Mercedes-Benz 300 SL
Ein Mercedes-Benz 300 SL ist immer etwas Besonderes. Aus prominentem Vorbesitz und in Sonderfarbe sowieso. Beide Punkte treffen auf ein Fahrzeug zu, dass aktuell von Mecum Auctions als Teil der jährlichen Auktionsveranstaltung in Kissimmee angeboten wird. Dieser Flügeltürer verließ am 11. August 1956 die Fertigung in Sindelfingen. Anschließend lieferte ein Mercedes-Händler in Düsseldorf den Sportwagen an den Prinzen von Salm-Salm aus, der einen besonderen Geschmack bewies. Während die Mehrheit der 300-SL-Produktion in Silber metallic auf die Straßen rollte, erhielt dieser Wagen eine Lackierung im Farbton ‚Graphitgrau‘ (DB 190). Passend dazu wählte er blau karierten Stoff im Interieur. Wenn Ihnen der Name Salm-Salm etwas sagt interessieren Sie sich entweder generell für Adelshäuser oder die französische Geschichte oder Sie wohnen im Bereich rund um Borken im Münsterland. Wie aber hängen Frankreich und Westfalen zusammen?
Das Adelshaus Salm-Salm
In Kurzform beschrieben war das Hochadelsgeschlecht Obersalm ursprünglich in den Vogesen (Ostfrankreich) zu Hause. Durch Erbfolgen verlagerte sich der Sitz zeitweise auf verschiedene Burgen in Rheinland-Pfalz, später nach Hoogstraten bei Antwerpen. Ab 1751 existierte das Fürstentum Salm-Salm (Principauté Salm-Salm), das durch die Übergabe von Lothringen an Frankreich 1766 zu einer Exklave des Heiligen Römischen Reichs in Frankreich wurde. Durch die französische Revolution ging dieser Teil 1791 an Frankreich, während das Fürstenhaus Salm-Salm nach Westfalen auf Burg Anholt in Isselburg zog. Gemeinsam mit den fürstbischöflichen Ämtern Ahaus und Bocholt begründete man 1802 das Fürstentum Salm als Staat auf der ungefähren Fläche des heutigen Landkreises Borken. Dieser Staat hatte bis 1811 Bestand und ging durch Annektierung Napoleons an Frankreich. Auf dem Wiener Kongress 1814 erhielt das Adelshaus sein Fürstentum nicht zurück. Stattdessen wurde das Gebiet Preußen als Teil der Provinz Westfalen zugesprochen. Trotzdem leben einige der Nachkommen bis heute auf Schloss Anholt.




































































Welcher Prinz des Hauses Salm-Salm es genau war, der diesen Mercedes-Benz 300 SL bestellte, ist nicht mehr bekannt. Klar ist hingegen, dass er den Sportwagen 1961 an den Neurochirurgen Dr. J. Theodore Luros aus Indianapolis verkaufte. Er und seine Frau waren aktive Mitglieder einer Gullwing Group in den USA. Bei einem Clubausflug sahen die beiden einen Wagen eines anderen Clubmitgliedes in der Sonderfarbe ‚Erdbeerrot metallic‘ (Farbcode DB 543). Sie entschieden sich zur Umlackierung ihres eigenen 300 SL und ließen dabei zudem Lederbezüge in tan verbauen. Dr. Luros behielt den Flügeltürer bis 2005. Dritter Besitzer wurde schließlich Adrian S. Byles aus Kanada, der zuvor bereits einige weitere 300 SL besessen hatte. Dieser ließ durch das Team von Rudi Koniczek in British Columbia eine kosmetische und technische Aufarbeitung des Autos vornehmen.
Rückkehr zum Originalfarbton
Erst beim aktuellen, vierten Besitzer erhielt dieser Mercedes-Benz 300 SL seine originale Farbgebung in ‚Graphitgrau‘ zurück. Allerdings behielt er sowohl die tan-farbene Lederausstattung als auch das nicht korrekte Lenkrad bei, das irgendwann im Laufe der Jahre nachgerüstet wurde. Bis heute sind jedoch der originale Reihensechszylindermotor, das vom Werk angebotene Gepäckset, die originalen VDO-Instrumente, das Becker-Radio und das Werkzeugkit mit an Bord. Mecum Auctions erwartet einen Zuschlagspreis im Bereich zwischen 1.300.000 und 1.500.000 US$.
Bilder: Mecum Auctions