40 Jahre Volvo 240

Bereits ab August 1974 rollte bei Volvo die 200er Baureihe als 242, 244 und 245 vom Band, wobei die letzte Zahl auf die Anzahl der Türen und die zweite auf die Zylinderanzahl hindeutete. Mit den gleichen Karosserien gab es alternativ auch den 262, 264 und 265 mit Sechszylindermotoren. Im September 1980 ergänzte Volvo das Modellprogramm um den 240 Turbo, mit dem erstmals ein turboaufgeladenes Benzintriebwerk von diesem schwedischen Hersteller erhältlich war. Bei großen Lastkraftwagen mit Dieselmotoren verfügte Volvo bereits seit 1954 über Erfahrungen mit Abgasturboladern, der damals im L395 Titan debütierte. Andere Hersteller waren schneller bei der Umsetzung im Motorsport und bei Serienfahrzeugen, verbauten den Turbolader dabei jedoch ausschließlich bei sportlichen Topmodellen. Volvo hingegen verlagerte die Leistungscharakteristik erstmals auf eine komfortable Limousine. Als 245 Turbo geriet der Wagen sogar zum ersten Turbo-Kombi weltweit. Ab 1982 hießen die Vierzylindermodelle einheitlich 240, während die Sechszylinder-Limousinen endete. Der 260 Kombi war auf einigen Märkten noch bis Ende 1984 erhältlich.

Auch in den USA erfolgreich

Als Basis nutzte man den legendär-robusten B21ET-Vierzylindermotor mit 2,1 Litern Hubraum, der durch die Aufladung auf 114 kW/155 PS kam. Damit kam er auf beinahe das gleiche Leistungsniveau wie das Spitzenmodell 264 GLE. Im Vergleich konnte der 240 Turbo jedoch mit deutlich niedrigeren Verbrauchswerten aufwarten, speziell im Stadtverkehr. Bereits bei 1.400 U/min, also knapp oberhalb der Leerlaufdrehzahl, spricht der relativ kleine Turbolader an, der einen maximalen Ladedruck von 0,72 bar bereitstellt. Der Kombi beschleunigte in rund neun Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100, wodurch er für kurze Zeit zum schnellsten Kombi der Welt wurde. In den USA bewarb man gezielt den Fahrspaß, den der 240 Turbo bis zum Geschwindigkeitslimit von 55 mph (rund 88 km/h) bei Zwischenspurtmanövern machte. Das neue Triebwerk unterzog man vor der Serieneinführung einem besonderen Stresstest bei der schwedischen Polizei, die einige Prototypen als Streifenwagen erhielt. Nachdem die Ergebnisse äußerst überzeugend ausfielen, übernahmen einige weitere Polizeibehörden weltweit den 240 Turbo in ihren Fuhrpark. Ein finales OK für den Produktionsanlauf holte sich das Modell durch einen knallrot lackierten Dienstwagen, den der damalige Volvo-Geschäftsführer Pehr Gyllenhammer ab 1979 alltäglich fuhr. Aus steuerlichen Gründen erhielten Kunden in Italien und Finnland eigenständige 240 Turbo Modelle mit lediglich 1,9 Litern Hubraum. Für den 2,1-Liter-Turbomotor gab es in Nordamerika zudem ab 1983 einen größeren Ladeluftkühler.

Während in Europa hauptsächlich die viertürige Limousine und der Kombi beliebt waren, geriet die zweitürige Limousine schnell zum Liebling der Motorsportler. Bereits 1982 veranstaltete Volvo in Schweden den hauseigenen Turbo Cup, für den auch 240er mit nachträglich montiertem Turbokit von Volvo R-Sport zugelassen waren. Im gleichen Jahr erhielt der zweitürige 240 Turbo von der FIA eine Homologation für die neuen Gruppe-A-Regularien im Tourenwagensport. Hierfür entwickelte Volvo die auf 500 Exemplare limitierte Homologationsserie 240 Turbo Evolution mit größerem Turbolader, Wassereinspritzung, neuer Motorsoftware und breiteren Rädern. Das schwedische Privatteam TL-Racing-AB baute für 1983 erste Rennfahrzeuge auf, die in der ETCC an den Start gingen und beim Rennen in Donington Park einen tollen siebten Platz einfuhren. 1984 errang der ‚fliegende Ziegelstein‘, wie Fans das Auto nannten, einen Debütsieg in der DTM, wo man im Folgejahr ebenso den Titel holte wie in der ETCC. Die folgende Saison 1986 geriet in der ETCC durch diverse Skandale und Disqualifikationen zum Debakel für Volvo und führte zum Ende des Werksengagements im Motorsport für viele Jahre. Privatfahrer setzten den 240 Turbo jedoch noch einige Zeit lang erfolgreich in Tourenwagen- und Bergrennen bis hin zum Pikes Peak Hillclimb ein.

Einst neu, heute Alltag

Insgesamt rollten vom 240er Volvo rund 2,7 Millionen Exemplare vom Band. Mit diesem Modell festigten die Schweden ihren Ruf für besonders sichere Fahrzeuge. Neben den charakteristisch kantigen Sicherheits-Stoßstangen vorn und hinten konnte der Wagen vor allem durch seine Insassensicherheit überzeugen, die auch vom NHTSA (US-Sicherheitsbehörde für Autos) bestätigt wurde. Sie erhoben den 240 im Jahr 1976 zum Referenzfahrzeug in der Sicherheitsforschung. Ab dem gleichen Jahr übernahm die Modellreihe zudem eine Vorreiterrolle in Sachen Umweltschutz, da sie nun mit geregeltem Drei-Wege-Katalysator und Lambdasonde ausgeliefert wurde – in dieser Ausführung jedoch vorerst nur nach Kalifornien. Die Turbotechnik nutzte Volvo auch in folgenden Modellen wie dem 760 Turbodiesel, dem 480 Turbo mit Vorderradantrieb oder dem 850 R mit Allradantrieb. Heute ist diese Technologie weltweiter Bestandteil der Downsizing-Strategie aller Hersteller.

Bilder: Volvo