Porsche 550 Spyder

Rennsportwagen der Marke Porsche sind durch ihre Motorsporterfolge weltweit bekannt. Ob 917, 936, 956, 962 oder 919 Hybrid, sie alle fuhren Gesamtsiege in Le Mans ein. Doch diese Erfolgsstory begann einst klein und mit wenig Leistung. Erste Renneinsätze unternahm die Zuffenhausener Firma noch mit dem 356. Doch schnell war klar, dass ein reinrassiger Rennwagen besser geeignet wäre. Als Ideengeber wird dabei rückblickend Walter Glöckler angesehen. Eigentlich verkaufte er in Frankfurt PKW von Volkswagen und Porsche. In seiner Freizeit unternahm er jedoch ab 1950 Ausflüge auf Rennpisten und ließ hierfür Eigenbauten in seiner Werkstatt erstellen. Dabei verbauten die Techniker Komponenten von VW und Porsche, rückten die Vierzylinder-Boxermotoren allerdings in die Mitte direkt hinter den Fahrer. Insgesamt entstanden sieben dieser Einzelstücke, die heute als Glöckler-Porsche bekannt sind. In Zuffenhausen entstand 1953 eine Eigenkonstruktion, die die Konstruktionsnummer 550 erhielt.

1,5-Liter-Mittelmotor

Wie bereits beim allerersten 356 konstruierten die Porsche-Techniker ein Mittelmotorfahrzeug. Das 1,5 Liter große Leichtmetall-Triebwerk entwickelte Ernst Fuhrmann. Anfänglich standen 81 kW/110 PS und 121 Newtonmeter Drehmoment bereit. Hinter dem Motor folgte die Kupplung und hinter der Hinterachse ein vollsynchronisiertes Viergang-Getriebe. Um in engen Kurven durchdrehende Räder zu vermeiden, kam ein Sperrdifferenzial von ZF zum Einsatz. Ein aus Rohren zusammengeschweißter Kastenrahmen bildete die flache Basis für den 550. Die Karosserien der ersten Exemplare stammte von den Karosseriewerken Weinsberg. Porsche gab dort sowohl Spyder als auch einige wenige Coupés in Auftrag. 1955 verlagerte man den Auftrag für den Karosseriebau des nun nur noch als Spyder erhältlichen Wagens zu Wendler in Reutlingen. Diese Autos unterscheiden sich optisch durch andere Scheinwerfer und ein modifiziertes Heck von den früheren Exemplaren.

Vom 550 zum 550 A

Neben dem Werksteam konnten auch Privatteams und -fahrer aus aller Welt einen 550 bestellen. Auf diese Weise finanzierte Porsche die Entwicklungskosten nachträglich. Da der Wagen eine vollwertige Zulassung vorweisen konnte, durfte er am öffentlichen Straßenverkehr teilnehmen. Somit hatten die Kunden die Wahl zwischen Rennen fahren oder der Nutzung als Sportwagen bei gutem Wetter. Ein Verdeck oder eine vollwertige Windschutzscheibe gab es allerdings nicht. Je nach Wunsch montierte man eine kleine Scheibe vor dem Fahrer oder eine breite, niedrige Windschutzscheibe vor dem gesamten Cockpit. Nach 90 Exemplaren erfolgte 1956 die Weiterentwicklung zum 550 A. Dieser erhielt anstelle des Kastenrahmens einen Gitterrohrrahmen. Verglichen mit dem vorherigen Rahmen konnte das Gewicht um 16 auf nur noch 43 Kilogramm gesenkt werden. Der auf der Vorderachse platzierte Benzintank wuchs von 68 auf 90 Liter. Durch eine höhere Verdichtung und Weber- anstelle von Solex-Vergasern stieg zudem die Leistung auf 99 kW/135 PS.

Erster Porsche mit Sponsoring

Vom 550 A Spyder verkaufte Porsche weitere 46 Exemplare. Sie fanden ebenso wie die vorherigen 550er Gefallen bei vielen Teams. Auf der Rundstrecke und bei Bergrennen fuhren die leichten Spyder von Sieg zu Sieg. Allerdings konnten sie gegen die größeren Klassen nicht viel ausrichten. In der Kategorie bis 1,5 Liter Hubraum gab es hingegen nur wenige ernsthafte Konkurrenten. Für die Carrera Panamericana im November 1953 entsandte Porsche zwei 550 Coupés und zwei Spyder nach Mexiko. Um die Reisekosten ein wenig zu verringern, erlaubten die Organisatoren das Aufkleben von Firmennamen, die Sponsorgelder dafür überwiesen. Bis zu diesem Zeitpunkt waren Rennfahrzeuge oftmals nur durch die aufgemalten oder aufgeklebten Startnummern von normalen Sportwagen zu unterscheiden. In der Folgezeit fand das Sponsoring seinen Weg in den Motorsport und bestimmt seither die Farbgebung der Wagen. Die meisten privat eingesetzten 550er blieben hingegen bei ein- oder zweifarbigen Lackierungen.

Umfangreiche Rennhistorie

Bonhams bietet im Rahmen des Amelia Island Concours d’Elegance einen Porsche 550 Spyder an. Dieses Fahrzeug entstand laut Produktionspapieren in der zweiten Aprilhälfte 1955 und erhielt die Fahrgestellnummer 550-0036. Der Wagen verließ das Werk in Weiß mit blauen Streifen auf den hinteren Kotflügeln. Nach diversen Testfahrten lieferte Porsche den 550 an den Erstbesitzer Theo Helfrich in Frankfurt aus. Helfrich war ein durchaus erfolgreicher Rennfahrer. 1952 belegte er Rang zwei in Le Mans, 1953 gewann er die Formel-2-Meisterschaft. Parallel startete er mit Veritas und Klenk Meteor dreimal in der Formel 1. Nach Einsätzen mit Borgward in Sportwagenrennen, nutzte er ab Mitte 1955 seinen neuen Porsche 550. Dabei ging es oft über die Grenzen der Bundesrepublik Deutschland hinaus. Mit seinem Teamkollegen Peter Nocker fuhr er in der DDR, in Schweden und in Frankreich. Bei mindestens 17 Rennveranstaltungen war man 1955 und 1956 am Start. Diverse Fotos künden von den engen Zweikämpfen.

50 Jahre im gleichen Besitz

1957 kaufte Ludwig Fischer den 550, um ihn ebenfalls in Rennen einzusetzen. Er errang 1958 auf dem Nürburgring Platz 11 im Gesamtklassement. Im gleichen Jahr kaufte ein amerikanischer Soldat, der in Deutschland stationiert war, den Porsche. Als er 1960 in die USA zurückkehrte, nahm er den Spyder mit. 1961 entstand ein Foto mit Fahrern weiterer europäischer Sportwagen. Vier Jahre später verkaufte er den Sportwagen nach North Carolina. Bis 1972 folgten zwei Besitzer in Florida. Seither befand sich dieses Fahrzeug in der Hand des noch aktuellen Besitzers. Dieser ist ein ausgewiesener Porsche-Sammler. Als er den 550 übernahm, war kein Motor mehr eingebaut. Durch seine Kontakte fand er einen korrekten Typ-547-Boxermotor, dessen Nummer um nur eine Ziffer vom originalen Triebwerk abweicht. In den 1980er Jahren fand eine kleine Restaurierung statt, der 1998 bis 2003 eine umfangreiche folgte. Bonhams erwartet nun im Rahmen der Versteigerung einen Zuschlagspreis zwischen 4,5 und 5,5 Millionen US-Dollar.

Bilder: Bonhams, Helmut Schwandner