Dieser Ferrari 288 GTO ist noch nicht mal eingefahren!

Im Jahr 1984 rollte in Maranello ein Auto vom Band, das nicht einfach als Weiterentwicklung eines bestehenden Konzepts galt, sondern als Neubeginn – der Startschuss für eine bis heute andauernde Linie von Ferrari-Supersportwagen. Der 288 GTO war der erste dieser besonderen Serie, gefolgt vom F40, F50, Enzo, LaFerrari – und zuletzt dem F80. Wer heute von „Ferrari-Hypercars“ spricht, meint mit dem 288 GTO den Ursprung.

Geplant war das Auto ursprünglich für die Rallye-Welt: Ferrari wollte mit einer Gruppe-B-Homologation die Wettbewerbsbühne betreten. Die Reglemente verlangten mindestens 200 straßenzugelassene Fahrzeuge – Ferrari erfüllte die Vorgaben, doch noch bevor der 288 GTO tatsächlich eingesetzt werden konnte, wurde die gesamte Gruppe-B-Klasse aus Sicherheitsgründen eingestellt. Was blieb, war ein fertiges Auto mit Motorsportgenen, aber ohne Rennserie.

Die Nachfrage litt darunter nicht im Geringsten. Im Gegenteil: Was als Zweckmaschine gedacht war, entwickelte sich rasch zu einem Mythos. Ferrari baute weniger als 300 Stück – und schuf damit das seltenste Serienmodell innerhalb seiner Supersportwagenfamilie.

Chassis 54789 mit nur 1525 Kilometer.

Das bei RM Sotheby’s zur Auktion stehende Fahrzeug trägt die Fahrgestellnummer 54789 und wurde im Februar 1985 fertiggestellt. Es handelt sich um das 99. produzierte Exemplar und wurde – wie alle 288 GTOs – in Rosso Corsa mit schwarzem Innenraum ausgeliefert. Klimaanlage und elektrische Fensterheber gehörten zur Ausstattung. Der erste Eigentümer war ein Unternehmer aus Viersen, der das Auto allerdings nie entgegennahm. Stattdessen blieb der Wagen bei Auto-Becker in Düsseldorf und kam kaum je auf die Straße. Bis heute hat das Fahrzeug nur knapp 1.525 Kilometer zurückgelegt – eine außergewöhnlich niedrige Laufleistung, die sich durchgehend nachvollziehen lässt.

Erst Jahre später wechselte der Wagen in die Hände mehrerer namhafter deutscher Ferrari-Sammler. Besonders hervorzuheben ist die Zeit in der Sammlung von Eckhard Bluhm – neben F40, F50, Enzo und einem Formel-1-Fahrzeug von Michael Schumacher hatte der 288 GTO dort einen würdigen Platz. Während dieser gesamten Phase wurde das Auto kaum gefahren und äußerst sorgfältig gepflegt.

2021 gelangte der GTO in die USA und erhielt dort eine umfassende technische Überholung bei Ferrari of Central Florida. Der Service umfasste unter anderem neue Zahnriemen, Kupplungs- und Getriebeinstandsetzung, frische Reifen sowie eine komplette Bremsenwartung. Die Laufleistung liegt heute bei nur 1.525 Kilometern, dokumentiert und nachvollziehbar. Eine Ferrari Classiche-Zertifizierung (Red Book) wurde beantragt und begleitet. Innerhalb der Ferrari-Sonderserien nimmt der 288 GTO eine besondere Rolle ein – nicht nur als erster Supersportwagen dieser Linie, sondern auch aufgrund seiner Seltenheit. Viele Fahrzeuge wurden im Laufe der Jahrzehnte intensiv genutzt oder verändert. Ein Exemplar mit dieser Historie, Substanz und Authentizität ist heute kaum mehr zu finden.

Versteigert wird der Ferrari 288 GTO im Rahmen der Monterey Car Week bei RM Sotheby’s, einem der international bedeutendsten Treffpunkte für klassische Automobile und anspruchsvolle Sammler. Mit Blick auf die kommende Auktion ist klar: Wer auf der Suche nach einem 288 GTO im Ausnahmezustand ist, wird bei diesem Auto kaum an Grenzen stoßen – weder technisch, noch sammlerisch.

Fotos: Jorge Guasso for Sotheby’s