McLaren F1 Certification

Als er 1988 erstmals gezeigt wurde, war er einfach nur ein Sportwagenprojekt eines Formel-1-Rennstalls. In den 1990er Jahren begann schließlich die Kleinserienfertigung. Durch einen Gesamtsieg in Le Mans 1995 sowie den Rekord für das schnellste straßenzugelassene Serienfahrzeug eroberte sich der McLaren F1 schließlich Legendenstatus und hält diesen bis heute, was Verkaufspreise und Gebote auf Auktionen in den letzten Monaten eindrucksvoll unterstreichen. Nun widmet die MSO-Abteilung (McLaren Special Operations) in Woking dem Supersportwagen ein werkseigenes Zertifizierungsprogramm, mit dem der jeweilige Fahrzeugbesitzer von McLaren eine umfangreiche Übersicht über die Historie, den Grad der Originalität (einige Straßenfahrzeuge wurden im Laufe der Zeit umlackiert und modifiziert), die Service-Daten sowie im Falle der Rennfahrzeuge auch die Renngeschichte erhält. All diese Daten ergänzt ein eigenständiges Zertifizierungsbuch mit vielen Illustrationen des eigenen Wagens aus dem Werksarchiv.

Alle 106 gebauten McLaren F1 können diesem Prozess unterzogen werden. Zwischen 1993 und 1998 verließen 64 Straßenfahrzeuge, drei Langheck-GT, sechs LM, 28 Rennversionen und fünf Prototypen die Hallen von McLaren. Einige davon existieren heute bereits nicht mehr, da sie durch Unfälle zerstört wurden. Einer der 28 Rennwagen mit der Chassisnummer 25R machte nun den Anfang beim Zertifizierungsprozess, nachdem er Wunsch seines aktuellen Besitzers zuvor vom Werk in jenen Zustand versetzt wurde, in dem er 1997 am 24-Stunden-Rennen in Le Mans teilnahm. Dieser Prozess dauerte volle 18 Monate, was unter anderem auch am bewegten Leben dieses Autos liegt. Es handelt sich um den F1 GTR, der am längsten im aktiven Motorsport bewegt wurde. Nach einem Feuer in Le Mans wurde er im Werk repariert und an ein japanisches Rennteam verkauft, das ihn in der JGTC-Rennserie über viele Jahre an den Start brachte. Seinen finalen Einsatz erlebte der Wagen auf dem Fuji Speedway 2005, acht Jahre nachdem er bei McLaren aufgebaut wurde.

Nach seiner langen Rennkarriere rollte der McLaren F1 GTR in eine private Autosammlung, wo er bis 2016 stand. Dann vermittelte der bekannte Klassikerhändler Kidston SA den Rennwagen an einen neuen Besitzer in Großbritannien, der sich für die umfangreiche Werksrestaurierung entschied. Als er von der neuen Zertifizierung erfuhr, ließ er diese ebenfalls direkt durchführen. Für die Arbeiten an 25R nutzte McLaren zum Großteil originale GTR-Ersatzteile, die in Containern auf dem Firmengelände lagern, die teilweise vor 20 Jahren zuletzt geöffnet wurden.

Heute steht 25R wieder in jenen Farben im Studiolicht, in denen er einst den Langstreckenklassiker an der Sarthe unter die Räder nahm: Gulfblau, Schwarz und Leuchtorange. Neben dem amerikanischen Ölunternehmen Gulf prangten eigentlich auch die Logos der Zigarettenmarke Davidoff auf den Fahrzeugen des Teams. Allerdings waren 1997 bereits Tabakwerbungen in Frankreich per Gesetz verboten, weshalb die Seitenflächen des F1 GTR frei blieben. Die einzigen Teile, die McLaren 1997 nicht eigens für den Rennwagen herstellen ließ, finden sich auf den Oberseiten der Türen. Hier verbaute man kurz vor dem Rennen Positionsleuchten von Flugzeugen in unterschiedlichen Farben auf den drei Autos des Gulf-Davidoff-Teams, um die Wagen auch in der Nacht unterscheiden zu können. 25R erhielt dabei die Farbe blau, die auch jetzt nach der Restaurierung wieder dort zu finden ist. Sowohl der frisch restaurierte F1 GTR, als auch das generelle Zertifizierungsprogramm für den McLaren F1 wurden am vergangenen Wochenende im Rahmen des Hampton Court Concours in Großbritannien der Öffentlichkeit vorgestellt.

Bilder: McLaren, Tim Scott