Porsche 718 RSK

Heute möchten wir den Aufbau unseres Artikels einmal umdrehen und mit dem erwarteten Höchstgebot beginnen. Bonhams vermutet, dass bei der Online durchgeführten ‚Quail Motorcar Auction‘ zwischen 2,8 und 3,2 Millionen US-Dollar (rund 2,4 bis 2,8 Millionen Euro) für ein lediglich rund 3,6 Meter langes, etwas über 1,5 Meter breites, 980 Millimeter hohes und etwa 530 Kilogramm leichtes Fahrzeug bezahlt werden. Dieser Preis übersteigt damit deutlich die Quadratmeterpreise in diversen Metropolen. Wer bezahlt soviel Geld und vor allem wofür? Um dies zu ergründen müssen wir in die 1950er Jahre zurückblicken. Porsche war als eigenständiger Automobilbauer noch keine zehn Jahre alt, hatte sich jedoch bereits einen hervorragenden Ruf unter Hobbyrennfahrern erarbeitet, die mit ihren 356ern unter der Woche zur Arbeit und an den Wochenende zu Rennveranstaltungen fuhren. Speziell in den USA konnte man auf diese Weise viele Fahrzeuge absetzen. Dies führte unweigerlich dazu, dass über die Entwicklung reinrassiger Rennautos nicht nur nachgedacht wurde, sondern diese auch tatsächlich entstanden. Alles begann dabei mit dem Mittelmotorsportwagen 550 Spyder, der 1953 debütierte und etwas mehr als 100-mal entstand. Traurige Berühmtheit erlangte dieses Modell durch den Tod von James Dean, der am Steuer eines 550 auf dem Weg zu einer Rennveranstaltung verunfallte.

Nachdem 1956 der vorherige Flachrahmen durch eine Gitterrohrkonstruktion ersetzt worden war, wodurch der Wagen die interne Bezeichnung 550 A erhielt, erfolgte ein Jahr später der Wechsel zum 718. Dieser ließ sich in seiner ursprünglichen Ausführung kaum vom 550 A unterscheiden, erhielt dafür aber ein komplett überarbeitetes Fahrwerk, bessere Bremsen und vor allem einen auf 142 PS leistungsgesteigerten 1,5-Liter-Vierzylindermotor. Bereits 1958 gelang mit diesem Modell der erste größere Erfolg, als zwei Exemplare auf den Plätzen 3 und 4 im Gesamtklassement das 24-Stunden-Rennen in Le Mans beendeten. Porsche entwickelte den 718 stetig weiter und brachte neben dem RS und dem RSK für Sportwagen- und Bergrennen sogar Varianten heraus, die für Einsätze bei Formel-2- und Formel-1-Rennen zugelassen waren. Gleichzeitig zur steigenden Motorleistung aus größer werdenden Motoren mit erst 1,6 und zuletzt zwei Litern Hubraum passte man das Bremssystem an und ging von normalen Trommelbremsen beim ersten 718 RS und ein Zweikreis-Trommelbremssystem beim 718 RSK schließlich 1961 beim 718 W-RS zu Scheibenbremsen über. Zudem sorgten Feinarbeiten an der Aluminiumkarosserie dafür, dass die Rennwagen immer besser durch den Fahrtwind glitten.

Der Beiname RSK bei einigen Ablegern des 718 leitet sich zum einen vom Wort RennSport und zum anderen an der besonderen Gestaltung des vorderen Hilfsrahmens ab, in dem sich die oberen Drehstabrohre, die oben schräg nach unten abfielen und mittig auf die unteren Drehstäbe trafen, wodurch sich optisch der Buchstabe ‚K‘ ergab. Auf diese Weise wollte man Sturzveränderungen bei Kurvenfahrten verhindern, was sich jedoch bei Testfahrten nicht wie gewünscht verwirklichen ließ. Daher schaffte es diese Konstruktion nicht ins Fahrzeug, verlieh ihm jedoch seinen Spitznamen und zur zentral verbauten Lenkung, durch die es Porsche überhaupt erst möglich wurde, den 718 auch als Monoposto anzubieten.

