Mercedes-Benz 540 K Coupé Hebmüller

Über den Mercedes-Benz 540 K muss man unter Autokennern und -fans eigentlich nicht viele Worte verlieren. Dieser Vorkriegssportwagen ist wohlbekannt für seine Seltenheit und den leistungsstarken Reihenachtzylindermotor mit Kompressoraufladung. Mit zugeschaltetem Kompressor stehen 180 PS bereit. Zudem sorgen die schönen Karosserien, die das Werk allein bereits in elf verschiedenen Variationen vom Coupé über Cabriolet A, Cabriolet B und Roadster bis hin zum Spezial-Roadster anbot, bis heute für große Freude unter den Betrachtern. Hinzu kamen Sonderaufbauten externer Karosseriebauer. Bedingt durch den hohen Grundpreis und den heraufziehenden Zweiten Weltkrieg verließen insgesamt lediglich 419 Fahrgestelle mit und ohne Aufbauten die Fabrikationshallen in Sindelfingen. 32 davon entfielen auf die zweite Serie des Cabriolet A mit zwei Sitzen und neu gestalteten, runderen vorderen Kotflügeln im Vergleich zu Serie 1. Darunter steckte die werksintern ‚Fahrgestell mit zurückversetztem Motor‘ genannte Basis, durch die der charakteristische Kühlergrill und das gesamte Antriebsaggregat im Vergleich zum Standardfahrzeug um 185 Millimeter weiter zurückversetzt wurden. Im abgerundeten Heck brachte Mercedes-Benz zwei vollwertige Ersatzräder unter.

Eines dieser Fahrgestelle erhielt die Chassisnummer 154143 und verließ 1937 die Produktion. Am 12. Juli 1937 übernahm die Brabender GmbH in Duisburg, ein Unternehmen für Laborinstrumente, dieses Auto als Erstbesitzer. Wann genau die Firma den 540 K verkaufte, ist nicht überliefert. Klar ist hingegen, dass rund um 1951 die Familie Henkel aus Düsseldorf, Gründer des gleichnamigen Chemieunternehmens, das Auto zur Karosseriebaufirma Joseph Hebmüller und Söhne in Wuppertal brachte, um das bisherige Cabriolet-Verdeck gegen einen Coupé-Aufbau ersetzen zu lassen. Hierfür entfernte Hebmüller auch den originalen Windschutzscheibenrahmen und ersetzte ihn durch einen flacheren in V-Form mit zweigeteilter Scheibe, von der sich beide Teile einzeln öffnen ließen. Neben dem neuen Coupé-Dach erhielt der Wagen auch neue Seitenscheiben, verlängerte Schweller mit Chromstreifen und integrierter Beleuchtung sowie rechteckige Rückleuchten. Durch die dunkle Lackierung und die gesamte Optik erinnerte das Ergebnis sehr an das werksseitig angebotene Spezial-Coupé. Interessanterweise entstand zeitgleich ein Coupé-Umbau auf Basis eines Mercedes-Benz 170 S für einen Direktor des Henkel-Konzerns.

Kurze Zeit später verkaufte die Familie Henkel den Mercedes-Benz 540 K an Henry A. Rudkin junior, Sohn der Begründerin der Pepperidge Farm Bäckerei in den USA, wo der Wagen umgehend zweifarbig Cremeweiß und Grau umlackiert wurde. Zudem schnitt man ein Loch ins Dach, um ein Schiebedach der Marke Golde zu implatieren. 1956 gelangte der Wagen zu Dr. William Hoffman in New York und später zu John P. Quirk in Nebraska, der zeitgleich auch ein 540 K Spezial-Coupé besaß. 1968 ließ er beide Autos in Denver/Colorado versteigern. Dort erwarben die Eltern des heutigen Besitzers aus Nebraska den einzigartigen 540 K, die den Wagen häufig in passender Kleidung aus den 30ern bei lokalen Treffen und Veranstaltungen präsentierten. Zuletzt tauchte der Mercedes-Benz 1980 in einer Parade mit angegliedertem Schönheitswettbewerb auf. Dort erhielt jedoch ein restaurierter John-Deere Traktor den ‚Best of Show‘-Preis. Daraufhin stellte man den 540 K in eine extra erbaute Garage, aus der der Wagen bis vor kurzem nicht mehr hervorgeholt wurde.

Auf diese Weise schaffte man es unbeabsichtigt auch, die Spuren des Autos soweit zu verwischen, dass Sammler aus aller Welt sich fragten, ob das Hebmüller Coupé überhaupt noch existiere. Kürzlich sorgte RM Auto Restoration dafür, dass die Technik wieder in lauffähigen Zustand versetzt wurde. Nun soll der Wagen im Rahmen der Arizona-Auktion von RM Sotheby’s versteigert werden. Der kommende neue Besitzer erhält zudem eine umfangreiche Dokumentation zum Fahrzeug, die diverse klassische Bilder enthält. Zum erwarteten Zuschlagspreis machte RM Sotheby’s bisher keine Angaben.

Bilder: RM Sotheby’s, Darin Schnabel