30 Jahre Alpine A610

Als letztes Serienmodell der originalen Marke Alpine debütierte 1991 die A610. Zu diesem Zeitpunkt gehörte die kleine Marke aus Dieppe bereits seit 18 Jahren zu Renault. 1973 hatte der französische Hersteller die Aktienmehrheit an Alpine übernommen, fünf Jahre später auch den Rest. Zeitweise verkaufte man die Modellreihen als „Renault Alpine“. Beim A610 kehrte man zum Markennamen Alpine zurück. Dieser 2+2-Sitzer entstand nach klassischem Vorbild als Heckmotorsportwagen mit Kunststoffkarosserie. Durch ein begrenztes Budget in der Entwicklungszeit entsprach die Optik stark dem Vorgängermodell V6 GT und GTA, das in der US-Version ab 1987 bereits Klappscheinwerfer erhalten hatte. Diese fanden sich nun in modifizierter Form an der A610 wieder. Die seitliche Fensterlinie und die verglaste Heckfläche stammte komplett vom GTA.

PRV-Motor mit Turboaufladung

Hinter der Hinterachse steckte weiterhin der bereits bekannte PRV-V6-Motor, nun mit drei Litern Hubraum. Dank Turboaufladung standen 184 kW/250 PS und 350 Newtonmeter Drehmoment zur Verfügung. Ein manuelles Fünfgang-Getriebe sorgte für die Kraftübertragung auf die Hinterräder. Laut Datenblatt beschleunigte der A610 in 5,7 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 und weiter bis zur Höchstgeschwindigkeit von 265 km/h. Erstmals gehörte ABS zur Serienausstattung. Ebenso konnten sich die Insassen an den Annehmlichkeiten einer Klimaanlage und eines Radios erfreuen. Die Sitze waren wahlweise mit hochwertigem Velours-Stoff oder Leder bezogen. Alpine versuchte, die A610 im Feld der Oberklasse-Sportcoupés zu positionieren. Entsprechend hoch preiste man das Modell 1991 ein. Mit einem Grundpreis von 105.000 DM lag man sogar jenseits des Neupreises vom Porsche 968.

Zwei Sondermodelle

Schon im ersten Produktionsjahr präsentierte Alpine das Sondermodell „Albertville“ aufgrund der olympischen Winterspiele, die 1992 in diesem französischen Ort stattfanden. Zwei dieser komplett weiß lackierten Fahrzeuge dienten während der Veranstaltung gemeinsam mit weiteren Renault-Modellen als VIP-Shuttles. 1993 widmete man ein weiteres limitiertes Sondermodell den sportlichen Erfolgen des Williams-Teams in der Formel 1. Die blaue Lackierung von Karosserie und Leichtmetallrädern war den Rennwagen nachempfunden, der Name lautete passend zur französischen F1-Rennstrecke „Magny-Cours“. Lediglich 31 Exemplare sind entstanden. Insgesamt erwies sich die A610 für Alpine nicht als Verkaufserfolg. Selbst der Einsatz eines privat vorbereiteten Wagens bei den 24 Stunden von Le Mans 1994, der auf Rang 13 endete, konnte marketingtechnisch nicht umgesetzt werden. Und das, obwohl man sogar das Kremer-Team mit einem Honda NSX besiegt hatte.

Nur 818 Exemplare in vier Jahren

Im gleichen Jahr, 1994, dienten zwei Alpine A610 beim Grand Prix von Großbritannien in Silverstone als offizielle Safety Cars. Durch die weiterhin geringen Vorbestellungen stellte Renault Anfang 1995 die Fertigung des Sportwagens ein. Ob dies einzig auf die Verkaufszahlen zurückzuführen war, oder auch mit dem Produktionsbeginn des Renault Sport Spider zusammenhing, ist nicht endgültig zu klären. Dieses zweisitzige Modell entstand im Lohnauftrag bei Alpine in Dieppe. Bis zu diesem Zeitpunkt waren lediglich 818 Exemplare der A610 vom Band gelaufen, 67 davon mit Rechtslenkung. Nur rund ein Zehntel der Gesamtproduktion entstand im Zeitraum von 1993 bis 1995. Inzwischen liegen gut erhaltene Exemplare der A610 zwischen 40.000 und 60.000 €, je nach Laufleistung und Vorgeschichte. Durch die Aufnahme in den Club der H-Kennzeichen könnte dieser Wert in Kürze leicht steigen. Alpine verfiel bis 2014 in einen Dornröschenschlaf, bevor Renault die Marke wiederbelebte.

Bilder: Alpine, Renault