Porsche 911 (964) Turbo 3.6

Es gibt Autos, die sieht man und erinnert sich sofort an bestimmte Momente. Ein schwarz lackierter Porsche 911 (964) Turbo 3.6 ist ein solches Fahrzeug. In millisekundenschnelle läuft vor dem inneren Auge ein Film an. Will Smith und Martin Lawrence im Cockpit. Aus den Boxen wummert Musik und der Text: „Bad boys, bad boys whatcha gonna do? Whatcha gonna do when they come for you?“ Wir schrieben das Jahr 1995, als diese Szene im Film „Bad Boys“ über die Kinoleinwände flimmerte. Heute, 26 Jahre später, steht exakt jener Porsche aus dem Film im Auktionskatalog von Mecum Auctions für die jährliche große Auktion in Kissimmee Anfang Januar 2022. Während wir an dieser Stelle nicht weiter auf den Film eingehen (den können Sie bei Bedarf gern Zuhause anschauen), ist der 911 Turbo aus der Baureihe 964 eine intensivere Betrachtung wert.

Turbo 3.6 ab 1993 verfügbar

Als Porsche 1974 erstmals einen turboaufgeladenen Boxermotor in den 911 schraubte, galt dieser Sportwagen bald als „Witwenmacher“. Viele Fahrer waren mit der vehementen Art, mit der der Ladedruck nach einem langen Turboloch einsetzte, schlicht überfordert. Dadurch erwies sich das Auto als diffizil im Umgang. Im Laufe der Jahre entschärfte Porsche das Fahrverhalten immer weiter. Mit dem Wechsel zur Baureihe 964 entfiel der Turbo erst einmal aus dem Programm. Zahlreiche Kunden wollten diese Variante jedoch nicht mehr missen. Drei Jahre später rollte daher der 911 (964) Turbo mit dem fast unveränderten Motors des Vorgängermodells und nun 235 kW/320 PS zu den Händlern. Da die normalen Carrera-911er inzwischen jedoch an Kraft zugelegt hatten, war die Leistungsschere zum Turbo nun nicht mehr soweit geöffnet. Erneut gab es Kritik. Porsche nahm sie sich zu Herzen und präsentierte 1993 den 911 (964) Turbo 3.6 mit 0,3 Litern mehr Hubraum und 265 kW/360 PS sowie 520 Newtonmetern Drehmoment.

Breitbau und gute Ausstattung

Von außen unterschied sich der Turbo vom normalen 911 auch in der 964er Baureihe durch breit ausgestellte Kotflügel an Front und Heck sowie den ausladenden Heckspoiler mit schwarzer Kunststoffeinfassung. Diesen behielt man auch für den Turbo 3.6 bei. Neu waren hier dreiteilige Fünfspeichen-Leichtmetallräder, rot lackierte Bremssättel (auf Wunsch auch in schwarz lieferbar) und zahlreiche Detailmodifikationen im Interieur. Über ein manuelles Fünfgang-Getriebe gelangte die Motorkraft auf die Hinterräder und katapultierte Auto nebst Besatzung bei Bedarf in 4,8 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Als Höchstgeschwindigkeit gab Porsche 280 km/h an. Für einen Neupreis von mindestens 204.000 DM erhielten die Kunden ein bestens ausgestattetes Reisefahrzeug mit edlem Leder, mit dem man auch auf der Rennstrecke Spaß haben konnte.

Vom Regisseur an den Produzenten weitergegeben

Obwohl der Turbo normalerweise speziell in den USA zahlreiche Abnehmer fand, gehörte der 911 (964) Turbo 3.6 erstaunlicherweise nicht dazu. Im Modelljahr 1994 gelangten weniger als 350 Exemplare auf den US-Markt. Eines davon ist das Filmauto aus „Bad Boys“. Bis heute ist nicht so recht klar, warum man für den Dreh die französischen Kennzeichen „447 DB 75“ nutzte. Beim aktuellen Besitzer erhielt der Wagen schließlich die Kennzeichen „BAD BYS1“ aus Florida. Er besaß den Porsche erstmalig zwischen 2005 und 2008, nachdem er ihn vom Filmproduzenten Pat Sandstone erworben hatte. Dieser hatte den Turbo 3.6 vom „Bad Boys“-Regisseur Michael Bay übernommen. Zwischen 2008 und 2014 war der Porsche Bestandteil der Autosammlung von Matthew Drendel. Anschließend kaufte der aktuelle Besitzer das Fahrzeug zurück. 2006 fanden kleinere Restaurierungs- und Service-Arbeiten bei Body Motion in New Jersey statt.

Star zahlreicher Veranstaltungen

Natürlich weckt ein solches Filmfahrzeug immer auch große Begehrlichkeiten. Neben Interessenten gibt es auch Fans, die gern einen Blick auf die Karosse ihrer Stars werfen möchten. Daher tauchte der 911 (964) Turbo 3.6 immer wieder auf automobilen Schönheitswettbewerben auf, bei denen er mit Preisen überhäuft wurde.

  • 2014 – Pinehurst Concours d’Elegance – erster Platz
  • 2015 – French Lick Porsche Parade – erster Platz in der Restaurierungsklasse und Weissach Award
  • 2016 – Jay Peak Concours d’Elegance – erster Platz und Zuffenhausen Award
  • 2017 – Amelia Island Werks Reunion – erster Platz

Die Auktion in Kissimmee findet vom 6. bis 16. Januar 2022 statt. Bis heute stehen auf dem Tacho des Porsche 911 (964) Turbo 3.6 lediglich 34.400 Meilen Laufleistung. Um die Echtheit des Wagens zu belegen liegen ein Zertifikat von Porsche und eines der Filmfirma Columbia Pictures bei.

Bilder: Mecum Auctions