Ein Stier jagt sich selbst – Lamborghini Islero S

Zwischen 1968 und 1970 entstand bei Lamborghini der Islero. Er war das dritte Modell in der Palette, die ansonsten aus Miura und Espada bestand. Unter dem kantigen Blechkleid von Mario Marazzi (Carrozzeria Marazzi) steckte das leicht modifizierte Fahrgestell des 400 GT. Die Spur vorn und hinten fiel breiter aus und in den Radkästen drehten sich nun etwas breitere Reifen. Doppelte Querlenker und Scheibenbremsen rundum behielt man bei. Wir werfen einen genaueren Blick auf den etwas anderen Lamborghini:

Unter der Motorhaube des Islero steckte das bekannte V12-Triebwerk, das im 350 GT debütierte. Aus vier Litern Hubraum holte Lamborghini anfänglich 239 kW/325 PS und 378 Newtonmeter Drehmoment. Nach 155 Exemplaren erschien 1969 der weiterentwickelte Islero S mit 257 kW/350 PS und 392 Newtonmetern Drehmoment. Dadurch stieg auch die offiziell angegebene Höchstgeschwindigkeit von 250 auf 260 km/h. Optisch erkennen Fachleute den S durch leichte Kotflügelverbreiterungen und zusätzliche Ausstellfenster in den Türen. Von der stärkeren Variante liefen aufgrund von schwankender Fertigungsqualität und damit einhergehenden Bestellrückgängen nur 70 Exemplare vom Band. Da half auch eine Rolle als automobiler Star neben Roger Moore in ‚Ein Mann jagt sich selbst‘ (The Man Who Haunted Himself) nicht mehr.

„Als Namenspatron wählte Lamborghini einen Kampfstier, der 1947 den Stierkämpfer Manolete tödlich verletzte.“

Bei Girardo & Co stand vor wenigen Jahren ein Lamborghini Islero S von 1969 zum Verkauf. Der Islero mit der Fahrgestellnummer 6420 ging über die Garage Foitek an Lucy Fleckenstein in der Schweiz. Bei der Auslieferung trug der Sportwagen eine Lackierung in Silbergrau in Kombination mit einer roten Lederausstattung innen. Es folgten diverse weitere Besitzer, die zusammen insgesamt 63.000 Kilometer mit dem Islero S fuhren. Im Juni 2016 tauchte der Sportwagen zu einer Inspektion bei Lamborghini St. Gallen auf. Diese umfasste Arbeiten an der Bremse und dem Kühlsystem sowie den Einbau von neuen Luft- und Kraftstofffiltern.

In der Zwischenzeit hatte sich die Farbgebung verändert. Der Islero S zeigt sich in dunklem Blau metallic und die Sitzmittelbahnen beigefarbenen Veloursstoff. Das V12-Triebwerk trägt die Motornummer 2973 und ist damit immer noch die originale Antriebseinheit. Vor rund sieben Jahren verkaufte Girardo & Co. diesen Islero S als Teil einer Lamborghini-Sammlung schon einmal. Vier Jahre später stand der Wagen erneut zum Verkauf bereit und fand für ungefähr 300.000€ einen neuen Besitzer.


Bilder: Girardo & Co.