Lancia Flaminia Super Sport Zagato

Auch wenn die Marke Lancia heute nur noch ein trauriger Schatten einstiger Größe ist, bleibt sie vielen Autofans in bester Erinnerung. Diverse technische Neuerungen erschienen zuerst in Lancia-Modellen. Nach dem Zweiten Weltkrieg präsentierte man diverse Fahrzeuge in außergewöhnlichem Design, die heute zur Klasse der gesuchten Oldtimer zählen. Dabei kam der Antrieb selten zu kurz. Ein gutes Beispiel ist dabei die ab 1957 gefertigte Flaminia. Während Pinin Farina für die Gestaltung der Limousine zuständig war und auch ein erstes Coupé zeichnete, kamen auch die Designhäuser Touring (Flaminia GT und Convertible) und Zagato zum Zuge. Letztere erstellten den Flaminia Sport Zagato, der 1958 auf dem Turiner Autosalon debütierte und ab Anfang 1959 in Produktion ging. Im Gegensatz zum GT von Touring erstellte Zagato eine leichtere, gedrungene Stromlinien-Variante, die auch bei Rennen an den Start ging. Bei den ersten 99 Exemplaren saßen die Scheinwerfer unter Klarglasabdeckungen, was ab 1960 durch neue Zulassungsvorschriften in Italien und einigen weiteren Märkten nicht mehr möglich war.

Trotz des ursprünglichen Einsatzzweckes bei Sportwagenrennen kauften die allermeisten Kunden ihren Flaminia Sport ausschließlich als privates Alltags- oder Schönwetterauto. Somit überrascht es auch nicht, dass die meisten in gedeckten Farbtönen wie silber, grau, dunkelblau oder grün ausgeliefert wurden, während das italienische Rot selten blieb. Im Laufe der Zeit stieg die Leistung des 2,5-Liter-V6-Motors von 119 auf 140 und schließlich auf 150 PS aus 2,8 Litern Hubraum an. 1964 debütierte schließlich als finale Variante der Flaminia Super Sport Zagato mit dem leistungsstärksten Triebwerk, das nun durch die Verwendung von Dreifach-Vergasern von Weber 152 PS leistete, und leicht modifizierter Karosserie. So zeigten die Scheinwerfer nun tropfenförmige, verchromte Umrandungen, während oberhalb der runden Rückleuchten eine kleine Abrisskante in die Heckpartie eingehämmert wurde. Insgesamt senkte man die gesamte Karosserie zudem um 25 Millimeter ab. Durch die somit leicht verbesserte Aerodynamik erreichte dieses Modell eine offizielle Höchstgeschwindigkeit von 210 km/h und war damit lange Zeit das schnellste Lancia-Fahrzeug der Nachkriegszeit.

Während vom normalen Lancia Flaminia Sport Zagato 99 Exemplare mit abgedeckten Leuchten, 100 mit offenen Leuchten und 119 PS, 152 Stück mit 140 PS sowie 33 Einheiten mit dem 2,8 Liter großen Motor entstanden sind, waren es vom Flaminia Super Sport Zagato zwischen 1964 und 1967 noch einmal weiter 209 Autos, die vom Band liefen. Eines davon steht aktuell beim Oldtimerexperten Kidston SA zum Kauf bereit. Vermutlich ging es 1965 an einen italienischen Erstbesitzer, der eine silberne Außenlackierung mit schwarzer Lederausstattung innen bestellte. Am 17. August 1970 erfolgte eine Neuzulassung auf der britischen Kanalinsel Jersey, wo die Flaminia bis 1978 drei verschiedenen Besitzern nacheinander gehörte. Dann gelangte der Lancia nach Lasswade, Midlothian, neun Meilen vor Edinburgh in Schottland. 1994 tauchte das Coupé in der Schweiz beim Lancia-Experten David Read in Bettingen (Kanton Basel Stadt) auf. 2017 erwarb der heutige Besitzer das Auto und ließ es in Großbritannien bei Thornley Kelham umfangreich in Concours-Zustand restaurieren. Dies dauerte zwei Jahre lang, kostete mehr als £ 330.000 und umfasste wortwörtlich jede Schraube des Fahrzeugs.

Selbstverständlich lassen sich alle getätigten Restaurierungsschritte anhand einer umfangreichen Fotodokumentation nachvollziehen. Diese gehört ebenso zum Fahrzeug wie diverse Unterlagen aus der Historie. Zum Kaufpreis für diesen Lancia Flaminia Super Sport Zagato macht Kidston SA nur auf ernstgemeinte Anfragen hin nähere Angaben.

Bilder: Kidston SA