50 Jahre Maserati Bora

Auf dem Genfer Automobilsalon 1971 schockierte Maserati die Fachwelt. Zum ersten Mal in der Markenhistorie zeigte man einen Straßensportwagen mit Mittelmotor. Als Tochterfirma von Citroën ging es dem Modeneser Hersteller zu diesem Zeitpunkt finanziell gut. Neuentwicklungen waren kein Problem. So stand der neue Bora völlig zu Recht im Rampenlicht der Genfer Messe. Am 11. März hob sich das Tuch und darunter kam ein keilförmiges Coupé hervor. Für die Gestaltung zeichnete Giorgetto Giugiaro verantwortlich, der sich 1968 mit seiner eigenen Designfirma Italdesign selbstständig gemacht hatte. In die flache Front integrierte er damals sehr gefragte Klappscheinwerfer. Hinter den Türen schließen sich Seitenscheiben und eine große verglaste Heckklappe an. Dadurch erzeugte man den Eindruck eines klassischen Kofferraums. Ungewöhnlich war zudem das in unlackiertem Edelstahl ausgeführte Dach.

V8-Motor mit 4,7 (später 4,9) Litern Hubraum

Bereits Ende der 1960er Jahre hatte Maserati bei Giugiaro das Projekt 117 angefragt. Ziel war es, das Mittelmotorkonzept aus dem Motorsport auf die Straße zu übertragen. Bis zu diesem Zeitpunkt gab es nur wenige wahre Exoten wie den De Tomaso Mangusta oder den Lamborghini Miura mit dieser Triebwerksanordnung. Beim Bora handelte es sich jedoch bewusst eher um einen gediegenen GT-Sportwagen für lange Etappen und weniger um einen wilden Supersportwagen. Hinter den beiden Passagieren saß hierfür ein eigens neu entwickelter, 4,7 Liter großer V8-Motor mit 228 kW/310 PS. In Kombination mit dem Fünfgang-Getriebe, dem Hinterachsdifferenzial und der hinteren Radaufhängung bildet das Aggregat einen demontierbaren, gummigelagerten Fahrschemel. Für den Spurt auf Tempo 100 gab Maserati 6,5 Sekunden an. 1976 erhöhte man den Hubraum auf 4,9 Liter und die Leistung auf 243 kW/330 PS. Dadurch stieg die Höchstgeschwindigkeit von 260 auf 265 km/h. Erstmals nutzte Maserati beim Bora in einem Straßensportwagen Einzelradaufhängungen rundum.

Absatz weltweit sehr eingeschränkt

Pünktlich zum Produktionsbeginn Anfang 1972 erschwerte die Ölkrise den Absatz des Bora. In vielen Ländern stiegen die Benzinpreise deutlich an. Zudem gab es plötzlich Aktionen wie den autofreien Sonntag. Sportwagen mit einem Durchschnittsverbrauch von mehr als 25 Litern galten plötzlich als unverkäuflich. Bedingt durch diese weltweite Krise verkaufte Citroën 1975 die Marke Maserati kurz vor dem drohenden Konkurs an Alejandro de Tomaso. Es scheint kaum verwunderlich, dass aufgrund dieser Schwierigkeiten 1975 nur 56 und 1976 sogar nur sechs neue Bora vom Band rollten. Nach der notwendigen Neuausrichtung ging die Produktion noch bis 1978 weiter. Insgesamt entstanden laut offiziellen Angaben 564 Exemplare (andere Quellen nennen sogar 571 Autos). Eine höhere Verbreitung verhinderte auch die Tatsache, dass der Bora diverse Zulassungsvorschriften für den US-Markt nicht erfüllte.

Kritikpunkte vorhanden

Dank einer reichhaltigen Serienausstattung mit Klimaanlage, Sitz- und Pedalverstellung sowie elektrischen Fensterhebern gehörte der Bora zu den komfortablen Sportwagen. Allerdings kritisierten zeitgenössische Testberichte die Belüftung als unzureichend. Bedingt durch die flache Windschutz- und Heckscheibe sorgte Sonneneinstrahlung für eine starke Aufheizung des Interieurs. Auch die vom Citroën SM übernommene hydraulische Bremsanlage fand nur wenig Anklang. Die geringe Stückzahl macht den Maserati Bora heute trotzdem zu einem gesuchten Klassiker.

Bilder: Maserati