Peel Trident

Heutige Autos werden immer größer, breiter und komfortabler. Zudem geht der Trend dank der Beliebtheit von SUVs auch in die Höhe. Klein, schmal und flach, das kann und will sich heute niemand mehr als eigenes Auto vorstellen. Dass es einmal eine Zeit gab, in der man froh war, ein überdachtes Fortbewegungsmittel zu haben, erscheint wie ein Märchen aus dem Mittelalter. Naja, zumindest trug es sich Mitte des vorigen Jahrhunderts, in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg zu. Während in Deutschland Messerschmitt Kabinenroller, BMW Isetta, Maico, Zündapp Janus oder Goggomobil um Kunden warben, versuchte sich auf der Isle of Man zwischen Großbritannien und Irland eine Firma daran, die kleinsten Automobile der Welt zu erbauen. 1961 erschien schließlich der Peel P50 auf dem Markt, einige Jahre zu spät, um an der Popularität der ‚Microcars‘ ernsthaft partizipieren zu können. Somit entstanden bis 1963 lediglich rund 120 Exemplare.

Als Nachfolger für den Einsitzer P50 entwickelte Peel den zweisitzigen Trident. Auch dieses Modell konnte die Marke letztlich nicht retten. Bis Ende 1966 entstanden vermutlich nur 86 Trident. Anschließend beendete Peel die Geschäftstätigkeiten. Eines hatten sie jedoch erreicht: Der P50 ist bis heute das kleinste zulassungsfähige Auto, das je in Serie produziert wurde. Sein Nachfolger Trident ist der kleinste Zweisitzer, der es je in Serienproduktion geschafft hat. Um zu verstehen, wie klein die Peel-Modelle waren, werfen wir einmal einen Blick auf den modernen Smart Fortwo. Dieses aus heutiger Sicht winzige Auto ist in der aktuellsten Bauform 2.695 Millimeter lang. Die erste Generation von 1998 unterbot diesen Wert mit 2.500 Millimetern. Verglichen mit dem Peel P50 könnte man fast von einer Stretchlimousine sprechen. Der Einsitzer erstreckt sich auf 1.321 Millimeter Länge, 991 Millimeter Breite und 1.168 Millimeter Höhe. Beim Trident erhöhte man die Ausmaße auf immerhin 1.900 Millimeter Länge bei gleicher Breite. Dass unter der Glaskuppel zwei Erwachsene Platz finden sollen, erscheint unwahrscheinlich.

Die aus Fiberglas gefertigte Karosserie besteht streng genommen nur aus zwei großen Bauteilen: der unteren Schale mit Sitzen und Motoraufhängung sowie der vorn angelenkten Haube, die durch eine Plexiglaskanzel komplettiert wird. Im Fahrzeug sitzend fühlt man sich dann ein wenig wie ein Goldfisch im Glas, denn einen Sichtschutz gegen die tief stehende Sonne sucht man ebenso vergeblich, wie versenkbare Seitenscheiben oder ein Schiebedach. Wenn man vom Fahrersitz aus etwas draußen erreichen möchte – beispielsweise den Ticketspender an der Einfahrt zu einem Parkhaus – kann man unterhalb der Glaskanzel einen kleinen Bereich der Karosserie aufschieben. Auch das Cockpit hat mit der heutigen Flut von Knöpfen, Displays und Komfortoptionen absolut nichts zu tun. Wer jemals ein wirklich einfach gestaltetes Lenkrad sehen wollte, darf einen Blick in den Peel Trident werfen: Aus der Lenksäule entspringt die einzige Lenkradspeiche, die an den Lenkradkranz angeschweißt wurde. Fertig. Kein Pralltopf, keine Multifunktionsknöpfe, nicht einmal eine Hupe. Unterhalb der Scheibe sitzt auf dem Bereich, den man wohl als Armaturenbrett bezeichnen müsste, ein kleiner Schalter. Mehr nicht. Tacho, Drehzahlmesser oder Uhr müssen Sie von Daheim mitbringen. Wie schnell man mit dem Peel unterwegs ist, richtet sich eh weniger nach der Motorleistung (es stehen eh nur 4,4 PS aus 49 Kubikzentimetern bereit) als vielmehr nach dem Mut des Fahrers. Er kann zwar die Leistung durch das manuelle Dreigang-Getriebe durchaus gut auf das einzelne Hinterrad bringen, die Bauweise des Autos nebst den minimalen Räderchen lässt den Peel aber auch nach jeder noch so kleinen Bodenwelle und jedem Schlaglöchlein suchen. Gleichzeitig hielt sich der Benzinverbrauch aufgrund des kleinen Triebwerks und der geringen Geschwindigkeiten in Grenzen. In Werbetexten der 1960er Jahre meinte die Marke Peel dazu: „Almost cheaper than walking.“

Seit 2008 entstehen auf Basis der originalen Grundformen neue Exemplare des Peel P50, seit 2011 auch wieder vom Trident, wahlweise mit modernen Moped-Motoren oder mit elektrischem Antrieb. Aufgrund der etwas diffizilen Fahrweise der Dreiräder und der geringen Alltagstauglichkeit hält sich die Nachfrage auch heute noch in engen Grenzen. Dafür sind die wenigen überlebenden originalen Exemplare inzwischen bei Sammlern weltweit hoch im Kurs. So dürfte auch der von uns gezeigte Peel Trident, eines der ersten zehn gebauten Fahrzeuge, bei der RM Sotheby’s Auktion während der Monterey Car Week im August zweifelsfrei einen neuen Besitzer finden. Dafür sorgt bereits die Tatsache, dass er ohne Mindestpreis versteigert wird. In welchem Preisrahmen das Höchstgebot erwartet wird, lässt das Auktionshaus bisher offen.

Bilder: RM Sotheby’s, Tim Scott