Laurin & Klement S

Vor 110 Jahren, am 16. April 1911, debütierte der Laurin & Klement 12/14 hp S auf der Prager Automesse im Stadtteil Holešovice. Der S bildete den neuen Einstieg ins Angebot der Marke. Damit begann im tschechischen Mladá Boleslav die Zeit der Großserienfertigung. Bis zur Einstellung der Modellreihe entstanden mehr als 2.000 Exemplare in verschiedenen Karosserievarianten. Die Zusatzbezeichnung 12/14 hp bezog sich auf 12 Steuer-Pferdestärken, die nach einer behördlichen Formel ausgerechnet wurden, sowie auf die 14 tatsächlichen PS. Sie entstanden in einem Vierzylindermotor mit 1.771 Kubikzentimetern Hubraum und seitlich verbauten Ventilen sowie magnetoelektrischer Zündung von Eisenmann. Motor, Kupplung und das Dreigang-Getriebe waren zu einer Einheit mit gemeinsamer Ölwanne zusammengefügt worden. Die Höchstgeschwindigkeit betrug je nach Ausführung zwischen 50 und 60 km/h.

Zwei Bremssysteme an Bord

Als Grundlage nutzte Laurin & Klement einen vernieteten Leiterrahmen aus U-förmigen Stahlprofilen. An je zwei längs angeordneten Blattfedern hängte man die Starrachsen vorn und hinten auf. Im Gegensatz zur heutigen Zeit war es damals noch üblich, zwei unterschiedliche Bremssysteme zu verwenden. Über einen Hebel konnte man auf die Trommelbremsen hinten einwirken, während ein Fußpedal die Hauptbremse direkt an der Kardanwelle betätigte. Im Laufe der Produktionszeit gab es sowohl Speichenräder mit Stahlkern und Holz-Radblenden, Drahtspeichenräder als auch nach dem Ersten Weltkrieg reine Stahlräder von Michelin. Als komplettes Fahrgestell kamen betriebsfertig 650 bis 700 Kilogramm auf der Waage zusammen. Der Radstand betrug 2.688 Millimeter.

Verschiedene Karosserievarianten

Neben diversen Personenwagenausführungen gab es den Laurin & Klement S auch als leichtes Nutzfahrzeug. So gab es den Pritschenwagen ‚Fortschritt‘ oder den Kofferwagen ‚Express‘. Je nach Kundenwunsch passte der Hersteller das Auto individuell an. Anfänglich waren zwei- und viersitzige Wagen mit offenem Aufbau gefragt. Später gab es außerdem das Landaulet ‚Wien‘, die Doppellimousine ‚Kavalier‘, die Limousine ‚Karlsbad‘ oder die Coupé-Varianten ‚Doktor‘ und ‚Lady‘. Durch größere Nachfrage von solventen Kunden in aller Welt erhielt der Laurin & Klement S fortwährend Weiterentwicklungen. Diese kennzeichnete man durch nachgestellte Buchstaben von Sa bis So, die zeitweise gleichzeitig verfügbar waren. Der Radstand wuchs schrittweise auf bis zu 3.220 Millimeter, während der Hubraum auf bis zu 2.413 Kubikzentimeter stieg. Am Ende standen 30 PS bereit, um über ein Viergang-Getriebe für Vortrieb zu sorgen. Direkt nach dem Ersten Weltkrieg gab es, erst nur optional, einen elektrischen Anlasser. Zudem ersetzten Anfang der 1920er Jahre elektrische Glühbirnen anstelle der bisherigen Karbidgaslampen.

Diverse Motorsporterfolge

Da Laurin & Klement bereits zuvor mit diversen Fahrzeugen am Motorsport teilgenommen hatte, verwundert es nicht, dass auch der Typ S dort erfolgreich war. Direkt im Präsentationsjahr 1911 erzielte man Siege bei den Rennen Trieste–Opicina sowie Troppau–Mährisch Ostrau. Zwei Jahre später folgte die Goldmedaille in Parma (Italien). 1914 nahm das Werksteam von Laurin & Klement an der herausfordernden Targa Florio auf Sizilien teil und errang den sechsten Platz insgesamt. Sogar im Jahr 1922 waren noch Siege bei den Bergrennen Zbraslav–Jíloviště und Ecce Homo sowie beim Schöber-Rennen möglich. Durch diese Erfolge erhöhte man auch die weltweite Bekanntheit. Laurin & Klement konnte daher Fahrzeuge im gesamten britischen Kolonialgebiet sowie im russischen Zarenreich absetzen.

Bilder: Škoda