Eingangs erwähnten wir, dass Bonhams ein entsprechendes Fahrzeug zu einem siebenstelligen Betrag anbietet. Es handelt sich um den im Juni 1959 fertiggestellten 718 mit Fahrgestellnummer 718-031, der an den erfolgreichen Industriellen Bernard ‚Bernie‘ Vihl Senior in Clifton/New Jersey erstausgeliefert wurde. Bernie fuhr selbst Rennen, setzte aber auch Rennfahrzeuge für andere Fahrer ein. Vor dem 718 RSK besaß er bereits einen 550 Spyder, später folgte ein 718 RS60. Am Steuer von 718-031 wechselte er sich häufig mit Robert ‚Bob‘ McCormick Holbert aus Warrington/Pennsylvania ab, der seit 1953 einer der ersten autorisierten Porsche-Händler in den USA war. Sein Geschäft besteht heute noch. Er gewann vier SCCA-Meisterschaften auf Porsche und sein Sohn Al setzte die Familientradition mit zwei Gesamtsiegen bei den 12 Stunden von Sebring fort. Mit dem 718 RSK ging Bob Holbert 1959 und 1960 in der SCCA-Meisterschaft an den Start. Allerdings musste das Fahrzeug bereits nach nur rund 500 zurückgelegten Metern beim ersten Training zum ersten gemeinsamen Rennen umfangreich repariert werden, nachdem eine Corvette den linken vorderen Kotflügel und ein Ferrari das Heck des Porsche nachhaltig kaltverformt hatten. Nach weniger als einem Monat war das Auto wieder rennbereit und erreichte mit Holbert am Steuer den zweiten Platz beim SCCA National Cumberland, gefolgt von Podiumsplatzierungen in Bridgehampton, Riverside, Montgomery, Vineland und Thompson. Nach einem siebten Rang beim SCCA-Rennen in Watkins Glen beendete das Team die Saison bei der 6th Annual International Bahamas Speed Week im Dezember 1959. Hier fanden mehrere Rennen innerhalb einer Woche statt. Holbert gewann die Governor’s Trophy für Fahrzeuge unter zwei Liter Hubraum und belegte bei der zwei Tage später stattfindenden Nassau Trophy den dritten Platz insgesamt und den ersten in seiner Klasse. 1960 folgten diverse Erfolge, darunter Gesamtsiege beim Nationals-Rennen in Virginia am 1. Mai und beim National Continental Divide in Colorado am 17. Juli. Im Herbst 1961 verkaufte Bernie Vihl das Auto an Herb Wetanson, der den RSK weiterhin bei Rennen einsetzte. Mitte der 1960er Jahre tauschte er den originalen Motor gegen ein Triebwerk vom 904 Carrera GTS aus.

1974 verkaufte Wetanson den 718 über den Händler Gran Turismo Automotive Enterprises Ltd an den heutigen Besitzer, der direkt umfangreiche Reparaturen inklusive der Montage einer neuen Fahrzeugfront und einer kompletten Neulackierung durchführen ließ. Anfang 1978 tauschte er mit einem anderen Sammler das 904-Triebwerk gegen einen korrekten RSK-Motor und ein passendes Getriebe ein. In den Jahren 1981, 1985 und 1995 folgten Restaurierungsarbeiten an der Technik, den Sitzen und weiteren Komponenten. Bis 1999 nahm der Porsche an diversen Veranstaltungen der VSCCA teil, ab 2000 stand er jedoch fast unbewegt in einer gut klimatisierten Garage. Daher verwundert es nicht, dass für eine kürzlich durchgeführte technische Durchsicht bei Automotive Restoration in Stratford/Connecticut rund US$ 10.000 auf der Rechnung standen. Nun könnte der erst vierte Besitzer in der Historie dieses Porsche 718 RSK folgen und die erfolgreiche Motorsportgeschichte fortschreiben. Und damit beantwortet sich auch die Frage vom Beginn unseres Artikels. Bei einer Gesamtstückzahl von weniger als 70 gebauten Porsche 718 in allen Varianten und der hier vorliegenden, nachweisbaren Renngeschichte finden sich auf jeden Fall interessierte Sammler mit großer Geldbörse.

Bilder: Bonhams, The Henry Ford, Dave Nicholas, the Holbert family