Laurin & Klement RK/M

Nachdem Alexander ‚Sascha‘ Graf Kolowrat-Krakowsky mit seinem Laurin & Klement Typ F und dem Rennwagen FC erste Motorsporterfolge eingefahren hatte, blieb er der tschechischen Marke treu. Im Laufe der Zeit gab er verschiedene Fahrzeuge in Auftrag. Hierzu zählte auch der RK/M von 1921. Um dieses Modell vorstellen zu können, müssen wir jedoch einige Jahre eher starten. In Reichenberg (heute Liberec) befand sich die Automarke RAF (Reichenberger Automobil Fabrik) unter Leitung von Baron Theodor von Liebieg. Er gehörte zu den allerersten Automobilbesitzern in Europa, da er ein frühes dreirädriges Fahrzeug von Carl Benz erwarb und die lange Strecke zurück nach Reichenberg selbst zurücklegte. Ab 1907 stellte er selbst luxuriöse Autos her. Allerdings hatte er nicht mit den hohen Fertigungskosten gerechnet. Da er zeitgleich im Verwaltungsrat von Laurin & Klement saß, entschied er sich 1912 dem Zusammenschluss beider Firmen zuzustimmen.

Vom RAF 18/50 HP zum L&K RK

In diese Fusion brachte Baron von Liebieg die Lizenz zum Bau ventilloser Schiebermotoren ein. Diese hatte er kurz zuvor von Daimler erworben, wo sie als Knight-Prinzip in Serie gegangen waren und als wegweisend galten. Laurin & Klement übernahm das für diese Motortechnik entwickelte Luxus-Landaulet RAF 18/50 HP fast unverändert ins Modellprogramm und taufte ihn auf RK (RAF-Knight) um. Bis 1915 entstanden 116 Exemplare. Eines davon baute man 1913 für Graf Kolowrat-Krakowsky als Rennfahrzeug auf. Unter die Motorhaube wanderte dabei ein 4,7 Liter großer Vierzylinder-Schiebermotor mit 37 kW/50 PS. Über eine Lamellenkupplung und ein Viergang-Getriebe gelangte die Kraft auf die Hinterachse. Gebremst wurde über eine Hinterradhandbremse und zwei Fußbremsen. Diese wirkten auf die Drehmomentübertragung vor und hinter dem Getriebe. Beim Fahrwerk vertraute Baron von Liebieg auf längs verbaute, halbelliptische Blattfedern und eine Schraubenspindellenkung.

Mehr als 70.000 Kilometer Laufleistung

Graf Kolowrat-Krakowsky nutzte seinen Laurin & Klement RK sowohl als Alltagsfahrzeug als auch für Rennen. In den Jahren 1913 und 1914 absolvierte er mit diesem Auto die herausfordernde Alpenfahrt. Dabei handelte es sich um ein international viel beachtetes Langstreckenrennen über diverse Bergpässe. Zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs stellte er den RK dem tschechischen Militär zur Verfügung. Bis 1916 stand bereits eine Laufleistung von 70.000 Kilometern in den Wartungsunterlagen – ohne größere technische Probleme. Nach Kriegsende erhielt Graf Kolowrat-Krakowsky den Wagen zurück. Er brachte ihn umgehend ins Werk von Laurin & Klement und bat um diverse Modifikationen.

Vom RK zum RK/M

Das inzwischen acht Jahre alte Fahrzeug erhielt den neu entwickelten Vierzylinder-Rennmotor mit 55 kW/75 PS aus 4,7 Litern Hubraum. Im Vergleich zum bisherigen Knight-Triebwerk kamen obenliegende Ventile und eine doppelte elektrische Magnetzündung zum Einsatz. Die Höchstgeschwindigkeit stieg von rund 100 auf 125 km/h. Laurin & Klement nannte den Wagen fortan RK/M, wobei das M für die Modifikationen stand. In der ersten Hälfte der 1920er Jahre verwendete das Werksteam dieses Auto mit František Svoboda hinter dem Steuer für diverse Rennen innerhalb der Landesgrenzen. 1921 gewann man die Internationale Zuverlässigkeitsfahrt und 1922 die Klasse bis 5,3 Liter Hubraum beim Schöber-Rennen. Zudem errang Svoboda Rang drei beim Bergrennen Zbraslav – Jíloviště. Heute gehört der Laurin & Klement RK/M dem Technischen Nationalmuseum Prag.

Bilder: Škoda