Maserati 5000 GT by Michelotti

Kürzlich berichteten wir an dieser Stelle über den nach mehr als 50 Jahren wiedergefundenen Maserati 5000 GT mit Ghia-Karosserie, der während der Monterey Car Week bei RM Sotheby’s versteigert wird (Link dazu am Ende dieses Artikels). Inzwischen steht fest, dass beim gleichen Auktionshaus und während der gleichen Veranstaltung ein weiterer 5000 GT unter den Hammer kommt. Die Chancen dazu standen angesichts von nur 34 gebauten Exemplaren äußerst gering. Zudem zeigen beide Autos keine Standardkarosserieformen, sondern einzigartige Aufbauten. Neben dem bereits von uns vorgestellten Ghia Coupé steht ein 5000 GT, das im Auftrag des reichen Rennsport-Moguls Briggs Cunningham aus den USA bei Michelotti eingekleidet wurde. Dabei bestellte Cunningham ausdrücklich möglichst viele optische Details des Rennsportwagens Maserati 450S, von dem der 5000 GT sein Triebwerk geerbt hatte.

Michelotti setzte diese Wünsche mit einer relativ runden Karosserieform um, die an der Frontpartie weit heruntergezogen wurde. Um dies ermöglichen zu können, verschwanden die Scheinwerfer hinter versenkbaren Klappen. Dazwischen sitzt ein vergleichsweise flacher, ovaler Kühlergrill. An den Luftein- und -auslässen entlang der Karosserie kommen Chromstreben zum Einsatz. Das Heck erinnert derweil im oberen Bereich an den Ferrari 330 GTC, während unter der Abrisskante des Kofferraumdeckels deutlich kleinere, runde Rückleuchten sitzen. Interessant ist derweil, dass Cunningham sich für klassische Speichenräder entschied, anstatt modernere Stahlfelgen zu ordern. Laut zeitgenössischen Quellen handelte es sich um den aerodynamisch ausgefeiltesten 5000 GT, was durchaus glaubhaft ist, da einige Feinarbeiten im Windkanal der Università degli Studi di Torino durchgeführt wurden.

Die reine Stromlinienform allein reichte Briggs Cunningham derweil nicht aus. Er wollte auch den schnellsten Maserati 5000 GT haben. Hierfür flog er eigens nach Italien, um den Wagen vor der Auslieferung probezufahren – auf der Formel-1-Rennstrecke von Monza. Da sein Rennteam eh gerade auf Europa-Tournee war, um an diversen Sportwagenrennen teilzunehmen, nutzte er den Maserati direkt als Reiseauto. Wie lange er ihn indes in Europa beließ, ist nicht mehr nachweisbar. Klar ist nur, dass der Maserati-Historiker Adolfo Orsi ihn 1968 in Kalifornien am Haus von Cunningham ansehen durfte. Im gleichen Jahr wechselte der 5000 GT in den Besitz von Oliver Kuttner in Virginia, der ihn 20 Jahre lang behielt. In den frühen 1990ern restaurierten verschiedene europäische Betriebe am Fahrzeug herum, wodurch es 1998 in Polen stand. Dort erwarb Alfredo Brener diesen Wagen, um ihn seiner langen Liste von 5000 GT hinzuzufügen, die er im Laufe seines Lebens besessen hatte.

2003 verkaufte Brener den Wagen an seinen heutigen Besitzer mit dem Vermerkt: „Dies ist der schnellste 5000 GT, den wir haben“. An der inzwischen rund 20 Jahre altern Restaurierung der Karosserie zeigen sich einige Abnutzungsspuren und Patina. Derweil ist das Interieur in gutem Zustand und auch das fünf Liter große Achtzylinder-Triebwerk zeigt sich bei besten Kräften. RM Sotheby’s erwartet im Rahmen der Auktion einen Zuschlagspreis zwischen 700.000 und 850.000 US-Dollar.

Bilder: RM Sotheby’s, Theodore W. Pieper