Škoda 1100 OHC

Nachdem Škoda 1950 zum ersten (und einzigen) Mal am 24 Stunden Rennen in Le Mans teilgenommen hatte, begannen Anfang 1956 Arbeiten an einem neuen Rennfahrzeug. Intern erhielt der Wagen das Kürzel 968, bekannt wurde er hingegen als 1100 OHC. Im Gegensatz zum 1950er Škoda 1101 Sport diente diesmal ein verschweißter Gitterrohrrahmen aus dünnwandigen Stahlrohren. Von Anfang an machten sich die beteiligten Ingenieure viele Gedanken zur Gewichtsverteilung und verbauten daher Kupplung und Fünfgang-Getriebe in Transaxle-Bauweise an der Hinterachse. Um zudem die Wartungsfreundlichkeit im Rennbetrieb zu erhöhen, bildeten Getriebe, Kupplung und Verteilergetriebe eine kombinierte Baugruppe. Hinter der Vorderachse steckte ein längs eingebauter Vierzylinder-Reihenmotor mit 68 kW/92 PS aus 1,1 Litern Hubraum. Anfänglich erreichte man diese Leistung nur mit hochoktanigem Flugbenzin. Später rüstete man das Triebwerk so um, dass es normales Benzin vertrug. Doppelvergaser von Jirkov und später Weber übernahmen die Gemischaufbereitung.

Knappe Abmessungen und wenig Gewicht

Škoda kümmerte sich zudem um ein hervorragendes Fahrwerk mit Einzelradaufhängung und 15 Zoll großen Borrani-Speichenrädern rundum. Bei einem Radstand von nur 2,2 Metern saß vorn eine Trapezlenkerachse und hinten eine Pendelachse mit Längslenkern, jeweils mit Drehstabfedern. Hinzu kam eine präzise Lenkung mit abnehmbaren Dreispeichenlenkrad im Cockpit. Neben dem Fahrer war Platz für einen Beifahrer, was dem Sportwagenreglement geschuldet war. Natürlich fährt in Le Mans kein Insasse mit, jedoch sollen die Fahrzeuge auf diese Weise zumindest ein wenig Seriennähe suggerieren. Über dem Gitterrohrrahmen erstreckte sich eine schmale und knapp geschnittene Roadster-Karosserie aus glasfaserverstärktem Kunststoff. Diese gestaltete Jaroslav Kindl. Bei Abmessungen von 3,88 Metern Länge, 1,43 Metern Breite und 96,4 Zentimetern Höhe brachte der Škoda 1100 OHC lediglich 583 Kilogramm auf die Waage. Dadurch lag die Höchstgeschwindigkeit je nach Übersetzung im Bereich zwischen 190 und 200 km/h.

Start in Le Mans war nicht möglich

Während das erste Exemplar des 1100 OHC elegante Klappscheinwerfer erhielt, tauschte man diese für die restlichen drei Autos gegen feststehende Lampen hinter Klarglasabdeckungen aus. Diese standen im eingeschalteten Zustand nicht im Fahrtwind und störten damit die Aerodynamik nicht. Zur Premiere des neuen Rennwagens im Juni 1958 gab es direkt einen Sieg auf der städtischen Rundstrecke von Mladá Boleslav. Im Laufe der folgenden Jahre saßen die Werksrennfahrer Miroslav Fousek, Václav Čížkovský, Jaroslav Bobek, Václav Bobek senior und Josef Vidner hinter dem Steuer des 1100 OHC. Aufgrund der schwierigen politischen Lage, in der sich die Tschechoslowakei als Teil der sozialistischen Staaten befand, konnte Škoda nicht mehr nach Le Mans reisen. Stattdessen fuhr man Rennen im Inland und in anderen sozialistischen Ländern.

Zwei Roadster und zwei Coupés

Das erste Fahrzeug, das Ende 1957 entstand, sowie Auto Nummer zwei von Anfang 1958 erhielten die offene Roadster-Karosserie. 1959 folgten zwei geräumigere Coupés mit Aluminiumkarosserien. Trotz des anderen Werkstoffs und des Dachaufbaus sank das Leergewicht auf 555 Kilogramm. Im Anschluss an die Renneinsätze verkaufte Škoda alle vier Fahrzeuge an Privatleute. Leider verunfallten beide Coupés unabhängig voneinander. Auf der Basis eines Rahmens und anderer erhalten gebliebener Einzelteile arbeitet die Werkstatt des Škoda Muzeum in Mladá Boleslav allerdings momentan an einem Wiederaufbau eines Coupés. Derweil können die beiden Roadster immer wieder bei Oldtimerveranstaltungen begutachtet werden. Eines gehört Škoda UK, das andere dem Werksmuseum in Tschechien.

Bilder: Škoda