Volkswagen Käfer 1200 Panzer
Beim Blick in die Zulassungsstatistik klassischer Fahrzeuge steht in Deutschland bis heute der Volkswagen Käfer ganz oben. Auch in anderen Ländern schätzt man die Qualitäten des kompakten Heckmotorfahrzeugs. Kein Wunder, immerhin liefen mehr als 21,5 Millionen Exemplare zwischen 1945 und 2003 von den Produktionsbändern. Beim Blick auf die Modellgeschichte fällt schnell auf, dass frühe Käfer außer der Silhouette und der grundlegenden Bauweise nur wenig mit späten Wagen zu tun haben. Im Laufe der Jahrzehnte gab es immer wieder Weiterentwicklungen. Beispielsweise zog Anfang der 1970er Jahre eine MacPherson-Vorderachse ein, wodurch der Vorderwagen sieben Zentimeter länger wurde. Dadurch konnte auch endlich das Ersatzrad unter einer Abdeckung im Kofferraum flach liegen, wodurch mehr Raum für das Gepäck blieb. 1972 erschien der 1303 mit stärker gewölbter Windschutzscheibe, um die neuen Mindestabstände zwischen Passagieren und Scheibe einzuhalten, die in den US-Zulassungsbestimmungen ab August 1973 verankert waren.
Letzte europäische Käfer kamen aus Emden
Parallel dazu verlagerte Volkswagen die Produktion des Käfers mit alter Technik und Karosserie nach Emden, da in Wolfsburg der Golf anlief. Dadurch endete 1975 auch die Fertigung des modernisierten 1303 als Limousine. Bei Karmann entstand diese Version bis 1979 weiterhin als Cabriolet. Bis Januar 1978 entstanden in Emden zweitürige Limousinen des Käfers in Sparausführung oder L-Ausstattung sowie mit dem 1200er (34 PS) oder 1600er Motor (50 PS) für den europäischen Markt. Anschließend rollte das automobile Krabbeltier nur noch in Brasilien, Mexiko und Südafrika vom Band. Bis 1985 gelangten diese Fahrzeuge über den Hafen in Emden weiterhin offiziell nach Europa und waren bei den VW-Händlern zu bestellen. Anschließend übernahmen freie Importeure, die bis 2004 finale Fahrzeuge anboten. Die letzten Autos aus der Última Edición mussten per Sondergenehmigung zugelassen werden, da sie die zwischenzeitlich für Neuwagen vorgeschriebenen OBD-Anschlüsse nicht hatten.
Gepanzertes Auto für die sizilianische Ehefrau
Im Laufe der langen Käfer-Geschichte gab es zahlreiche Sonderversionen. Um diese alle zusammenzufassen, müsste man bereits ein Buch schreiben. Neben den direkt ab Werk gebauten Variationen bauten auch externe Firmen mehr oder weniger eigenständige Fahrzeuge auf. Natürlich kennen viele Leser die zahlreichen Buggys. Mancheiner erinnert sich zudem an Sonderkarosserien von Hebmüller, Rometsch oder Ghia, wobei der von VW direkt angebotene Karmann Ghia wohl die berühmteste Variante bleibt. Hinzu kamen viertürige Verlängerungen als Taxi, Pritschenwagen und zahlreiche weitere Ideen. 1977 bestellte sich ein Unternehmer auf Sizilien einen Volkswagen 1200 für seine Frau. Aufgrund zahlreicher Morde durch die Mafia entschied er sich dazu, den Wagen bei der Firma Blindocar komplett panzern zu lassen. Alle Scheiben wurden gegen Verbundglas mit einer Dicke zwischen 1,5 und 2,5 Zentimetern ausgetauscht. Zusätzliche Schlösser sicherten die Türen während der Fahrt ab.
Unrestaurierter Originalzustand
Interessanterweise blieben die Achsen und der Antrieb ebenso unverändert wie das Interieur. Trotz höherem Fahrzeuggewicht sorgt also weiterhin der 1,2 Liter große Vierzylinder-Boxermotor mit 34 PS für den Vortrieb. Laut Angaben von Chrome Cars, wo der Wagen inzwischen zum Verkauf steht, ist jedoch lediglich der Bremsweg negativ beeinträchtigt. Der gepanzerte Käfer wurde nie restauriert, präsentiert sich in gutem Gesamtzustand und hat lediglich rund 45.000 Kilometer Laufleistung. Chrome Cars ruft einen Kaufpreis von 80.000 € für dieses Unikat auf.
Bilder: Chrome Cars