Volvo P1800 Cyan

Sportliche Coupés aus dem Hause Volvo hatten lange Zeit Tradition. Besondere Berühmtheit erlangte dabei der P1800, der ab 1961 den Markt bereicherte. Erste Exemplare entstanden im Lohnauftrag bei Jensen in Großbritannien, wobei die Rohkarosserien von Pressed Steel stammten. Zwei Jahre später verlagerte Volvo die Fertigung doch nach Schweden, da die Qualität der Fahrzeuge nicht den Werksstandards entsprach. Die Rohkarosserien kamen bis 1969 von Pressed Steel. Ob der Serien-Detektiv Simon Templar, gespielt von Roger Moore, aus diesem Grund einen P1800 fuhr, ist nicht überliefert. Bis 1972 rollten 39.407 Exemplare vom Band. Hinzu kamen zwischen 1971 und 1973 noch einmal 8.077 Volvo P1800 ES mit einem Heck im Stil eines Shooting Brake, von Fans liebevoll ‚Schneewittchensarg‘ genannt. Auf Oldtimertreffen in Europa erfreuen sich beide Karosserievarianten hoher Beliebtheit.

Nun kommt Cyan Racing ins Spiel. Dieses schwedische Rennteam kannte man mal als Polestar, bevor die Abteilung für Performance-Umbauten von Serienfahrzeugen durch Volvo übernommen wurde. Polestar errang mit dem S60 im Jahr 2017 den Weltmeisterschaftstitel in der WTCC (World Touring Car Championship). Anschließend wechselte Cyan zur neuen chinesischen Schwestermarke Lynk & Co., mit der man 2019 Meister der WTCR wurde. Um an die Erfolge mit Volvo zu erinnern und zugleich aufzuzeigen, was aus dem P1800 hätte werden können, wenn es eine Weiterentwicklung zum Rennauto gegeben hätte, erfolgte in den zurückliegenden Monaten ein intensives Entwicklungs- und Testprogramm. Auf Basis eines völlig originalen Volvo P1800 entstand dabei ein bewusst analoges Fahrzeug. „Natürlich hätten wir einen elektrischen Volvo P1800, gefüllt mit der neuesten Technologie, Komfort und Luxus bauen können. Aber genau das wollten wir nicht“, erzählt Firmenchef und -gründer Christian Dahl: „Mitten in der aktuellen Zeit der Paradigmenwechsel haben wir uns entschieden, die Zeit zu verlangsamen und anzuhalten und einen Teil davon in unserer Zeitkapsel einzufrieren. So können wir das Beste aus den goldenen sechziger Jahren nehmen und es mit unseren heutigen Fähigkeiten kombinieren, um ein reines und doch raffiniertes Fahrerlebnis zu erhalten.“

Wichtig war dem Team von Cyan, dass am klassischen Design nur maßvoll Hand angelegt wurde. Die Verbreiterungen der Kotflügel passen somit gut in die originale Formensprache, schaffen zugleich aber auch Raum für 18 Zoll große Räder mit 235/40er Reifen vorn und 265/35er Pneus hinten. Der Tankdeckel erinnert an klassische Rennfahrzeuge und lugt durch den Kofferraumdeckel. Hochfeste Stahlversteifungen und Carbon-Komponenten verhelfen der Rohkarosserie zu mehr Torsionssteifigkeit, wobei auch bekannte Schwachpunkte des Autos verbessert werden. Gleichzeitig verringerte Cyan mit diesen Maßnahmen das Leergewicht auf 990 Kilogramm. Anstelle der originalen Starrachse des P1800 verbaut Cyan eine neue Einzelradaufhängung mit integriertem Sperrdifferenzial von Hollinger. Hinzu kommt ein einstellbares Sportfahrwerk und eine Bremsanlage mit 362 Millimeter großen Scheiben und Vierkolbensätteln vorn, wodurch dem Wagen hoher Fahrspaß verliehen wird, ohne ihn zum Rundenzeitenjäger zu machen.

Unter der Motorhaube sitzt ein zwei Liter großes Vierzylinder-Turbotriebwerk, das auf dem Rennmotor von Cyan basiert, der den Volvo S60 zum WTCC-Titel antrieb. Hier, im P1800, leistet dieses Aggregat dank 2,7 Bar Ladedruck 309 kW/420 PS und stemmt 455 Newtonmeter Drehmoment in Richtung des manuellen Fünfgang-Getriebes von Hollinger. Trotz Turboaufladung ist die Kraftausbeute möglichst linear gestaltet, um das Fahrverhalten nah an Autos aus den 1960er Jahren zu halten, als es ausschließlich Saugmotoren gab. Mattias Evensson, Projektmanager und Head of Engineering bei Cyan Racing, erklärt: „Während wir nach einem passenden Antrieb für den Volvo P1800 Cyan gesucht haben, haben wir eine Vielzahl von Volvo-Triebwerken angesehen, inklusive dem originalen B18, dem ‚Red Block‘ B230, dem Fünfzylinder-‚White Block‘, dem kurzen Reihensechszylindermotor und dem aktuellen VEA-Vierzylindermotor der heutige Volvo-Modelle vorantreibt. Der effiziente und leichte VEA (Volvo Engine Architecture) gab uns die beste Basis und erlaubte uns, unsere Erfahrungen mit verschiedenen Varianten des VEA, die wir für Renn- und Straßenfahrzeuge im letzten Jahrzehnt entwickelten, zu transferieren.“ Fahrerassistenzsysteme wie ABS, ESP oder eine Bremskraftverstärkung gab es im Originalfahrzeug nicht und auch die Neuinterpretation kommt ohne sie aus. Interessenten können bei Cyan Racing nähere Informationen zu Umbauzeiten und dem Preis eines P1800 Cyan erfragen.

Bilder: Cyan Racing