Macht das H-Kennzeichen noch Sinn?

Sobald ein Auto 30 Jahre alt wird, kann es in Deutschland mit einem H-Kennzeichen zugelassen werden. Dieser Zusammenhang ist inzwischen vielen Menschen bekannt. Es schärft auch immer wieder den Blick für kulturhistorisches Gut auf vier Rädern im normalen Straßenverkehr. Aber macht das H-Kennzeichen unumstritten Sinn? Speziell mit Blick auf jene Autos, die jetzt nach und nach die oben genannte Altersschwelle erreichen? Lassen Sie uns das Thema einmal näher beleuchten.

Nicht alle Autos Ü30 fahren mit H-Kennzeichen

Ein kurzer Blick auf die aktuellen Zulassungszahlen von 2020 in Deutschland offenbart, dass von rund 48,2 Millionen PKWs insgesamt rund 983.000 über 30 Jahre alt sind. Das sind 14,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Allerdings fahren davon lediglich 584.500 mit einem H-Kennzeichen herum, was rund 11 Prozent mehr als 2019 sind. Rund ein Drittel aller über 30 Jahre alten Autos fährt also mit normaler Zulassung herum. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Wir möchten sie im folgenden darlegen. Begonnen hat die Geschichte des H-Kennzeichens am 1. Juli 1997. Seither dürfen Fahrzeuge im erhaltenswerten Originalzustand oder mit Veränderungen, die binnen der ersten paar Jahre nach der Erstzulassung erhältlich waren, diese Nummerntafeln tragen. Sie unterscheiden sich von normalen Schildern nur durch das hinter den Ziffern nachgestellte „H“.

Steuererleichterung nur mit viel Hubraum

Für die Fahrzeugbesitzer bedeutet diese Zulassungsmöglichkeit oftmals eine deutliche Steuerersparnis. Pro Jahr kosten Autos mit H-Kennzeichen pauschal 191,73 €, unabhängig von Hubraum, Motorart und Leistung. Genauso egal ist, ob es sich um einen PKW, einen LKW, einen Transporter, einen Traktor oder einen Anhänger handelt. Diese Summe lässt sich seit dem 1. Oktober 2017 sogar noch reduzieren, wenn man das H-Kennzeichen mit einer Saisonzulassung kombiniert und damit nur anteilig Steuern bezahlt. Zudem gibt es bei einigen Versicherungen Sondertarife für Klassiker. Diese sind jedoch nur selten an die H-Zulassung gebunden. Allerdings bedeutet diese Steuersumme von Anfang an eine Mehrbelastung für Fahrer kleiner Autos. Wer beispielsweise eine BMW Isetta, einen Messerschmitt Kabinenroller oder einen frühen Volkswagen Polo sein eigen nennt, ist mit einer normalen Zulassung günstiger unterwegs. Das Gleiche gilt inzwischen für Fahrzeuge, die die Abgasnorm Euro 2 erfüllen und weniger als 2,6 Liter Hubraum haben.

Freie Fahrt in der Umweltzone

Ein großer Vorteil für Fahrer mit einem H-Kennzeichen ist die Ausnahmeregelung für Umweltzonen. Hier dürfen sich Oldtimer frei bewegen, ohne auf die Einschränkungen für bestimmte Abgasnormen achten zu müssen. Da die Fahrzeuge, die in diesem Jahr ihr 30-jähriges Jubiläum feiern, als Benziner mit Katalysator jedoch überwiegend eh eine grüne Plakette erhalten würden, ist für sie eine H-Zulassung nicht sinnvoller. Anders verhält es sich für klassische Dieselfahrzeuge. Hier kann sich das H-Gutachten durchaus lohnen. Als Fazit kann man also zusammenfassen: Ein Blick in die letzten Abrechnungen für die Kfz-Steuern und die Versicherung kann sich auszahlen. Liegt die Steuersumme unterhalb von 191,73 € sollte man von einer H-Zulassung Abstand nehmen. Stattdessen kann ein Telefonat mit der Versicherung möglicherweise Einsparungen bedeuten, wenn das Fahrzeug als Klassiker eingestuft werden kann.

Bilder: Matthias Kierse