Rimac Nevera

Rimac präsentiert mit dem Nevera die Serienversion des 2018 in Genf präsentierten C_Two. Dieser zweite elektrische Supersportwagen des kroatischen Unternehmens beerbt den Concept_One. Besondere Berühmtheit erlangte dieser auf acht Exemplare limitierte Elektrosportwagen durch einen Unfall des britischen TV-Moderators Richard Hammond bei einem Bergrennen in der Schweiz. Diese Art der negativen Presseberichtserstattung haben jedoch weder Concept_One noch der neue Nevera verdient. Eigentklich sollte der Neuling bereits auf der Geneva International Motor Show 2020 debütieren. Nachdem diese Automesse wegen der einsetzenden Corona-Pandemie kurzfristig abgesagt werden musste, nahm man sich bei Rimac umso mehr Zeit, um alle Komponenten des Wagens fertig zu entwickeln.

Benannt nach einem plötzlichen, kräftigen Sturm

Mit diversen Prototypen sorgte Rimac in den letzten Jahren für ein hervorragendes Fahrverhalten, bestmögliche Bremsen und ein für jeden Kunden nutzbares Ansprechverhalten der Elektromotoren. Immerhin steht das volle Drehmoment ab der minimalsten Gaspedalberührung zur Verfügung und baut sich nicht über ein langes Drehzahlband auf. Hinzu kommt der weltweit erste Fahrlehrer mit künstlicher Intelligenz, der dem Fahrer bei Rennstreckenbesuchen die Ideallinie, bestmögliche Bremspunkte und weiteres Verbesserungspotenzial aufzeigt. Parallel ging Firmengründer Mate Rimac auf die Suche nach einem passenden Modellnamen. Er wurde quasi vor der eigenne Haustür fündig: Nevera ist ein kroatischer Ausdruck für einen plötzlich auftretenden, kräftigen Mittelmeersturm auf offener See.

Aerodynamische Feinarbeiten im Vergleich zum C_Two

Optisch scheint sich seit der Weltpremiere des Rimac C_Two vor zwei Jahren nicht mehr viel getan zu haben. Beim genauen Blick enthüllen sich jedoch diverse Detailverbesserungen an Hauben, Dachsäulen und Diffusor. Rimac stellte den C_Two über viele Stunden in den Windkanal und fand dabei diverse kleine Stellen, die sich auf dem Weg zur Serienversion verbessern ließen. So gilt für den fertigen Rimac Nevera ganz klar das Motto „Form folgt der Funktion“. Jedes Karosserie-Element hilft der Aerodynamik, der Ableitung warmer Abluft oder der Kühlung der Akkus. Die aerodynamische Effizienz des Fahrzeugs konnte vom ersten Prototyp bis zum Serienauto um 34 Prozent verbessert werden. An den Flanken blieb es beim bereits vom Concept_One bekannten „Krawatte“, einer Vertiefung, die hinter den Vorderrädern aus einer Entlüftungsöffnung für das Radhaus entsteht, sich über die Tür zieht und hinten in einer Carbon-Spange endet.

Karosserie und Monocoque aus Kohlefaser

Im Zuge der Windkanalstunden entstanden auch diverse aktive Aerodynamikelemente. Ein Profil an der vorderen Haube, Klappen am Unterboden, Diffusorelemente und der Heckflügel stellen sich je nach Fahrsituation optimal in den Fahrtwind. Auch die geschmiedeten Leichtmetallräder erhielten ein neues Design, um mehr Kühlluft auf die Kohlefaser-Keramik-Bremsanlage von Brembo zu leiten. Unter der Carbon-Karosserie befindet sich ein vom ehemaligen Chefkonstrukteur des C_Two entwickeltes Carbon-Monocoque mit integriertem Dach, Batteriefach im Boden und hinterem Hilfsrahmen. Dieses Monocoque wiegt weniger als 200 Kilogramm und ist das größte Carbon-Einzelteil in der Autoindustrie.

120 kWh starker Lithium-Mangan-Nickel-Akku

Rimac ist einer von wenigen Autoherstellern, die ihre Elektroantriebstechnik selbst entwickeln und herstellen. Diese Dienstleistung bietet man zudem auch externen Firmen an, weshalb die Akkutechnik im Aston Martin Valkyrie und Koenigsegg Regera von Rimac stammt. Im neune Nevera steckt ein flüssigkeitsgekühltes Lithium-Mangan-Nickel-Akkupaket in H-Form mit 6.960 Zellen und 120 kWh. Dieses ist so gestaltete, dass es allein bereits 37 Prozent der Fahrzeugsteifigkeit bietet. Zudem sorgt es maßgebend für die Gewichtsverteilung von 48:52 zwischen vorn und hinten. Anstelle von Traktionskontrolle und ESP nutzt Rimac R-AWTV 2. Dahinter verbirgt sich die zweite Generation des eigens entwickelten Torque-Vectoring-Systems zwischen allen vier Rädern. Pro Sekunde finden mehr als 100 Kalkulationen der Sensoren statt, um das Drehmoment passend auf die Straße zu bringen.

Reichlich Leistung für zwei Millionen Euro

Für zwei Millionen Euro pro Stück erhalten die Kunden nun ein 1.408 kW/1.914 PS starkes Fahrzeug mit einer Höchstgeschwindigkeit von 415 km/h. Beim maximalen Drehmoment stehen 2.360 Newtonmeter im Datenblatt.Die vier Permanentmagnetmotoren treiben die Räder direkt an. Laut offiziellem Datenblatt gelingt der Spurt auf Tempo 100 in 1,85 Sekunden und der auf Tempo 300 in 9,3 Sekunden. Letzterer ist damit volle 2,5 Sekunden schneller als ursprünglich angepeilt. Insgesamt plant Rimac eine Auflage von 150 Exemplaren. Den Kunden stehen dabei diverse Individualisierungsmöglichkeiten für die Farbgebung von Ex- und Interieur zur Auswahl.

Bilder: Rimac Automobili