Porsche 356 A 1600 S Speedster
51 Jahre sind eine lange Zeit – speziell wenn es dabei um jenen Zeitraum geht, in dem man ein und das selbe Auto in der Garage stehen hat. Allerdings ist Robert Howry jr aus den USA in diesem Fall nicht einmal der Erstbesitzer des Fahrzeugs, um das es in diesem Artikel gehen soll. Er kaufte den betreffenden Porsche 356 A 1600 S Speedster als elfjährigen Gebrauchten vom Erstbesitzer Manny Smith, einem Schrotthändler aus seiner Nachbarschaft in Lancaster/Pennsylvania. Dieser erhielt ihn am 26. November 1956 von Lancaster County Motors und fuhr in den elf Jahren bis zum Verkauf rund 32.000 Meilen mit dem offenen Zweisitzer. Wenn man bedenkt, dass dieses Modell einst auf die Intervention des US-Importeurs Max Hoffman bei Porsche zurückging, um ein günstiges Einstiegsmodell für den amerikanischen Markt zu erhalten, so kann man bei diesem speziellen Fahrzeug sagen, dass der Plan wohl aufging.
Robert Howry jr entwickelte sein Interesse an sportlichen Autos langsam. Er hatte beim örtlichen Bestatter einen schnellen Buick gesehen und daher ebenfalls einen erworben, war jedoch von dessen Leistung enttäuscht. Daher sattelte er bald auf einen Jaguar XK120 um – sein Einstieg in die europäische Sportwagenszene, die damals in den USA zu wachsen begann. Einige Jahre später verkaufte er den Jaguar für fast die selbe Summe, die er ausgegeben hatte und erstand seinen ersten Porsche, ein 356 Continental Coupé von 1955. Neben der sprichwörtlichen Sportlichkeit des Wagens lernte er eines Tages auch dessen Robustheit kennen, als er von der Straße abkam, einen Pfahl umknickte und anschließend unverletzt aus dem zerstörten Coupé krabbeln konnte. Während seiner Militärzeit in Westdeutschland erwarb er seinen nächsten Porsche 356, den er innerhalb von sieben Monaten 17.000 Meilen weit quer durch Europa bewegte und anschließend in die USA verschiffen ließ. Dort trat er dem ‚Susquehanna Sports Club‘ bei, traf dort seine Austin-Healey fahrende spätere Frau Joan und fand schließlich die Anzeige für den 356 Speedster.
Der 356 A Speedster wurde insgesamt nur 4.144-mal gefertigt und mit zwei verschiedenen Motorisierungen angeboten. Neben der anfänglich 55 und später 60 PS starken Basis gab es den 1600 S (für Super) mit 75 PS. Dank des geringen Leergewichts von lediglich 770 bis 815 Kilogramm (je nach Ausstattung) reichte diese Leistung für ordentliche Fahrleistungen durchaus aus. So lassen sich 100 km/h aus dem Stand in rund zehn Sekunden erreichen und die Höchstgeschwindigkeit beträgt 180 km/h. Für die späten 1950er Jahre mehr als imposant.
Zurück zu Howry und ins Jahr 1967, als er den Speedster erstmals vor sich sah. „Ich war eigentlich immer eher ein Coupé-Fahrer, aber der Speedster sah so wunderschön aus, ich musste ihn einfach kaufen“, erklärte er dem Auktionshaus RM Sotheby’s. Allerdings fühlte er sich hinter dem Lenkrad nicht wirklich wohl, da man in diesem radikal offenen Wagen stets gut zu sehen ist. So kamen in den 51 zurückliegenden Jahren nur rund 3.000 Meilen zusammen. Gleichzeitig erhielt er jedoch den originalen Zustand. Das Fahrzeug parkte in einer extra errichteten Garage und wurde nur für spezielle Anlässe herausgeholt. So nahm Howry beispielsweise 1979 an der Porsche Parade in Reston/Virginia teil und gewann dort die ‚Porsche Club of America Concours Class‘. Ärgerlicherweise musste nach einem kleinen Unfall in einer Werkstatt die vordere Haube neu lackiert werden. Ansonsten trägt der 356 bis heute seinen originalen Lack im Sonderfarbton ‚Gletscherweiß‘ in Kombination mit der Werkslederausstattung in rot. Zusätzlich zu den nachgerüsteten Chromfelgen erhält der nächste Besitzer auch die originalen Stahlfelgen sowie sämtliche Anleitungen und Werkzeuge, die zum Lieferumfang zählten. Zum Estimate machte RM Sotheby’s bisher noch keine Angaben.
Bilder: RM Sotheby’s