50 Jahre Fiat 127

„Alles neu macht der Mai“, weiß der Volksmund. Bei Fiat war es 1971 jedoch bereits der März, der deutliche Neuheiten brachte. Während bis dahin die meistverkauften Klein- und Kompaktfahrzeuge auf Heckmotor und Hinterradantrieb gesetzt hatten, kam nun die Neuzeit. Auf dem Autosalon in Genf debütierte der 127 als Nachfolger des 850. Sein Vierzylindertriebwerk saß nun vorne und trieb auch gleich die dortigen Räder an. Dies bot den gewaltigen Vorteil, dass keine Kardanwelle mittig unter dem Auto herlaufen musste und hinten viel mehr Platz für den Kofferraum blieb. Insassen und Gepäck profitierten also bereits vor dem ersten zurückgelegten Meter. Ursprünglich gab es allerdings nur eine kleine Luke zum Kofferraum. Erst als Renault mit dem 5 zeigte, dass eine größere Klappe, die die Heckscheibe einschließt, Vorteile bietet, bot auch Fiat diese Variante an.

Zwei Faceliftings zwischen 1971 und 1987

Ansonsten galt für den 127 das klare Motto „Form folgt Funktion“. Die kantige, selbsttragende Karosserie mit glatten Flächen war darauf ausgelegt worden, soviel Platz wie möglich auf so wenig Fläche wie nötig zu bieten. Chefdesigner Pio Manzù und seinem Team ist dieses Kunststück zweifelsfrei gelungen. Vier bis fünf Personen konnten relativ bequem transportiert werden. Zudem fertigte Seat in Spanien eine fünftürige Version, die von Fiat eingekauft und unter eigenen Logos im restlichen Europa verkauft wurde. Ab 1977 gab es das leichte Nutzfahrzeug Fiorino mit höherem Dach hinter der 127-Fahrerkabine. Aus brasilianischer Produktion importierte Fiat schließlich zusätzlich ab 1981 den 127 Panorama, einen dreitürigen Kombi mit großem Kofferraum. Im Laufe der Produktion fanden einige Modellpflegemaßnahmen statt. So glättete man 1977 die Frontpartie und verbaute die große Heckklappe fortan serienmäßig. Ab 1982 sorgte ein weiteres Facelift für neue Scheinwerfer und größere Kunststoffstoßstangen.

Verschiedene Motorvarianten

Den ursprünglichen Antrieb spendete das Vorgängermodell, der Fiat 850 Sport. Dessen Vierzylinder-Reihenmotor mit 903 Kubikzentimetern Hubraum lieferte 33 kW/45 PS über ein Viergang-Getriebe an den Vorderrädern ab. Mit der Modellpflege im Herbst 1977 gab es in Deutschland auch eine Variante für Normalbenzin mit 29 kW/40 PS. Auf allen Märkten kam eine Topversion mit 37 kW/50 PS hinzu. Diesen überbot ein Jahr später der neue 127 Sport mit 51 kW/70 PS aus 1.049 Kubikzentimetern Hubraum. Speziell für den italienischen Markt erschien 1981 der 127 D mit einem Dieseltriebwerk. Durch das finale Facelift 1982 erhielt der 127 Sport einen neuen, 1,3 Liter großen Vierzylindermotor mit 55 kW/75 PS. Diverse Tuningfirmen sorgten für Leistungssteigerungen auf über 100 PS.

Von 4,5 Millionen sind nur wenige übrig

Erstaunlicherweise blieb der 127 auf vielen Märkten weiterhin im Programm, obwohl 1983 das Nachfolgemodell Uno debütierte. In Italien endete die Produktion erst 1987 nach rund 4,5 Millionen Exemplaren. Daneben entstanden wie oben beschrieben auch Lizenzfertigungen bei Seat in Spanien, bei FSO in Polen, bei Livingstone Motor Assemblers in Sambia sowie für den südamerikanischen Markt in Brasilien und Argentinien, wo das Modell zeitweise als 147 angeboten wurde. In Jugoslawien diente das Fahrgestell des 127 als Basis für den Yugo, in Griechenland für das offene Mehrzweckauto Amico 127. Die Gesamtanzahl aller gebauten Fahrzeuge ist entsprechend schwer zu schätzen. Auch in Deutschland verkaufte sich der 127 bestens. Umso trauriger ist es, dass es laut Kraftfahrtbundesamt im Jahr 2020 nur noch 140 zugelassene Exemplare gab.

Bilder: Fiat