eine sehr umfangreiche Serienausstattung. Neben der luxuriösen Lederpolsterung zählte dazu auch ein zweifach einstellbares Lenkrad, eine mechanische Diebstahlsicherung, Nebelscheinwerfer, eine beheizbare Heckscheibe, getönte und vorn elektrisch versenkbare Seitenscheiben sowie umklappbare Vordersitze mit Kopfstützen und ab 1973 sogar eine Klimaanlage. Das Automatikgetriebe, eine Servolenkung und das Radio gehörten hingegen zu den aufpreispflichtigen Extras. Einer der berühmtesten Besitzer eines Indy war Abdorreza Pahlavi, Bruder des Schah von Persien. Sein Fahrzeug erhielt diverse Sonderausstattungen wie beispielsweise ein Schiebedach, wurde ihm im Februar 1975 übergeben und existiert bis heute in einer privaten Autosammlung. Eines blieb während der gesamten Produktionszeit ungeklärt: welche Position im Modellprogramm der Indy eigentlich einnehmen sollte. Leistungstechnisch überschnitt er sich mit dem Topmodell Ghibli, platztechnisch mit dem ebenfalls als Viersitzer ausgelegten Mexico – und dann gab es zeitgleich ja auch noch den Mistral. Der Indy überlebte sie letztlich alle um ein paar Jahre, kann aber dennoch nicht als ihr Nachfolger gelten.

Bilder: Maserati