Mercedes-Benz 280 SE 3.5 Cabriolet

1959 debütierte bei Mercedes-Benz die Baureihe W 111, heute als Vorläufer der S-Klasse einsortiert in die automobile Oberklasse. Neben der klassischen Limousine gab es 1966 und ’67 den bei I.M.A. in Belgien im Werksauftrag gebauten Kombi ‚Universal‘ sowie ab Frühjahr 1961 das Coupé und ab Herbst 1961 das Cabriolet. Beide basierten auf der ungekürzten Plattform der Limousine und boten daher vollwertigen Platz für vier Passagiere. Optisch lehnten sie sich zwar an den Viertürer an, erhielten jedoch gänzlich eigenständige Karosserien ohne die Verwendung von Gleichteilen. Stattdessen entstanden die allermeisten Exterieurteile in zeitaufwändiger Handarbeit, wodurch die Produktionszeit im Vergleich zur Limousine deutlich verlängert wurde. Damit lagen auch die Preise auf annähernd doppeltem Niveau. Abgesehen vom 600 (W 100) waren die Coupés und Cabriolets der Baureihen W 111 und W 112 (mit Luftfederung) die letzten Modelle aus dem Hause Mercedes-Benz, die überwiegend in Handarbeit entstanden sind.

Von 1961 bis 1965 gab es beide Zweitürer ausschließlich mit einem 2,2 Liter großen Reihensechszylindermotor mit Bosch-Einspritzsystem und 88 kW/120 PS unter der ungewöhnlichen offiziellen Verkaufsbezeichnung 220 SE(b)/C. Diese Kürzel gab man 1965 mit der Einführung des 110 kW/150 PS starken 250 SE auf. Ab Ende 1967 folgte der 280 SE mit 118 kW/160 PS zu dem sich ab 1969 als neues Topmodell der 280 SE 3.5 mit einem 3,5-Liter-V8-Motor und 147 kW/200 PS gesellte. Es war das erste Mercedes-Modell der Nachkriegszeit mit mehr als drei Litern Hubraum. Im Vergleich zu den kleineren Motorisierungen erhielt dieses Modell einen flacheren und breiteren Kühlergrill (zeitgleich auch beim 280 SE eingeführt), was zum inoffiziellen Namen ‚Flachkühler‘ führte. Darüber rangierte bis Ende 1967 der 300 SE mit Luftfederung, zusätzlichem Chromschmuck, Servolenkung und zuletzt bis zu 125 kW/170 PS dank Sechsstempel-Einspritzpumpe. Insgesamt verließen bis 1971 28.918 Coupés und 7.013 Cabriolets der Baureihe W 111 die Produktion in Sindelfingen. Während die Cabriolets in den Preislisten lediglich rund zehn Prozent über den Coupés lagen, sind sie heute aufgrund ihrer Seltenheit ein Vielfaches Wert. Es dauerte mehr als 20 Jahre, bevor Mercedes-Benz wieder ein viersitziges Cabriolet ins Modellprogramm aufnahm.

Beim Schweizer Oldtimerhändler Kidston SA steht aktuell ein hervorragend erhaltenes Exemplar eines Mercedes-Benz 280 SE 3.5 Cabriolets aus dem Baujahr 1970 zum Verkauf bereit. Es handelt sich um ein seltenes in Europa ausgeliefertes Fahrzeug ohne US-Seitenbegrenzungsleuchten und mit einteiligen Scheinwerfern. Der überwiegende Anteil der V8-Ableger des W 111 als Coupé und Cabriolet war für den amerikanischen Markt entstanden. Mit einer Lackierung im klassischen ‚Silbergrau‘ (DB 180) und einer Lederausstattung in bordeaux inklusive passendem Armaturenbrett und Teppichen in Kombination mit hochwertigem Holzdekor kann dieser Klassiker auch heute noch begeistern. Ab Werk sind ein Becker Europa Radio und eine automatisch ausfahrende Radioantenne von Hirschmann verbaut. In den zurückliegenden Jahren verbrachte dieses Auto mit seiner geringen Laufleistung von gerade einmal rund 50.000 Kilometern einige Zeit in Sammlungen in Deutschland, Japan, Südfrankreich und Monaco. Während Leder und Chromteile original sind, erhielt die Karosserie eine aufwändige Neulackierung, für die sie bis auf das blanke Blech entlackt wurde. Alle Handbücher und das vollständige Werkzeugset gehören bis heute zum Auto. Interessenten können sich direkt an Kidston SA wenden.

Bilder: Kidston SA