MG TB Tickford Drophead

Kleine Sportwagen aus britischer Produktion sind heute in aller Welt bekannt. Allerdings beschäftigen sich die meisten Menschen hauptsächlich mit Fahrzeugen aus den 1950er bis 70er Jahren und vergessen dabei, dass diese Tradition schon viel früher begründet wurde. Ein Beispiel dafür ist die Marke MG, deren Kürzel für Morris Garage steht. Unter der Leitung von Cecil Kimber entwickelte die britische Firma diverse Renn- und Sportwagen. Mit dem M-Type Midget brachte man 1928 ein sehr erfolgreiches Fahrzeug auf den Markt, dessen Nachfolge ab 1936 die T-Typen antraten. Der TA basierte dabei noch klar auf dem Vorgängermodell, erhielt aber eine breitere Spur und einen längeren Radstand. Unter der Haube kam ein Vierzylindertriebwerk aus dem Wolseley Ten mit 37 kW/50 PS zum Einsatz. Dieser war günstiger als das relativ aufwändige Aggregat der M-Typen. Dank der moderneren Chassis-Konfiguration konnte der TA den Midget jedoch in praktisch jeder Fahrsituation schlagen. Neben dem klassischen offenen Zweisitzer mit Stahlblechbauweise über einem Gerippe aus Eschenholz gab es ab 1938 ein von Tickford gestaltetes Cabriolet, dessen Karosserien bei Salmsons & Sons in Newport Pagnell gefertigt wurden. Bis 1939 entstanden rund 3.000 Exemplare.

Durch eine Modellpflege wurde aus dem TA 1939 der TB. Man verringerte den Hubraum um 42 auf nun glatte 1.250 Kubikzentimeter, konnte durch den Einsatz von zwei SU-Vergasern zugleich jedoch die Leistung auf 40 kW/54 PS erhöhen. Erneut hatten die Kunden die Auswahl zwischen einer offenen Karosserie mit zwei Sitzen und dem Tickford Drophead Cabriolet mit Karosserieaufbau von Salmsons & Sons. Durch den hereinbrechenden Zweiten Weltkrieg musste MG recht bald die Produktion einstellen, wodurch lediglich 379 Exemplare des TB entstanden sind. Nach dem Krieg folgten die Typen TC, TD und TF mit nur leicht verändertem Aufbau und klassischer Technik. 1955 schickte man die T-Typen schließlich in Rente und brachte mit dem MGA eine komplette Neukonstruktion auf den Markt.

Von den 379 gebauten MG TB erhielten nur 57 die teurere Tickford-Karosserie. Durch die Kriegszeit gingen einige Exemplare verloren, andere überstanden die Jahrzehnte danach nicht, sodass heute nur noch rund 30 Stück mit dem luxuriöseren Aufbau bekannt sind. Entsprechend selten kommt ein MG TB Tickford Drophead heute in den Verkauf. Falls Sie aktuell nach einem solchen Fahrzeug suchen, können Sie bei Hyman Ltd. in den USA fündig werden. Chassisnummer TB 0440 wurde in Leeds im August 1939 erstausgeliefert und auf dem Kennzeichen ‚HUM7‘ zugelassen. Damals war das Auto rot lackiert, trug ein hellbraunes Verdeck und Sitzbezüge im Farbton ‚Biscuit‘. In den 1960er Jahren fanden Vater und Sohn Orr den Wagen in einer Garage in Swinton mit ausgebautem Motor, der aber mit dem Auto zusammen angeboten wurde. Als Fans von Vorkriegsautos griffen sie bei einem Preis von £ 40 zu und zogen den MG hinter ihrem Riley RME nach Hause, wo sie den Wagen innerhalb eines Jahres wieder herrichteten. Bis Mitte der 1970er nutzte Christopher Orr das Fahrzeug als Alltagswagen auf dem Weg zur Universität, wo er mit dem Klassiker schnell bekannt wurde. Schließlich wurde es aber zu unpraktisch, den alten MG jeden Tag zu fahren und sein Vater verkaufte ihn schließlich.

Ende der 1970er Jahre verließ der MG Großbritannien und wechselte ins York Motor Museum in Australien. Dort erhielt der Wagen eine umfassende Restaurierung und wurde 1983 an Harry Pyle weiterverkauft. Dieser erforschte die Historie des Wagens und flog dafür sogar eigens nach Großbritannien, um die Witwe des Erstbesitzers zu treffen. 2002 kaufte der heutige Besitzer den MG TB und übergab ihn in die Hände von Tom Metcalf von Safety Fast Restoration, wo er bis zur letzten Schraube zerlegt und neu wieder aufgebaut wurde. In diesem Prozess veränderte er die Farbkombination des Wagens auf Oxford Blue und Cambridge Blue mit passend abgestimmtem Interieur und Stoffverdeck. 2006 debütierte das Fahrzeug auf dem Amelia Island Concours d’Elegance und gewann dort auf Anhieb seine Klasse. Es folgten ein weiterer Klassensieg beim Meadowbrook Concours 2007 und ein zweiter Platz in der Klasse beim Hilton Head Motoring Festival 2014. Neben dem Drei-Positionen-Verdeck bietet der MG auch eine zu öffnende Windschutzscheibe und seitliche Kurbelfenster, was den Komfort gegenüber dem spartanischeren Roadster deutlich erhöht. Unter der Haube arbeitet das Triebwerk mit der Motornummer, die in den Produktionsunterlagen vermerkt ist, was diesem Wagen das Prädikat ‚matching numbers‘ beschert. Zudem findet sich hier auch der originale und vollständige Werkzeugkasten. Nun soll dieser MG TB Tickford Drophead über Hyman Ltd. einen neuen Besitzer finden. Der Oldtimer-Spezialist ruft hierfür einen Preis von US$ 144.500 auf (rund 126.800 €).

Bilder: Hyman Ltd.