Spyker C8 Spyder

Spyker gehört zu den wenigen europäischen Kleinserienherstellern, die trotz lediglich rund 250 hergestellten Fahrzeugen bis heute bekannt sind. Genau genommen gehört der Autobauer sogar zu den wenigen Marken, die ein zweites Leben hatten. Leider gehört sie inzwischen erneut zu den toten Firmen. Doch darüber möchten wir an dieser Stelle nicht berichten. Uns geht es um den Beginn des zweiten Kapitels. Die ursprüngliche Marke Spijker, die erst später zur besseren Aussprache in ganz Europa auf Spyker umbenannt wurde, begann 1880 als Kutschenbaufirma der Gebrüder Spijker. Unter anderem fertigte man 1898 in Handarbeit eine goldene Kutsche für das niederländische Königshaus an, die bis heute bei besonderen Ereignissen verwendet wird. Später entstanden auch Automobile. Einer der Sportwagen erhielt als erstes Auto weltweit einen Allradantrieb. 1925 endete die Produktion nach rund 1.500 Fahrzeugen aufgrund von zu geringer Nachfrage und ein Jahr später wurde die Firma per Zwangsversteigerung abgewickelt.

Vom Silvestris V8 zum Spyker C8

Weiter ging es erst 1999, als zwei niederländische Geschäftsleute den Markennamen und alle Rechte daran erwarben. Der Multimillionär Victor R. Muller war einer von ihnen und übernahm den Posten des Geschäftsführers. Eher im Hintergrund bewegte sich der Designer Maarten De Bruijn. Er hatte bereits in der Zeit zwischen 1990 und 1996 intensiv an seinem eigenen Sportwagenprojekt, dem Silvestris V8 gearbeitet. Ein erster fahrbereiter Prototyp existierte ebenfalls und diente als Basis für den ersten neuen Spyker seit 75 Jahren. Auf der Birmingham Motor Show 2000 zog Victor R. Muller das Tuch vom C8 Spyder. Ein Jahr später folgte das Coupé namens C8 Laviolette. 2005 erweiterte man das Modellprogramm um den verlängerten C8 Double 12. Bis 2011 entstanden rund 240 Fahrzeuge inklusive Rennversionen für die ALMS und Le Mans. Im Hintergrund verzettelte sich die Firma allerdings in Nebenkriegsschauplätzen. Man stieg in die Formel 1 ein und versuchte Saab von GM zu kaufen.

V8-Triebwerk von Audi

Die folgenden Insolvenzen, Rettungsversuche und Neuvorstellungen können nicht über das tolle Fahrgefühl in einem Spyker hinwegtäuschen. Kein großes Wunder bei einem Leergewicht von nur 1.275 Kilogramm (beim Spyder). Hinter den Passagieren steckt ein 4,2 Liter großer V8-Saugmotor mit 298 kW/405 PS und 480 Newtonmetern Drehmoment. Dieses Triebwerk kaufte Spyker bei Audi ein. In Verbindung mit dem manuellen Sechsgang-Getriebe, dessen offene Kulisse innen sichtbar ist, beschleunigt der C8 auf bis zu 300 km/h. Neben der Schaltkulisse bestimmen Aluminium und feinstes Leder, in seltenen Fällen auch Alcantara das Interieur. Diverse Rundinstrumente und Kippschalter verschönern das Armaturenbrett. Eine Auswahl edler Lackfarben rundete das Paket außen ab. Lediglich vier C8 Spyder erhielten ab Werk eine Lackierung in „Black Olive“, einem dunklen Grün metallic.

Nummer 144 steht zum Verkauf

Nummer 144, ein 2006 für die USA fertiggestellter Wagen, gehört dazu. Innen erhielt er sattelbraunes Leder mit Diamantsteppung. Letztes Jahr kehrte dieser C8 Spyder in die Niederlande zurück und erhielt eine umfangreiche Restaurierung inklusive Neulackierung. Trotz weniger als 800 Kilometern Laufleistung können solche Arbeiten bei falscher Fahrzeuglagerung nötig sein. Zum Auslieferungsumfang zählten damals ein Sperrdifferenzial an der Hinterachse, 19 Zoll große Aeroblade-Leichtmetallräder, Bremsen von AP Racing, das Lenkrad im Propeller-Stil und eine Klappenabgasanlage. Im Kofferraum liegt das originale Leder-Gepäckset und ein Car-Cover. Nun steht der Wagen beim Londoner Klassikerhändler O’Kane Lavers für 339.500 € zum Verkauf. Allerdings steht das Auto weiterhin in den Niederlanden.

Bilder: O’Kane Lavers