Lea-Francis Ace of Spades

Lea-Francis gehört zu den ältesten Automarken der Welt und ist dennoch fast unbekannt. Dabei ist die Markengeschichte durchaus spannend und reicht mit Unterbrechungen bis ins Jahr 1998. Alles begann mit einer Fahrradfabrik der Unternehmer Richard Henry Lea und Graham Francis. Diese bestand ab 1895 in Coventry. Ab 1903 stellte die Firma auch Automobile her, 1911 erweiterte man das Angebot zudem um Motorräder. Anfänglich entstanden Singer-Fahrzeuge in Lizenz, erst ab 1919 eigene Autos. Drei Jahre später ging man eine Partnerschaft mit Vulcan ein, um sich das Händlernetz und die Fertigungsstätten zu teilen und damit Geld zu sparen. So stellte Vulcan die Karosserien her, während Lea-Francis Getriebe und Lenkungen anfertigte. Als Vulcan 1928 die Autofertigung einstellte, endete die Kooperation. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich Lea-Francis bereits ein sportliches Image aufgebaut. Dies lag unter anderem am S-Type „Hyper“, dem ersten britischen Serienauto mit Kompressormotor.

Kurzgeschichte von Lea-Francis

Mit dem Hyper gewann Lea-Francis 1928 den Ulster TT in Nordirland vor über 250.000 Zuschauern. Diesen Erfolg konnte man in gute Verkaufszahlen ummünzen. 1937 übernahm George Leek die Geschäftsführung und richtete das Modellprogramm noch sportlicher und luxuriöser aus. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs stellte man auf die Produktion von Rüstungsgütern um. Erst 1946 ging es mit leicht modifizierten Vorkriegsautos weiter. Neue Modelle erschienen erst vier Jahre später. Durch eine Kooperation mit Connaught Engineering wurden dort fahrfertigte Fahrgestelle des 14 HP Sports zu den Sportwagen L2 und L3 umgebaut. Nachdem 1960 der Lynx als 2+2-sitziger Roadster mit Rohrrahmenchassis debütierte, war 1962 durch finanzielle Probleme erst einmal Schluss. Bis zu diesem Zeitpunkt waren fast 10.000 Lea-Francis entstanden. Durch die leere Kasse hätte der Lynx nur durch vorher bezahlte Vorbestellungen in Produktion gehen können. Das Design wirkte jedoch zu altbacken auf die anvisierte Kundschaft.

Wiederbelebung scheiterte

14 Jahre lang blieb es ruhig um Lea-Francis. Dann erwarb Barrie Price die Markenrechte und begann damit, Ersatzteile und Service-Arbeiten für alle noch existierenden Fahrzeuge anzubieten. Zudem arbeitete er an einem neuen Retro-Sportwagen mit Antrieb von Jaguar. Dieses debütierte 1980 als Ace of Spades. Über einem eigenständigen Aluminium-Rahmen saß dabei eine Karosserie aus glasfaserverstärktem Kunststoff. Diese war wahlweise als geschlossenes Coupé oder zweisitziger Roadster erhältlich. Zudem gab es zwei verschiedene Radstände. Insgesamt entstanden in zehn Jahren lediglich sechs Exemplare, von denen das letzte nie vollendet wurde. Es verblieb im Besitz von Barrie Price, auch als dieser die Marke inklusive aller Rechte 2019 verkaufte. Zuvor hatte er 1998 noch einen finalen Prototypen namens 30/230 präsentiert, von dem jedoch nur ein Prototyp entstanden ist.

Finaler Lea-Francis Ace of Spades bei CCA

Der finale Lea-Francis Ace of Spades mit der Fahrgestellnummer 5506 stand seit 1990 bis vor kurzem unberührt und unvollendet in einer Garage in Großbritannien. Es handelt sich um ein blau lackiertes Cabriolet. Während an der Front nur der Kühlergrill, aber nie die Stoßstange oder die Scheinwerfer montiert wurden, zeigt das Heck deutlich die Rückleuchten vom Peugeot 205. Barrie Price, inzwischen 90 Jahre alt, legt dem Fahrzeug nun einen Brief bei, in dem er die Echtheit garantiert. Classic Car Auctions (CCA) versteigert das Projekt am 25. September in Stoneleigh Park an. Unter der Motorhaube steckt ein 3,4 Liter großer Reihensechszylindermotor von Jaguar. Zudem liegen dem Auto diverse Kisten mit Teilen bei.

Bilder: Classic Car Auctions