25 Jahre Volkswagen Polo Harlekin

Schließen Sie die Augen und denken Sie an ein außergewöhnliches Auto-Sondermodell. Wenn auch ihre Gedanken sofort zu einem besonders bunten Fahrzeug gingen, reden wir gerade relativ wahrscheinlich über den Volkswagen Polo Harlekin von 1995. Interessant ist dabei, dass VW dieses Sondermodell nie geplant hatte. Eigentlich wollte man 1994 lediglich den damals neuen Polo der dritten Generation (Baureihe 6N) gut im Markt einführen und dessen breites Individualisierungsspektrum ab Werk gut darstellen. Hierfür hatte man für die Prospekte eine klare Farbgliederung für das Baukastenprinzip gefunden. Grün symbolisierte ‚Lackierungen‘, Blau stand für ‚Motoren & Fahrwerk‘, Gelb für ‚Innenausstattungen‘ und Rot für ‚Sonderausstattungen‘. Eine Gruppe Auszubildender kam auf die Idee, 1994 bei einer Flotte von zehn neuen Polo genau diese Farben bunt auf der Karosserie zu mischen. Weitere zehn folgten Anfang bis Mitte 1995. Sie dienten anschließend zu Werbezwecken („So vielseitig kann klein sein“) sowie bei der Händlereinführung des neuen Polo und lösten etwas aus, was niemand vorhergesehen hatte.

Buntes Design trifft Zahn der Zeit

Im Gegensatz zu jeglicher Annahme sorgten die Werbeaufnahmen der bunten Polos nicht nur für ein besseres Verständnis der Kombinationsmöglichkeiten. Es gab darüber hinaus eine Vielzahl von Kunden, die bei ihrem örtlichen Händler oder sogar bei VW in Wolfsburg direkt anfragten, wie sie an einen solch bunten Polo kommen könnten. Am Ende waren es soviele Anfragen, dass die Marketingabteilung von VW hellhörig wurde und einen Absatzmarkt witterte. Die Umsetzung war leicht gemacht und so debütierte auf der IAA 1995 das Sondermodell Polo Harlekin. Für die Zusammenwürfelung benötigte man jeweils vier Autos. Diese entstanden jeweils einfarbig in den Lackfarben ‚Chagallblau‘, ‚Flashrot‘, ‚Ginstergelb‘ und ‚Pistazie‘. Nach der Karosseriemontage entnahm man sie vom Produktionsband und zerlegte sie von Hand in einer ehemaligen Lackierhalle auf dem Werksgelände.

In vier zuvor festgelegten Kombinationen bauten sieben Mitarbeiter die Sonderedition Harlekin anschließend wieder zusammen:

  • Rohkarosserie gelb, Motorhaube, hintere Türen und Heckstoßstange blau, Frontstoßstange und vordere Türen grün, vordere Kotflügel, Kühlergrillrahmen und Heckklappe rot
  • Rohkarosserie rot, Motorhaube, hintere Türen und Heckstoßstange grün, Frontstoßstange, vordere Türen und Heckklappe gelb, vordere Kotflügel und Kühlergrillrahmen blau
  • Rohkarosserie blau, Motorhaube, hintere Türen und Heckstoßstange gelb, Frontstoßstange und vordere Türen rot, vordere Kotflügel, Kühlergrillrahmen und Heckklappe grün
  • Rohkarosserie grün, Motorhaube, hintere Türen und Heckstoßstange rot, Frontstoßstange, vordere Türen und Kofferraumklappe blau, vordere Kotflügel und Kühlergrillrahmen gelb

Im Anschluss gingen die Karosserien zurück in die Fertigung und wurden wie die normalen Polo-Modellgeschwister komplettiert.

Vorserienautos gingen in den Verkauf

Diese exakte Farbanordnung macht es heute leicht, eventuelle Nachbauten zu erkennen. Allerdings gelangten die ursprünglichen zwanzig Werbefahrzeuge zum Teil ebenfalls in Kundenhände und zeigen andere Farbverteilungen. Bei diesen Vorserienmodellen wurden sogar die C-Säulen in einer anderen Farbe als das Dach lackiert. Die Serienversion erhielt vorn Blinker mit weißen Gläser und Rückleuchten mit dunkler Einfärbung (nicht bei den rechtsgelenkten Versionen). Innen kamen eigenständige Polsterstoffe im ‚Harlekin‘-Design und ein blauer Lenkradkranz zum Einsatz. Oberhalb des Schaltschemas auf dem Schalthebel fand sich der Harlekin-Schriftzug. Während diese Umfänge ebenso wie die vier Türen festgelegt waren, hatten Kunden keine Wahl welche der vier möglichen Exterieurversionen sie erhalten würden. Dies hatte produktionstechnische Gründe und wurde von allen Kunden akzeptiert. Der Neupreis lag bei mindestens 22.795 DM. Die verfügbaren Motoren hatten zwischen 45 und 75 PS.

McDonald’s verloste 500 Exemplare

Volkswagen schaltete ab Herbst 1995 eine neue Werbung mit der Textzeile: „Der Polo Harlekin. Sie haben es nicht anders gewollt.“ Ursprünglich sollten nur 1.000 Exemplare des Polo Harlekin entstehen. Die entsprechenden Kunden erhielten zu ihrem Auto ein durchnummeriertes Zertifikat und einen nummerierten Schlüsselanhänger. Allerdings hielt die Nachfrage weiterhin an und am Ende waren es inklusive einiger Exportversionen mehr als 3.800 Fahrzeuge, die bis 1997 entstanden sind – ab Nummer 1.001 ohne Zertifikat und Schlüsselanhänger. Davon verloste die Restaurantkette McDonald’s anlässlich ihres 25-jährigen Bestehens in Deutschland 500 Stück in einem Gewinnspiel. In Mexiko schloss sich eine Fertigung von 100 Käfer Harlekin an und in den USA gab es ein auf 200 Stück limitiertes Sondermodell des Golf III Harlekin.

Bilder: Volkswagen, VW UK