Das F1 Safety Car als Vorbild – Mercedes-Benz CL 55 AMG F1 Edition
Ein eigener Artikel zu einem limitierten, 20 Jahre alten Sondermodell? Geht es den Autoren bei Secret Classics noch gut? Ein zweifaches ja als Antwort. Natürlich würden wir an dieser Stelle nicht über die diversen Sondermodelle des Volkswagen Golf oder eine Variante des Lada Niva für die Ostukraine berichten. Der Mercedes-Benz CL 55 AMG in der F1 Edition nimmt jedoch eine Sonderstellung ein. Als Vorbild wählte man bewusst das Safety Car der Formel-1-Saison 2000. Dort, in der Königsklasse des Motorsports, gehörte die Verwendung von Kohlefaserverbundwerkstoffen für diverse Komponenten vom Chassis bis zu den Bremsscheiben schon lange zum guten Ton oder war sogar durch das Reglement vorgeschrieben.
Beim Safety Car übertrug Mercedes-Benz den Hochleistungswerkstoff Carbon erstmalig bei einem Straßenfahrzeug auf die Bremsanlage. Gerade beim Einsatz als Führungsfahrzeug vor den F1-Boliden wird von den Bremsen Höchstleistung gefordert, was durch die bessere Wärmeableitung der Carbon-Keramik-Scheiben auch bei Dauerbelastung besser gewährleistet werden kann. Nachdem Mercedes-Benz dieses System in einigen Prototypen und dem F1 Safety Car erfolgreich ausprobiert hatte, präsentierte man den CL 55 AMG F1 Edition Ende Mai 2000. Am V8-Triebwerk mit 265 kW/360 PS und 530 Newtonmetern Drehmoment änderte man gegenüber dem normalen CL 55 AMG nichts. Auch die elektronische Höchstgeschwindigkeitslimitierung auf 250 km/h blieb erhalten. Die Carbon-Fasern erhielten hierfür nach der Anfertigung im Mercedes-Werk Esslingen-Mettingen eigens eine Beschichtung mit Silizium sowie Achtkolbensättel vom Zulieferer Brembo. Eine Vollbremsung mit diesem System entspricht einer Bremsleistung von bis zu 1.471 kW/2.000 PS. Neben der höheren Hitzebeständigkeit sparen die Bremsscheiben rund 60 Prozent Gewicht ein und sprechen zudem deutlich sensibler an als eine Stahlbremsanlage. Im originalen Pressetext aus dem Jahr 2000 kommt der zweifache Formel-1-Weltmeister Mika Häkkinen zu Wort: „Das wichtigste an einem Sportwagen ist nicht der Motor, sondern die Bremse“.
Zur Serienausstattung der F1 Edition gehörten 19 Zoll große Leichtmetallräder mit 255/40er Reifen vorn und 285/35er Reifen hinten, eine sportlichere Abstimmung des ABC-Fahrwerks (Active Body Control) sowie Anpassungen von ABS, ESP und Bremsassistent an die Carbon-Keramik-Bremsanlage. Als Außenfarbe stand ausschließlich ‚Brilliantsilber metallic‘ zur Verfügung. Hinter den Vorderrädern finden sich ‚F1 Edition‘ Logos, die ebenfalls auf den beleuchteten Einstiegsleisten und auf der Mittelkonsole Verwendung fand, an letzterer Stelle zusätzlich mit durchlaufender Nummerierung des jeweiligen Fahrzeugs versehen. Innen finden sich stärker konturierte Sportsitze mit schwarz-silbernen Lederbezügen und eingestickten AMG Logos, ein AMG-Sportlenkrad mit teilperforiertem, zweifarbigem Lederbezug, Carbon-Zierblenden und ein Automatikwählhebel in Leder und Carbon.
Wenn es nicht von Anfang an eine Limitierung auf weltweit 55 Exemplare gegeben hätte, wäre die Verbreitung dieses Sondermodells spätestens durch den stolzen Preis von 330.000 DM pro Fahrzeug begrenzt worden. Ein Fahrzeug gehört zur Sammlung von Mercedes-Benz Classic.
Bilder: Mercedes-Benz