Lunaz Rolls-Royce Phantom V Electric

Im Oktober 2019 verkündete die in Silverstone ansässige Firma Lunaz, ab sofort klassische Automobile mit elektrischen Antrieben auszurüsten. Hierfür erhalten die Oldtimer vorab eine umfangreiche Restaurierung, damit die neue Antriebstechnologie nicht etwaige Durchrostungen aufreißt. Immerhin stellen Elektromotoren ab der ersten Umdrehung ihr volles Drehmoment zur Verfügung und erarbeiten es sich nicht über das Drehzahlband, wie es klassische Benzinmotoren tun. Bereits vor Beginn der Restaurierung wiegt man jede Ecke des jeweiligen Autos genau, um am Ende eine möglichst gleiche Gewichtsverteilung wie zuvor zu gewährleisten. Nachdem die Fahrzeuge komplett demontiert wurden, führen die Lunaz-Mitarbeiter einen umfangreichen 3D-Scan durch, um anschließend am Computer die genauen Einbaupositionen und Formen von Elektromotoren, Akkus und Steuergeräten planen zu können. Natürlich können die Kunden bei den folgenden Arbeiten an Blech und Interieur ihre Wunschfarbkombination angeben. Neben einem bereits umgerüsteten Jaguar XK120 befanden sich im Oktober gleich zwei Rolls-Royce im Umbauprozess. Beim besonders luxuriösen Phantom V von 1961 dauerte dieser bis jetzt an. Die Fertigstellung markiert nun aber auch den Start der Kleinserienfertigung vergleichbarer Rolls-Royce-Modelle auf Basis von Phantom und Silver Cloud. Hierfür verdoppelt Lunaz in den nächsten Wochen die Mitarbeiterzahl am Firmensitz in Silverstone.

Die reine Straßenpräsenz eines Rolls-Royce Phantom V erreichen bis heute nur sehr wenige andere Autos. Lunaz möchte dieses Attribut durch die Elektrifizierung auch für künftige Generationen erfahrbar machen. Hierfür entwickelte man ein maßgeschneidertes Paket, bestehend aus einem 120 kWh starken Akku, leistungsstarken Elektromotoren und einer auf Fahrzeuggewicht und Einsatzzweck angepassten Steuerelektronik. Die versprochene Reichweite mit voller Akkuladung beträgt mehr als 300 Meilen (über 480 Kilometer). Neben der Aufladung an normalen Steckdosen ermöglicht Lunaz natürlich auch den Anschluss an Schnell-Ladesäulen.

Für das erste Exemplar eines Lunaz Rolls-Royce Phantom V Electric entschied man sich für eine Zweifarblackierung in den Farbtönen ‚Midland Grey‘ im oberen und ‚Cinereous Grey‘ im unteren Karosseriebereich. Zwischen den Farben sorgt eine handgezogene Linie für einen optischen Akzent, indem sie den Rosa-Farbton des Bakelit-Telefons aufnimmt, das vor der Restaurierung zwischen den Fondsitzen verbaut war. Lunaz überarbeitete dieses Gerät, spendierte ihm neuwertige Funktelefontechnologie und verbaute es erneut an seinem angestammten Platz. Rundherum zeigt sich das Interieur in hellem ‚Argent Grey‘, wobei das Pink des Telefons an einigen Details wie Handschlaufen wieder aufgenommen wurde. Alle originalen Holzzierteile erhielten eine umfangreiche Aufarbeitung mit mattem Finish und rotgoldenen Einlegern.

Im Cockpit integrierte man ein modernes Infotainmentsystem inklusive Navigation sowie eine Audioanlage, deren Ausgabe zwischen Front- und Fondpassagieren gesplittet werden kann. Hinzu kommt eine leistungsstärkere Klimaanlage. Vor den hochklappbaren Picknicktischen verbergen sich zwei Displays, die es gestatten während der Fahrt Filme anzusehen oder per Mirror-Technik die Displays der mitgebrachten Smartphones anzuzeigen. Mittig zwischen den Picknicktischen verbirgt sich eine Bar in der Trennwand zum Cockpit. 1961 verließ dieser Phantom V das Werk als Achtsitzer mit durchgehenden Sitzbänken vorn und hinten sowie zwei ausklappbaren Zusatzsitzen im Fond. Diese Konfiguration behielt Lunaz bei der Restaurierung bei.

Neben Modellen der Phantom-Reihe veredelt Lunaz auch Silver Cloud I, Silver Cloud II und Silver Cloud III als Limousine oder Drop Head Convertible. Da diese Fahrzeuge von Haus aus leichter sind, reicht hier ein 80 kWh starkes Akkupaket für die gleiche Reichweite aus. Während die Preise für einen Umbau beim Phantom ab £ 500.000 beginnen, sind es beim Silver Cloud mindestens £ 350.000 (jeweils zzgl. Steuern).

Bilder: Lunaz