Škoda Spider B5 und Spider II

Dass Škoda in der Rallyewelt viel und erfolgreich unterwegs war, ist weitreichend bekannt. Auch einige Ausflüge auf die Rundstrecke haben wir in den zurückliegenden Wochen und Monaten bereits beleuchtet. Aber dass die tschechische Marke einst sogar Rennsportprototypen konstruierte, dürfte nur wenigen eingefleischten Markenfans bekannt sein. Tatsächlich entschied sich der verstaatlichte Betrieb AZNP (Automobilové závody, národni podnik), unter der Škoda in den 1970er Jahren firmierte, einen Spider für Berg- und Rundstreckenrennen zu bauen. Dabei nutzte man eine Reglementsänderung des Automobil-Weltverbandes FIA aus, die für die Saison 1972 die vorherigen Kategorien B5 und B6 zur Klasse B5 bis maximal drei Liter Hubraum zusammenfasste. Die Tschechoslowakische Meisterschaft übernahm diese Regeln, verringerte jedoch das Hubraumlimit auf zwei Liter.

Diverse Komponenten vom 110 L

Für das Fahrgestell griffen die Škoda-Ingenieure hauptsächlich auf Komponenten vom 110 L zurück. Allerdings verlagerte man den vom Škoda 720 abstammenden Vierzylindermotorprototyp vor die Hinterachse. Dieses Triebwerk erhielt eine OHC-Ventilsteuerung und leistete anfänglich rund 150 PS aus 1,5 Litern Hubraum. Später stieg der Hubraum auf 1,6 und schließlich auf 1,8 Liter. In der finalen Saison 1975 erreichte man sogar glatte zwei Liter. Je nach gewählter Gesamtübersetzung lag die Höchstgeschwindigkeit bei bis zu 220 km/h. Anfänglich testete man ein Fünfgang-Schaltgetriebe von Tatra, entwickelte dann jedoch ein eigenes Getriebe. Die Lenkung mit angepasster Lenksäule stammte aus dem 110 L, ebenso wie die Bremsanlage mit Scheiben vorn, die Doppelquerlenkervorderachse und die Pendelachse hinten. In den Radhäusern saßen 13 Zoll große Leichtmetallräder mit Dunlop-Rennreifen.

Spider II war noch schneller

Anfänglich litt der Spider B5 unter einem fast unberechenbaren Fahrverhalten. Dies führte unter den Fahrern zum Spitznamen „Shokan“, was übersetzt „Springer“ bedeutet. Werksfahrer Jaroslav Bobek und sein Neffe Václav Bobek junior arbeiteten hart daran, dem Wagen vernünftige Manieren beizubringen. Während Václav 1975 und 1976 mit dem Spider B5 bei Bergrennen in der Tschechoslowakei startete, wechselte Jaroslav für 1975 auf den Spider II. Dieser erhielt einen Zweiliter-Motor und eine weiterentwickelte Aluminiumkarosserie. Diese entstand mit der Hilfe von Aerodynamikexperten des Flugzeugherstellers Aero. Zudem bekam der Spider II im vorderen Bereich einen selbsttragenden Rahmen aus punktgeschweißtem dünnwandigen Stahl. Die Motorenleistung stieg auf rund 180 PS, was für bis zu 240 km/h ausreichte. Auf Tempo 100 ging es in vier Sekunden. Aus dem Ausland importierte man Bremsen von Girling und Stoßdämpfer von Koni.

Kurioses Karriere-Ende

Unweit der Stadt Olomouc fand in Šternberk regelmäßig das Ecce Homo Bergrennen statt. 1975 startete Jaroslav Bobek dort mit dem Škoda Spider II. Als erster Teilnehmer überhaupt erreichte er eine Zeit von weniger als vier Minuten. Weitere Siege folgten. Allerdings endete die Karriere dieses schnellen Škoda auf kuriose Weise. Jaroslav Bobek kollidierte hinter der Ziellinie des Bergrennens in Hlásná Třebáň mit einem anderen Teilnehmer, der seinen Wagen aus ungeklärtem Grund rückwärts rangierte. Die Beschädigungen am selbsttragenden Frontrahmen waren so gravierend, dass keine Reparatur vorgenommen wurde. Daher existiert aktuell nur der Spider B5, mit dem 1972 und 1974 Meistertitel eingefahren wurden. Er ist eines der Schmuckstücke im Škoda Muzeum in Mladá Boleslav. In der Museumswerkstatt arbeitet das Team aktuell hart an der Wiederauferstehung des Spider II.

Bilder: Škoda