Porsche 917 mit Zulassung

Normalerweise ist es nicht möglich, einen Rennwagen der Sportwagen-Weltmeisterschaft für die Benutzung auf öffentlichen Straßen mit einem Kennzeichen zu versehen. Speziell heutige LMP1-Prototypen mit ihrer extrem komplizierten Hybridtechnologie eignen sich auch gar nicht für den täglichen Gebrauch. Wie sieht dies aber mit Klassikern der 1970er Jahre aus? Tatsächlich gab es in der Geschichte dieser Renner ein paar Beispiele, in denen die Hersteller ihre Autos auf unbekannten Wegen mit Nummernschildern ausstatteten, um im öffentlichen Straßenverkehr, beispielsweise bei der Targa Florio, trainieren zu lassen. Zweimal kam es auch vor, dass Exemplare des Porsche 917 auf der Straße landeten. Ein Fahrzeug ging an den reichen Graf Rossi aus der Besitzerfamilie des Spirituosenherstellers Martini, einer der Hauptsponsoren von Porsche. Das zweite Auto lag eigentlich bereits auf dem Schrott und wurde in mühsamer Handarbeit von einem süddeutschen Enthusiasten in enger Zusammenarbeit mit dem TÜV straßentauglich gemacht.

Während letzter Wagen, 917-021, in der Folgezeit komplett restauriert und dabei in den renntauglichen Zustand zurückversetzt wurde, existiert 917-030 von Graf Rossi bis heute mit Kennzeichen. Der Graf ließ das Fahrzeug in Alabama/USA zu und unterzeichnete dabei der Legende nach einen Vertrag, nach dem er niemals mit dem Auto auf US-Straßen auftauchen würde. Allerdings sind die Chancen diesen Wagen live zu sehen auch so schon gering.

Doch nun taucht in Monaco ein dritter 917 mit Straßenzulassung auf. 917-037 stand 2016 zum Verkauf und wurde vom jungen Amateurrennfahrer Claudio Roddaro erworben. Sein Ziel waren dabei nicht nur Teilnahmen an historischen Rennveranstaltungen wie dem Oldtimer Grand Prix auf dem Nürburgring, sondern auch Fahrten auf öffentlichen Straßen. Dabei kam ihm zugute, dass er ein Schlupfloch im Zulassungsrecht des Fürstentums Monaco kannte: Wenn ein Fahrzeug irgendwo auf der Welt schon einmal zugelassen war, können baugleiche Autos in Monaco ebenfalls zugelassen werden.

Was sich auf den ersten Blick einfach darstellen lässt war es derweil nicht. 917-037 war ein Ersatzchassis des Werksteams und wurde während der aktiven Rennzeit des 917 nie komplettiert. Ende der 1970er erwarb die deutsche Karosseriebaufirma Baur das Chassis und verkaufte es Jahrzehnte später an einen US-Sammler, der es bei Gunnar Racing in Long Beach/Kalifornien zum fertigen Rennwagen aufbauen ließ. Sein öffentliches Debüt gab Chassisnummer 037 beim Rennsport Reunion in Daytona 2004.

Porsche attestiert dem Wagen, zu mindestens 95 Prozent aus originalen Teilen zu bestehen und versah ihn daher mit einer offiziellen Chassisplakette. Da der Wagen nie in Rennen eingesetzt wurde und daher auch nie verunfallte ist er nicht nur der letztgebaute originale 917, sondern auch der originalgetreueste weltweit. Dennoch dauerte es zwei volle Monate voller bürokratischer Schranken, ehe Claudio Roddaro seine lang ersehnten Kennzeichen ausgehändigt wurden. Nun kann er den 4,9 Liter großen Boxer-Zwölfzylindermotor mit rund 600 PS in den engen Straßen von Monte Carlo aufheulen lassen. Dank eines Leergewichts von nur 600 Kilogramm erreicht der 917 übrigens das sagenhafte Leistungsgewicht von 1.000 PS pro Tonne.

Bilder: Road Werks