40 Jahre Seat Ronda

Manche Automodelle sind so unauffällig, das vielen Menschen nicht einmal ihr Fehlen im Straßenverkehr auffällt. Ein Beispiel dafür debütierte vor 40 Jahren in Spanien und gelangte im Folgejahr auch auf den deutschen Markt. Es stammte vom erfolgreichsten spanischen Autobauer, der bis zu diesem Zeitpunkt bereits mehr als fünf Millionen Fahrzeuge produziert hatte. Die Rede ist von Seat und dem Kompaktfahrzeug namens Ronda. Kennen Sie nicht? Verwundert uns nicht. Vermutlich existieren außerhalb von Spanien nur noch wenige Exemplare. Denn leider hatte der Ronda nicht nur seine Karosserieform mit einem anderen europäischen Auto gemeinsam, sondern auch die Neigung zur Korrosion. Seat wurde 1950 unter Mithilfe von Fiat gegründet. Zwar begann Anfang der 1980er Jahre ein Abnabelungsprozess hin zur Eigenständigkeit. Der Ronda basierte jedoch noch auf dem Fiat Ritmo, den es bereits seit 1978 gab. Ab 1979 hatte Seat den Ritmo fast baugleich und unter gleichem Modellnamen angeboten.

Optische Veränderungen

Durch die bereits erwähnten Bestrebungen, vom Fiat-Konzern loszukommen, erhielt der Wagen 1982 parallel zum Fiat Ritmo ein großes Facelift und den neuen Namen Ronda. Allerdings übernahm Seat nur die fünftürige Karosserieform. Während auch bei italienischen Modell größere Heckleuchten Verwendung fanden, baute Seat zusätzlich eigenständige eckige Scheinwerfer mit dreieckigen Blinkleuchten an die Fahrzeugfront. Bei Fiat waren die Blinker deutlich kleiner und saßen neben runden Doppelscheinwerfern. Auch die Türgriffe, die Stoßstangen und das komplette Interieur unterschieden sich vom Fiat. Zudem nutzten die Spanier eine andere Motorenpalette als die Italiener. Es gab den 1.2 mit 47 kW/64 PS, den 1.6 mit 68 kW/93 PS und den Saugdiesel 1.7 D mit 41 kW/56 PS. Im Hintergrund lief bereits eine Zusammenarbeit mit Porsche, um eine komplett neue Vierzylinder-Motoren- und Getriebegeneration zu entwickeln. Diese debütierte 1984 gemeinsam mit dem allerersten Ibiza.

Neue Motoren von Porsche

Seat verbaute die neuen Motoren jedoch auch im Ronda. Während der Diesel unverändert im Programm verblieb, gab es nun drei neue Benziner. Im P 1.2 standen 46 kW/63 PS zur Verfügung, beim P 1.5 immerhin 63 kW/85 PS. Darüber rangierte in Spanien als neues Topmodell der Crono mit 88 kW/120 PS aus zwei Litern Hubraum. Zudem erweiterte Seat Anfang 1985 das Modellprogramm um die Stufenheckversion Malaga, der Ende 1986 die Position des Ronda im Programm der Spanier komplett übernahm. Einen fünftürigen Nachfolger gab es erst ab 1999 mit dem Leon. Bereits kurz nach dem Entschluss von Seat, zukünftig auch außerhalb von Spanien Autos verkaufen zu wollen, begann eine Zusammenarbeit mit Volkswagen und Audi. Hierdurch, durch die niedrigeren spanischen Lohnkosten und den Ronda, der immer noch stark nach Ritmo aussah, schrillten in Italien alle Alarmglocken. Der Ronda war günstiger und würde damit dem Fiat Marktanteile stehlen. Der italienische Konzern probierte in der Folgezeit alle Tricks, um dies zu verhindern.

Gerichtsprozess gegen Fiat

Selbst die offizielle Typprüfung des Ronda versuchte Fiat zu unterbinden. Letztlich gelang Seat diese jedoch über den Umweg, den belgischen Importeur mit entsprechenden Autos nach Luxemburg zu schicken. In der Folge zog Fiat vor das Gericht der internationalen Handelskammer in Paris. Für diese Verhandlung erstellte Seat einen speziell lackierten Ronda als Beweisstück. Alle im Vergleich zum Fiat Ritmo veränderten Bauteile färbte man knallgelb ein, während der Rest glänzendes Schwarz trug. Dieses Auto ist bis heute Teil der Werkssammlung und überzeugte die Richter schnell davon, dass genug Veränderungen vorgenommen worden waren. So konnte Seat erstmals 1983 auf der IAA in Frankfurt ausstellen. Das erste nach einer spanischen Stadt benannte Seat-Modell lief rund 178.000-mal vom Band. Wenn man heute einen haben möchte, muss man wohl in Spanien suchen.

Bilder: Seat