Lancia Aurelia B52 Spider by Vignale

1950 präsentierte Lancia mit dem von Vittorio Jano entwickelten Aurelia endlich ein Nachfolgermodell des Astura aus der Vorkriegszeit. Damit besetzte man die Obere Mittelklasse neu. Im Laufe der Folgejahre erschienen verschiedene Varianten, die man mittels eigener Kürzel unterschied. So bezeichnete ‚B10‘ die normale Limousine Berlinetta, die es auch mit anderen Radständen als B12, B15, B21 und B22 gab. Daneben bot man das Coupé Aurelia B20 GT mit kürzerem Radstand und ab 1955 den Aurelia B24 Spider mit nochmals kürzerem Radstand an, aus dem ein Jahr später das modifizierte Aurelia B24 Convertible wurde. Abgesehen davon gab es vom Aurelia auch die nackten Fahrgestelle B50, B51, B52, B55, B56 und B60, je nach Radstand und Ausführung. Diese gingen an externe Karosseriebauer, hauptsächlich in Italien, und erhielten dort eigenständige Aufbauten. Anfänglich saß ein 1,8 Liter großer, neu entwickelter V6-Motor unter der Haube, der 56 PS leistete. Im B20 GT und B21 Berlinetta wuchs der Hubraum auf zwei Liter und die Leistung auf 70 PS in der Limousine und 75 im Coupé. In der zweiten Serie des B20 GT waren es bereits 80 PS und in der B22 Berlina 90 Pferdestärken. 1953 mit der dritten Serie des Aurelia vergrößerte man den Hubraum auf 2,5 Liter. Während in den ersten drei Serien hinten eine Starrachse verbaut war, nutzte man ab Serie 4 eine De-Dion-Achse. Insgesamt entstanden 18.201 Exemplare, wovon alle bis zum Baujahr 1955 rechtsgelenkt sind und 783 auf die reinen Fahrgestelle entfielen, 98 davon auf den B52.

Einige Sonderkarosserien entstanden mehr als einmal, andere blieben Unikate. Beim Klassikerhändler Girardo & Co vom ehemaligen RM-Auktionator Max Girardo steht aktuell ein solches Einzelstück zum Verkauf. Fahrgestellnummer B52-1097, einer der 12 finalen B52, erhielt 1953 bei der Carrozzeria Vignale eine Spider-Karosserie. Diese zeigt ein besonderes Design, das vom Team rund um Alfredo Vignale und Giovanni Michelotti gezeichnet wurde und diverse Chrom-Details erhielt. Es dauerte bis zum Januar 1955, ehe der Karosseriebauer den Wagen erstmals öffentlich auf der Brüsseler Motor Show auf dem Lancia-Stand zeigte. Bereits damals trug der Wagen eine Lackierung in hellem ‚Verde Lago metallic‘ (Seegrün) und ein bordeauxrotes Leder-Interieur.

Bis einschließlich 2007 blieb dieser Lancia Aurelia B52 in belgischem Besitz. Anschließend erfolgte eine umfangreiche Restaurierung bei Carrozzeria Quality Cars in Vignoza/Italien. Bei diesen Arbeiten fanden die Experten eine sehr originale Ausgangsbasis vor, die vor allem viele der einmaligen Vignale-Komponenten einschloss, die ansonsten nur anhand von Bildern hätten nachgefertigt werden müssen. Ebenso fand man an versteckten Bereichen Reste der originalen Lackierung und des von Vignale genutzten Leders, wodurch man für das restaurierte Auto die passenden Farbtöne anmischen konnte.

Insgesamt verschlang die Restaurierung rund 2.450 Arbeitsstunden, wovon 2.000 auf die Karosserie und die restlichen 450 auf die Überholung der technischen Komponenten entfielen. Alle Arbeiten wurden in mehr als 1.600 Aufnahmen dokumentiert. Anschließend präsentierte man das fertiggestellte Auto beim Concorso d’Eleganza an der Villa d’Este 2016, wo es den zweiten Platz in der Klasse ‚The Golden Era of Sports Car Design‘ belegte. Nun steht das Einzelstück zum Verkauf. Zum Fahrzeug gehört ein FIVA-Wagenpass der Kategorie A/3 (restauriertes Auto), eine Identitätskarte des ASI (Automotoclub Storico Italiano) und ein Lancia Classiche Zertifikat sowie Originalfotos von der Brüsseler Motor Show 1955.

Bilder: Girardo & Co