Venturi 300 Atlantique
Auf dem Pariser Autosalon 1994 zeigte der kleine französische Autohersteller Venturi mit dem 300 Atlantique eine umfangreiche Modellpflege des zuvor angebotenen 260 Atlantique. Erst am Anfang des gleichen Jahres hatte der Schotte Hubert O’Neill die Marke übernommen und direkt bei Gérard Godfroy dieses Facelift in Auftrag gegeben. Innerhalb von nur sechs Monaten verhalfen zahlreiche Rundungen für einen moderneren Auftritt des Mittelmotorcoupés. Vorn blieb es bei Klappscheinwerfern, während am Heck nun die Rückleuchten des Ford Sierra verbaut wurden. Seitlich hinter den Türen sorgen kleine Lufteinlässe für mehr Frischluft im Motorraum. Zudem nutzte Venturi neu gestaltete Siebenspeichenfelgen. Das Interieur erhielt mittels Holzdekor und Lederpolsterung ein wohnliches Ambiente. Weiß hinterlegte VDO-Rundinstrumente zeigten neben Tempo und Drehzahl auch den Tankinhalt, die Motortemperatur, Öldruck und Öltemperatur sowie (falls vorhanden) den Ladedruck des Turbos.
Mit oder ohne Turbolader
Wie in allen Modellen der Marke steckte auch im 300 Atlantique das drei Liter große PRV-V6-Triebwerk. PRV steht für die drei an der Entwicklung des Motors beteiligten Firmen Peugeot, Renault und Volvo, in deren Modellreihen dieser V6 lange eingesetzt wurde. Im Venturi leistete es 154 kW/210 PS ohne und 207 kW/281 PS mit Turbolader. Der turboaufgeladene PRV-Motor stammte aus der Alpine A610. Ab 1998 gab es den 300 Atlantique Biturbo mit 228 kW/310 PS. Dieser erhielt den neueren L7X-V6-Motor von Renault. Mithilfe seiner 394 Newtonmeter Drehmoment und des Fünfgang-Schaltgetriebes beschleunigte der 300 Atlantique Biturbo in 4,7 Sekunden auf Tempo 100. Als Höchstgeschwindigkeit gab Venturi für die Variante mit Turboaufladung 275 km/h an. Mit diesen Werten konnte der Wagen sich gut im Feld der Mitbewerber platzieren und gewann sogar einige Vergleichsteste.












































70 Fahrzeuge in sieben Jahren
Trotz dieser Erfolge in internationalen Magazinen wie TopGear konnte sich der Venturi 300 Atlantique kommerziell nicht durchsetzen. Von den ersten beiden Varianten mit und ohne Aufladung entstanden nur 57 Exemplare. Der nur in den Jahren 1998, 1999 und 2000 produzierte 300 Atlantique Biturbo kam auf lediglich 13 Stück. Dies waren die letzten Sportwagen von Venturi als französische Marke. Bereits 1996 hatte die thailändische Firma Nakarin Benz die Leitung übernommen. 2000 folgte eine weitere Übernahme durch den Monegassen Gildo Pallanca Pastor, der die Ausrichtung auf die Produktion von elektrischen Sportwagen, Rekordfahrzeugen und Sonderaufbauten verlagerte. Daneben war die Marke bis 2019 als Hersteller in der Formel E unterwegs. Seither nutzt man als Kundenteam die Technik von Mercedes und tritt unter dem Teamnamen ROKiT Venturi Racing an. Gildo Pallanca Pastor verlegte zudem direkt nach der Übernahme den Firmensitz nach Monaco. Damit endete die Geschichte der ursprünglichen Marke Venturi aus Couëron.
032 bei Artcurial in Paris
Beim Auktionshaus Artcurial kommt im Rahmen der Retromobile in Paris Anfang März ein Venturi 300 Atlantique Turbo unter den Hammer. Es handelt sich um die Fahrgestellnummer 032. Dieses Exemplar war das einzige neu in Italien ausgelieferte Fahrzeug. Erstbesitzer war 1997 ein Herr Moretti aus Parma. Er bestellte seinen Venturi im Farbton „Gris Nimbus“ (silbergrau) mit Cartier-roter Lederausstattung. 2015 kehrte das Auto nach Frankreich zurück und erhielt vom Zweitbesitzer eine umfangreiche Auffrischung inklusive Neulackierung. Bis heute sind nicht einmal 15.000 Kilometer Laufleistung zusammen gekommen. Natürlich sind auch beide Fahrzeugschlüssel und die Bordmappe vorhanden und Bestandteil der Auktion. Artcurial erwartet einen Zuschlagspreis zwischen 80.000 und 100.000 €. Ein guter Preis für einen raren Youngtimer-Sportwagen.
Bilder: Artcurial, Kevin Van Campenhout