Venturi 400 GT
Außerhalb von Frankreich ist die kleine Sportwagenmarke Venturi nahezu unbekannt. Sie wurde 1984 vom ehemaligen Alpine-Techniker Claude Poiraud und Gérard Godfroy unter dem Namen ‚Manufacture de Voitures de Sport‘, kurz MVS, gegründet, nutzte letztlich aber den eigentlich nur als Modellnamen geplanten Titel Venturi als Markennamen. Zwischen 1987 und 2001 entstanden erst in Cholet und später in Couëron sowie in Nizza zweisitzige Sportwagen mit Mittelmotorbauweise und Großserientechnik von Peugeot und Renault. Als Triebwerk nutzte man den bekannten PRV-V6-Motor in verschiedenen Leistungsstufen. Neben dem Urmodell, das 1986 in Paris debütierte und bis 1996 mit nur leichten Modifikationen im Programm blieb, gab es zeitweise das Cabriolet Transcup, den 300 Atlantique, die Rennversion Trophy und eine davon abgeleitete Straßenversion namens 400 GT. In Deutschland boten Keinath und das Autohaus Pahnhenrich in Gütersloh zeitweise diese Fahrzeuge an, ohne eine allzugroße Verbreitung zu erreichen. Laut den offiziellen Firmenbüchern entstanden insgesamt exakt 650 Venturi Sportwagen bis zur Liquidation im Jahr 2001. Anschließend gab es eine Wiederbelebung in Monte Carlo, wo Elektrosportwagen unter dem Markennamen Venturi entstehen, die nichts mehr mit den Ursprüngen zu tun haben.
Vom 400 GT fertigte Venturi zwischen 1994 und 1999 lediglich 13 Exemplare. Der Grund dafür liegt zum einen in insgesamt drei Besitzerwechseln der Firma in genau diesem Zeitraum und zum anderen im nicht gerade geringen Grundpreis von 258.500,- DM. Namentlich deutete man es direkt an: Der 400 GT holt durch eine Biturboaufladung 408 PS aus dem PRV-Triebwerk heraus. Hinzu kommt ein maximales Drehmoment in Höhe von 520 Newtonmetern. Diese Kraft gelangt über ein manuelles Fünfgang-Getriebe auf die Hinterräder und beschleunigt den Venturi bei Bedarf in 4,7 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Maximal gaben die Franzosen 290 km/h an, womit es das bis dahin schnellste Serienfahrzeug aus französischer Produktion war. Dies wurde durch das Leergewicht von knapp einer Tonne begünstigt, gleichzeitig jedoch durch die ausladende Karosserie mit fest integriertem Heckflügel torpediert. Eigentlich war der Wagen schließlich für den hauseigenen Markenpokal und GT-Rennen gedacht, wo man viel Anpressdruck brauchte.
Nun bietet das Pariser Auktionshaus Artcurial im Rahmen des Le Mans Classic den vierten der 13 gebauten Venturi 400 GT zur Versteigerung an. Dabei handelt es sich um das einzige Fahrzeug mit einer Lackierung in British Racing Green metallic, kombiniert mit einer Lederausstattung in tan. In den zurückliegenden zehn Jahren steckte der aktuelle Besitzer einiges an Arbeit und Geld in das Fahrzeug. Unter anderem ließ er es im Originalfarbton neu lackieren, ließ die Technik überholen, die Benzinpumpen austauschen und das Fahrwerk perfekt einstellen. Innen zeigt der Wagen sein originales Interieur, wobei das Armaturenbrett auf der Oberseite leichte Ausbleichungen mit Würde trägt.
Insgesamt zeigt der Kilometerzähler in diesem Venturi 400 GT erst knapp über 43.000 an. Wer auch immer das Fahrzeug übernimmt, erhält also quasi einen Jahreswagen. Natürlich gehören alle originalen Bordwerkzeuge und Anleitungen zum Angebot dazu. Artcurial erwartet einen Zuschlagspreis zwischen 180.000,- und 240.000,- €.
Bilder: Artcurial