Škoda Octavia Touring Sport

Nach dem Zweiten Weltkrieg stand die Welt plötzlich neu sortiert da. Man befand sich wahlweise westlich oder östlich vom Eisernen Vorhang. Für die zweitgenannte Gruppe wurde es durch die Abschottung der Sowjetunion in Richtung „Klassenfeind“ Westen schwierig, an internationalen Veranstaltungen teilzunehmen. Škoda probierte dies ab Ende der 1950er Jahre trotzdem. Der Autohersteller aus Mladá Boleslav in der Tschechoslowakei wollte an Erfolge der Vorkriegszeit anknüpfen. Als Basis wählte man den 1959 auf den Markt gebrachten Octavia aus. Dieser war die Weiterentwicklung des Škoda 440 von 1955. Dank kräftigem Vierzylindermotor, Einzelradaufhängung und Heckantrieb bot sich das Konzept besonders für Rallyes an. Ab 1960 öffnete sich die Tschechoslowakei vorsichtig Richtung Westen, vor allem um durch Exporte Devisen zu beschaffen. Škoda nutzte dies, um den Octavia und das von diesem Modell abgeleitete Cabriolet Felicia anzubieten. Beide Fahrzeuge wurden zu Exportschlagern.

Zwei Varianten des Octavia Touring Sport

Mit dem Octavia ging man zudem nun auch international bei Marathon-Rallyes und Bestzeitrallyes an den Start. Hierfür entwickelte Škoda eigens die TS-Variante mit sportlichen Komponenten ab Werk. Das Kürzel stand für Touring Sport. Anfänglich hatte dieses Fahrzeug 1960 den 1.089 Kubikzentimeter großen Vierzylindermotor unter der Haube. Zwei Jikov-32-SOPb-Fallstromvergaser, ein neues Ansaugrohr und modifizierte Deflektoren an den Kolben für eine höhere Verdichtung sorgten für 36,8 kW/50 PS und 74,5 Newtonmeter Drehmoment. Noch im gleichen Jahr schob Škoda den Octavia Super mit 1,2-Liter-Triebwerk nach, von dem es ab 1962 ebenfalls eine TS-Version gab. Hier erhöhte man ebenfalls im Vergleich zum normalen Serienmodell die Verdichtung und erzielte dadurch 40,4 kW/55 PS. Diverse Kunden und Werkstätten versuchten sich erfolgreich an klassischen Tuningmaßnahmen und erzielten bis zu 100 PS. In Kombination mit dem offiziellen Leergewicht von 920 Kilogramm (ab Werk) ergaben sich daraus veritable fahrdynamische Werte. Ohne Tuning lag die Höchstgeschwindigkeit bereits bei 130 km/h.

Klassensiege bei der Rallye Monte Carlo

Auf Kundenwunsch entstanden direkt im Škoda-Werk in Mladá Boleslav einige Fahrzeuge für den Rallyebetrieb. Sie standen auf 15 Zoll großen Barum-Reifen. Für Veranstaltungen auf Eis und Schnee nutzte man Michelin-Reifen mit Spikes. In der Kategorie unter 1,3 Liter Hubraum war der Octavia TS schnell ein ernst genommener Gegner. Neben diversen Tschechoslowaken setzten auch Teams aus Skandinavien, Polen, Griechenland und Österreich auf die Kompaktlimousine. Die Finnen Esko Keinänen und Rainer Eklund nahmen 1961 mit ihrem Octavia TS an der Rallye Monte Carlo teil. Neben dem sechsten Platz insgesamt erzielten sie den Sieg in ihrer Hubraumklasse. Ausgelöst durch diesen Erfolg standen im Folgejahr 16 Škoda Octavia mit Fahrerteams aus acht Länden am Start der Monte. Esko Keinänen gewann erneut seine Klasse und deklassierte vier Fahrzeuge von Alfa Romeo. Im Vergleich zum Serienauto gab es nur minimale Veränderungen. Eine Aluminiumölwanne sorgte für bessere Motorschmierung und -kühlung.

Auch in Finnland und bei der Tour d’Europe erfolgreich

Mit dem Finnen Esko Keinänen hinter dem Steuer war das Škoda Werksteam auch in dessen Heimat Finnland erfolgreich. 1962 unterlag er nur knapp seinen Landsleuten Pauli Toivonen und Jaakko Kallio in einer Citroën DS19. Den Klassensieg konnte Keinänen hingegen niemand nehmen. Diesen holte der Octavia TS 1963 zudem erneut in Monaco, diesmal mit den Norwegern Gjölberg/Karlan im Cockpit. Esko Keinänen errang in Finnland den vierten Platz insgesamt. Hinzu kam ein fünfter Gesamtrang bei der Tour d’Europe 1963, gepaart mit dem Klassensieg in der Kategorie bis 1,3 Liter Hubraum. Eingefahren wurde dieser Erfolg durch die Werksfahrer Josef Vidner und Bohuslav Staněk. Insgesamt baute Škoda zwischen 1960 und 1966 mehr als 2.270 Exemplare des Octavia TS und Octavia 1200 TS.

Bilder: Škoda