Porsche 924 Carrera GTS

Porsche entwickelte gemeinsam mit Volkswagen ab Anfang der 1970er Jahre ein Nachfolgemodell für den 914. Um im Vergleich zu diesem Mittelmotorsportwagen Fertigungskosten einzusparen forderte man eine möglichst hohe Menge von Gleichteilen mit bestehenden Modellen der Marken Audi und VW ein. Laut einigen vorläufigen Plänen hätte der neue Sportwagen das Programm von Audi ergänzen sollen. Kurz bevor Prototypen mit seriennahen Karosserien aufgebaut werden konnten, stoppte der damalige Volkswagen-Chef Toni Schmücker 1975 einseitig das Projekt EA 425 (Entwicklungs-Auftrag 425), da er aufgrund der Ölkrise und finanzieller Probleme des VW-Konzerns nur geringe Absatzchancen sah. Daher kaufte Porsche die Rechte an diesem Projekt und vereinbarte sowohl die Teileversorgung mit den Gleichteilen als auch die Auslastung des Audi-Werkes in Neckarsulm, das zuvor kurz vor der Schließung stand. Die Serienproduktion begann schließlich im November des gleichen Jahres, wobei das Fahrzeug auf das Zahlenkürzel 924 getauft wurde.

Porsche verstand den 924 stets als Einstiegsmodell, das Interessenten zurückgewinnen sollte, die zuvor den 912 bestellten, und zudem neue Kundenkreise eröffnen. Motorsportliche Einsätze standen nicht im Fokus. Dafür hatte man den 911. Trotzdem gab es sowohl Kundenanfragen als auch interne Fürsprecher in der Entwicklungsabteilung, die das Potenzial in der Transaxle-Bauweise erkannten. Zuerst reagierte Porsche auf den immer wieder von Händlern und Kunden übermittelten Wunsch nach mehr Leistung. Auf den 924 mit 125 PS folgte der 924 S mit erst 150 und ab 1988 160 PS und schließlich 1979 der 924 Turbo. Dieser erhielt intern den neuen Entwicklungscode 931 und übertrug das bereits beim 911 Turbo bekannte Prinzip der Zwangsaufladung des Triebwerks zur Leistungssteigerung auch auf die kleinere Baureihe. Bis 1981 standen 170 PS zur Verfügung, dann erhöhte man die Verdichtung von 7,5 auf 8,5:1 und nutzte eine modifizierte Motorsteuerungs-Software, wodurch 177 PS bereitstanden. Optisch unterschied sich der Turbo vom normalen 924 hauptsächlich durch vier zusätzliche flache Lufteinlässe an der Frontpartie sowie die häufig georderte Bicolor-Lackierung. Parallel zur Markteinführung des 924 Turbo präsentierte Porsche auf der IAA 1979 einen Prototyp des 924 Carrera GT, interner Code 937. Dieser trug zusätzlich zu den Luftschlitzen des Turbo breitere Kotflügel aus Kunststoff und eine Lufthutze auf der Motorhaube. Vorn entsprach die Kotflügelform bereits jener des kommenden Parallelmodells 944, während die hinteren an die Karosserie angesetzt waren.

Der Carrera GT diente als Homologationsfahrzeug für sportliche Einsätze, da die großen Rennsportwagen 935 und 936 nach Reglementsänderungen nicht mehr eingesetzt werden konnten. Hierfür erhielt der 924 diverse Modifikationen am zwei Liter großen Turbotriebwerk. Neben einer gehärteten Kurbelwelle, speziellen Schmiedekolben, modifiziertem Zylinderkopf und KKK-Turbolader mit höherem Ladedruck kam auch ein zusätzlicher Ladeluftkühler zum Einsatz. So standen 210 PS bereit, um den Wagen bis zu 240 km/h schnell zu machen. Inklusive Prototypen entstanden 406 Exemplare. 1981 debütierte die Wettbewerbsvariante in Form des 924 Carrera GTS, die anstelle der Klappscheinwerfer über normale Leuchten hinter Plexiglasabdeckungen verfügte. Der Ladedruck wurde von 0,75 auf 1 bar erhöht, womit die Leistung auf 245 PS anstieg. Gleichzeitig reduzierte der Verzicht auf Dämmmaterial und eine komfortable Innenausstattung das Leergewicht um rund 50 Kilogramm. Zusätzlich zu den Kotflügelverbreiterungen bestanden auch die Frontschürze, die Motorhaube und die Türen aus glasfaserverstärktem Kunststoff. Gegen Aufpreis lieferte Porsche auch eine Clubsport-Variante mit 270 PS, Aluminium-Überrollkäfig, Sechspunkt-Gurten, Feuerlöscher, Notausschalter für die Elektrik, leichter Tieferlegung und aerodynamischer Außenspiegel. In dieser Ausführung entstanden lediglich 15 Exemplare, während 42 normale Carrera GTS und zwei mit Komfortausstattung wie elektrischen Fensterhebern, Radio und Sportsitzen aus dem normalen Carrera GT produziert wurden. Alle Carrera GTS trugen ab Werk den Farbton ‚Indischrot‘.

Der Porsche 924 Carrera GTS mit Fahrgestellnummer WP0ZZZ93ZBS710038 stand am 11. Februar 1981 fertig auf seinen Rädern und wurde am 23. Juli 1982 über den Porsche-Audi-Händler Bob Hagstead in Denver/Colorado an den Erstbesitzer, einen Dr. William Jackson, ausgeliefert. Während der Carrera GTS in Europa zulassungsfähig war, funktionierte dies in den USA nicht, was Dr. Jackson zwar missfiel, ihn dann jedoch zur Installation von Renn-Slickreifen veranlasste. Er fuhr das Auto nur selten und stellte es stattdessen in seiner Sammlung seltener Porsche ab. Im August 2005 verkaufte er den Wagen an John Dixon, der ihn in seine Sammlung ‚Taj Ma Garaj‘ in Dayton/Ohio aufnahm. Nun versteigert RM Sotheby’s diese Sammlung am 28. September komplett. Zum Fahrzeug gehören dabei der originale Ersatzreifen, das Werkzeugset, Bordbücher, Korrespondenz mit dem ausliefernden Händler und diverse Service-Unterlagen und -Rechnungen. Das Auktionshaus erwartet einen Zuschlagspreis im Bereich zwischen US$ 250.000 und US$ 350.000.

Bilder: RM Sotheby’s, Darin Schnabel