Lamborghini Miura P400 SV

In der Liste der legendären Sportwagen der Nachkriegsära nimmt der Lamborghini Miura ohne Zweifel einen hohen Stellenwert ein. Zwischen 1966 und 1975 entstanden insgesamt 765 Exemplare dieses ersten Mittelmotor-Supersportwagens der damals noch jungen italienischen Marke mit dem Stier im Logo. Auf den ursprünglichen Miura P400 folgte 1968 der technisch verbesserte und 20 PS stärkere Miura P400 S, der zwei Jahre lang parallel zum P400 und schließlich ein Jahr lang solitär gefertigt wurde. Dennoch blieb der S mit 140 Stück der seltenste Ableger. Als finalen Abgesang gab es ab dem Genfer Autosalon 1971 und April 1975 schließlich den Miura P400 SV mit breiterer Karosserie im Heckbereich, ohne ‚Wimpern‘ an den Scheinwerfern und einer auf 385 PS angehobenen Leistung.

Das 3,9 Liter große V12-Triebwerk saß ungewöhnlicherweise quer vor der Hinterachse. Allerdings hatte man damals beiweitem noch nicht soviel Erfahrung mit der Mittelmotorbauweise, wie heute. Neben diesem Aufbau-Layout legte der Miura bei Lamborghini auch den Grundstein für wilde Lackfarben. Neben Blau, Weiß, Silber und Schwarz gab es viele Fahrzeuge, die das Werk in Sant’Agata in Gelb, Orange, Grün oder Rot verließen. Bei vielen erhielten zudem die Schwellerverkleidungen Kontrastlackierungen in Gold oder Silber. Ein wunderschönes Fahrzeug im Farbton ‚Arancio Miura‘ (Orange) aus der Frühzeit des SV steht aktuell bei Kidston in der Schweiz zum Verkauf.

Anhand von originalen Produktionsunterlagen lässt sich nachweisen, dass der Miura SV mit der Fahrgestellnummer 4854 Mitte Juli 1971 an den damaligen deutschen Lamborghini-Generalvertreter und bekannten Rennfahrer Hubert Hahne geliefert wurde. Es handelt sich um einen der ersten 25 gebauten SV, der dank deutscher Spezifikation keine ‚Ohren‘ an den zentralen Radmuttern und vor allem keine seitlichen Begrenzungsleuchten aufweist. Interessanterweise belegen die Werkspapiere auch, dass das Auto zwar in ‚Arancio Miura‘ produziert, dann aber in ‚Luci del Bosco‘, einem mittleren Braunton, an den Erstbesitzer Albert Schmalbach in Braunschweig übergeben wurde. Solche Umlackierungen in letzter Minute gab es zu jener Zeit häufiger, um schnell Kundenanfragen befriedigen zu können. Das Lederinterieur in ‚Goby‘ (Sandbeige) und ‚Testa di Moro‘ (Dunkelbraun) passte zu beiden Lackfarben.

Nach zwei Jahren wechselte der Miura SV den Besitzer und ging nach Berlin. Weitere vier Jahre später kaufte Doris Kohlenbach aus Neuendorf in Norddeutschland das Auto, bevor es in den frühen 1980er Jahren an Peter Kaus, den Gründer der bekannten Rosso Bianco Collection ging. Dort stand der Miura zusammen mit zahlreichen Renn- und Sportwagen für die folgenden drei Jahrzehnte. In diese Zeit fällt auch eine Umlackierung auf Rot. Nachdem Peter Kaus 2006 seine Bemühungen um neue Räumlichkeiten für das Museum aufgab, verkaufte er seine Sammlung. Kidston erwarb den Miura SV für einen Kunden im Jahr 2014 und beauftragte eine vorsichtige Restaurierung inklusive Umlackierung ins originale Arancio Miura. Insgesamt betrug die Summe dieser Arbeiten schließlich im Mai 2016 volle 271.324 €. Nun sucht Kidston im Auftrag nach einem neuen Besitzer.

Bilder: Kidston SA