Renault Frégate Ondine Cabrio by Ghia
Bereits während des Zweiten Weltkriegs liefen bei Renault Planungen für neue Modellreihen, die in einer möglichen Nachkriegszeit viele Kunden finden sollten. Parallel zum 4CV dachte man bereits über ein Fahrzeug der oberen Mittelklasse nach und fertigte auch einen Prototypen an, legte das Projekt aber dann vorerst auf Eis, um sich auf den Kompaktwagen zu konzentrieren, dessen Marktchancen als größer angesehen wurden. Als Ende der 1940er Jahre schließlich der Bedarf an einem luxuriöseren und größeren Auto wuchs, fing man mit der Entwicklung dennoch von vorne an, da die Kriegsentwürfe inzwischen als veraltet angesehen wurden. Als Ergebnis präsentierten die Franzosen 1950 auf dem Pariser Autosalon die Frégate mit einem 60 PS starken Vierzylindermotor. Sechs Jahre später folgte zur Limousine eine Kombivariante namens Domaine für Handwerker sowie ein 77 PS starkes Triebwerk als Auswahlmöglichkeit.
Beide Motorvarianten übertrugen ihre Leistung über ein manuelles Viergang-Getriebe mit Schalthebel an der Lenksäule auf die Hinterräder, die erstmals an einer Schräglenkerhinterachse saßen. Vorn kamen doppelte Dreieckslenker zum Einsatz. Rundherum sorgten die für die damalige Zeit typischen Trommelbremsen für eine adäquate Verzögerung. Zum Produktionsende im Jahr 1960 verließ das letzte von insgesamt 163.383 Exemplaren das Werk, in dem bis 1975 kein vergleichbar großes Fahrzeug produziert werden sollte. Neben Limousine und Kombi liefen wenige nackte Chassis vom Band, die von externen Karosseriebauern eingekleidet wurden.






































1953 debütierte auf dem Autosalon in Paris eine besondere Frégate auf dem Stand von Ghia. Es handelte sich um ein Ondine getauftes Cabriolet mit einer von Luigi Segre gestalteten Stahlkarosserie, Ledersitzen, Autoradio und passendem Gepäckset. Zwar fanden sich viele Bewunderer, doch nur wenige wären bereit gewesen, den hohen Preis für ein solch exklusives Fahrzeug zu bezahlen, weshalb eine Kleinserie verworfen wurde. Dennoch gab es drei Interessenten, die schließlich bei Ghia Nachfertigungen des Prototyps in Auftrag gaben, die ab 1957 mit Kunststoff-Karosserien entstanden. Während die originale Studie und die beiden Nachbauten mit den internen Nummern 742 und 743 heute als verschollen gelten, existiert das Auto mit der Nummer 741 bis heute.
Dieser Wagen wurde laut den Auftragsbüchern von Renault am 15. April 1957 an die Garage Rey ausgeliefert, die ihn im Juni an den Erstbesitzer in den französischen Alpen verkauften. Bis zum Januar 1968 gibt es keinerlei Aufzeichnungen über den genauen Verbleib und mögliche Besitzerwechsel, doch dann tauchte er bei einem Herrn Marcel Giron in der gleichen Region wieder auf. Laut seinen Erinnerungen könnte der Frégate zuvor von der Sängerin Edith Piaf genutzt worden sein, was sich aber nicht sicher belegen lässt. Es ist jedoch durchaus möglich, dass Renault den Wagen zurückkaufte und ihr für Werbezwecke zur Verfügung stellte, da mit einem baugleichen Fahrzeug ähnliches für Jacques Goddet, den Begründer des Tour de France Radrennens gemacht wurde. Sicher ist hingegen, dass zwischen 1969 und heute weitere acht Besitzer mit dem Frégate Ondine Cabriolet unterwegs waren. In den 90ern erfolgte eine umfangreiche Restaurierung über vier Jahre.
Nun steht das einmalige Cabrio mit seiner hochklappbaren Rückbank bei Artcurial im Rahmen der Retromobile in Paris zur Versteigerung bereit. Erwartet wird ein Zuschlagspreis im Bereich zwischen 80.000,- und 100.000,- €.
Bilder: Artcurial, Xavier de Nombel