Porsche 911 Carrera RS 3.0

Wenn man Sportwagenfans nach legendären Modellen der Marke Porsche befragt, kommen viele Antworten. Vom 356 über den 550 Spyder bis zum 911 Carrera RS sind viele berühmte Fahrzeuge dabei. Doch welcher 911 Carrera RS ist gemeint? Üblicherweise wohl das berühmteste und älteste Modell der Familie, der mit vollem Namen eigentlich 911 Carrera RS 2.7 heißt und damit auf seinen Hubraum aufmerksam macht. Während deutlich spätere Ableger wie der 911 (964) Carrera RS oder der 911 (993) RS, der bereits auf den Beinamen Carrera verzichtete, ebenfalls gut bekannt sind, gab es ein Zwischenglied, das vielen offenbar gar nicht bekannt ist. Porsche war und ist dafür bekannt, Rennfahrzeuge konstant weiterzuentwickeln. Entsprechend entstand aus dem Homologationsfahrzeug 911 Carrera RS 2.7 von 1972 der Rennwagen 911 Carrera RSR 2.8, der jedoch durch Weiterentwicklungen der Konkurrenz für 1974 wohl kaum noch konkurrenzfähig gewesen wäre. Also entstand der 911 Carrera RS 3.0 als Basis für eine entsprechende RSR-Variante.

Im Vergleich zum bekannteren RS wuchs also erst einmal der Hubraum des Sechszylinder-Boxermotors von 2,7 auf glatte drei Liter an. Zudem erhöhte man die Verdichtung von 8,5:1 auf 9,8:1 Damit stieg auch die Leistung des straßenzugelassenen Autos von 154 kW/210 PS auf 169 kW/230 PS und von 255 auf 274 Newtonmeter Drehmoment. Gleichzeitig schafften es die Ingenieure weiteres Gewicht einzusparen und das Leergewicht auf 900 (Sport) bis 1.060 Kilogramm (Touring) zu senken. In Verbindung mit dem manuellen Fünfgang-Getriebe geht es in 5,2 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 und weiter bis zur Höchstgeschwindigkeit von 240 km/h. Diese liegt geringfügig unter der des Carrera RS 2.7, da der 3.0 eine um 12,3 Zentimeter breitere Dünnblech-Karosserie für die Aufnahme von vorn 9 und hinten 11 Zoll breiten Rädern und vor allem einen anderen Heckflügel erhielt. Anstelle des niedlichen Entenbürzels findet sich hier nun ein fester Aufbau, der im englischsprachigen Raum den Spitznamen ‚Whaletail‘ (Walflosse) erhielt und der bereits ein wenig an den kurz darauf debütierenden 911 Turbo erinnert. Rund um einen festen Kern aus glasfaserverstärktem Kunststoff, in den die große Belüftungsöffnung und knapp vor der Abrisskante ein Entlüftungsschlitz integriert wurden, sitzt ein schwarzer Rand aus Hartgummi. Im Vergleich zu normalen 911ern der gleichen Zeit erhielt der Carrera RS 3.0 eine dünnere Dachhaut, dünnere Tür-Außenhäute sowie dünneres Blech für die Sitzmulden und die Schalttafel. Seiten- und Heckscheiben bestehen aus Dünnglas. Zudem stellte Porsche den vorderen Stoßfänger mit integrierter Öffnung für den Zusatzölkühler, den Stoßfänger hinten, die Kofferraumhaube und den erwähnten Heckdeckel aus GFK her.

Im Gegensatz zum Carrera RS 2.7, der letztlich in 1.580 Exemplaren vom Band lief und in fast allen Farben geordert werden konnte, sah Porsche für den Nachfolger Carrera RS 3.0 in der Straßenvariante lediglich eine Farbkombination vor: Weiß mit goldenen Streifen. Wie so oft gab es jedoch auch bei diesem Modell für einige ausgewählte Kunden die Möglichkeit, Sonderwünsche auf der Bestellung anzugeben. So entstand das Fahrzeug mit Fahrgestellnummer 609109 nachweislich zum einen mit roten Streifen und Felgensternen und zum anderen erhielt dieser Wagen innen den Überrollkäfig, der eigentlich nur in der Rennversion zu finden sein sollte. Der Grundpreis lag 1974 bei 64.980 DM, wobei für die renn- oder rallyefertig ausgerüsteten Ableger ein Aufpreis von mindestens 30.000 DM (je nach geplanter Rennklasse) aufgeschlagen wurde. Dafür kam dann jedoch neben einem dem bereits im Straßenauto verwendeten Sportfahrwerk auch eine hochwertige Motorsportbremsanlage aus dem Porsche 917 zum Einsatz. Im Gegensatz zum RS erhielt der RSR Zentralverschlussräder mit Magnesiumfelgen.

Porsche stellte insgesamt 109 Exemplare dieses Sportmodells her, von denen 55 auf den Carrera RS 3.0 und 54 auf die Sportversionen inklusive dem breiteren RSR entfielen. Das finale Straßenfahrzeug, Fahrgestellnummer 609109, steht aktuell in Großbritannien bei Tom Hartley jnr. zum Verkauf. Erstausgeliefert wurde dieser 911 im Mai 1974. Es folgten Aufenthalte in einigen bedeutenden Porsche-Sammlungen, ehe vor kurzem eine umfangreiche Restaurierung auf den Auslieferungszustand erfolgte. Nun sucht der Oldtimer- und Sportwagenhändler nach einem neuen Besitzer für diesen besonderen Carrera RS.

Bilder: Tom Hartley jnr