Lamborghini Countach LPI 800-4

Besondere Fahrzeuge endeten in den 1980er und 90er Jahren gerne auf Postern an den Wänden von Kinderzimmern. Am meisten abgedruckt wurde dabei der keilförmige und wilde Lamborghini Countach (gesprochen „Kun-tatsch“). Seine von Marcello Gandini gezeichnete Form eignete sich einfach hervorragend als Bildmaterial für einen Traumwagen. Schon oft gab es den Wunsch von Kunden nach einer modernisierten Neuauflage. Erst kürzlich gingen entsprechende Computer-Retuschen durch die sozialen Netzwerke. Am Freitag präsentierte schließlich Lamborghini selbst einen modernen Hybrid-Supersportwagen, der den Modellnamen 50 Jahre nach der ursprünglichen Präsentation wiederbelebt, den Countach LPI 800-4. Dieses Debüt fand beim The Quail im Rahmen der Monterey Car Week statt. Allerdings entfernt sich das Werksfahrzeug deutlich vom originalen Entwurf und den im Netz zu findenden Entwürfen, beispielsweise von ARC Design.

Countach-Details an einem Aventador mit Sián-Heck

Chefdesigner Mitja Borkert nutzte als Basis das Carbon-Monocoque des Aventador. Zudem erinnert die Heckpartie stark an den Sián FKP 37, der auf der IAA 2019 debütierte. Einige integrierte Details des klassischen Countach wurden stark überzeichnet. So reicht der seitliche NACA-Lufteinlass weit in die Türen hinein. Vom Countach P400 „Periscopio“ übernahm man die Dachvertiefung. Diese dient jedoch nicht dem Innenspiegel, sondern als optischer Gag um ein Glasdach mit der verglasten Motorhaube zu verknüpfen. Vorn sitzen die schmalen LED-Scheinwerfer eine Spur zu weit oben, um dem Gesamteindruck gut zu tun. Zudem gelang es nicht, die Radhäuser in den charakteristischen Gandini-Schwung zu bringen, ohne mit Tricks in Form von schwarz gefärbten Anbauteilen zu arbeiten. Schade, an vielen Stellen bleibt auf diese Weise Potenzial liegen, das in der Grundidee eines modernen Countach steckte. Nachhilfe muss auch die Marketingabteilung nehmen, die von Referenzen zur Serienversion LP500 spricht, von der es nur ein Unikat gab.

Diverse Farboptionen für 112 Kunden

Innen zeigt der neue Countach LPI 800-4 ebenfalls diverse Bereiche, die klar vom Aventador übernommen wurden. Reichlich Sichtcarbon umrahmt das Digitalinstrument hinter dem Lenkrad, die Belüftungsdüsen, das 8,4 Zoll große Touchscreen-Display in der Mittelkonsole und große Bereiche auf dem Mitteltunnel. Beim Präsentationsfahrzeug sorgt eine rot-schwarze Lederausstattung mit weißen Nähten für einen schönen Kontrast zur Karosserielackierung in Bianco Siderale, einem Weiß-Farbton mit perlmuttblauen Anteilen. Die 112 glücklichen Kunden, die einen neuen Countach erhalten werden, können aus 33 klassischen und modernen Lackfarben auswählen. Einige davon entstamen der Farbpalette für den originalen Countach. Zudem ist das Interieur auf Wunsch auch einfarbig erhältlich und mit Teppich in fünf unterschiedlichen Farben kombinierbar. Erste Exemplare rollen ab dem ersten Quartal 2022 aus den Werkshallen in Sant’Agata.

V12 vom Aventador Ultimae, Elektromotor vom Sián

Mit dem Beinamen LPI 800-4 gibt Lamborghini den Betrachtern viele Informationen mit auf den Weg. Dies beginnt mit der Einbauposition des Triebwerks (LP für Longitudinale Posteriore, längs hinter den Passagieren). Seit dem Konzeptfahrzeug Asterion vom Pariser Autosalon 2014 steht das „I“ zudem für einen Hybridantrieb. Bei der Leistungsangabe „800“ rundete der italienische Sportwagenbauer erstmals ab, da die Systemleistung tatsächlich bei 814 PS liegt. Zudem zeigt die „4“ an, dass der neue Countach über einen permanenten Allradantrieb verfügt. Kommen wir kurz auf den Antriebsstrang zurück. Dieser setzt sich aus dem 780 PS starken V12-Saugmotor mit 6,5 Litern Hubraum aus dem Aventador Ultimae und dem 48-Volt-Elektromotor des Sián mit lediglich 34 PS zusammen. Dieser ist direkt im Getriebe verbaut und beim Beschleunigen gezielt die Schaltpausen überbrückt. Anstelle klassischer Akkus verbaut Lamborghini einen Superkondensator. Tempo 100 steht nach 2,8 Sekunden an, maximal sind 355 km/h möglich.

Bilder: Lamborghini