Koenig-Specials C62

Spielen Sie Auto-Quartett oder haben Sie diese Art von Kartenspiel früher mal gespielt? Auf dem Pausenhof oder in der Freizeit konnte man damit seit dem ersten entsprechenden Vertreter dieser Art aus den 1950er Jahren immer wieder neue Automobile kennenlernen. Zudem konnte man gewaltlos gegeneinander antreten und mit den Trümpfen der jeweiligen Fahrzeuge die Karte des Gegenübers erobern. Und ja, es gab und gibt natürlich auch entsprechende Quartettspiele mit Zügen, Schiffen, Flugzeugen, Hubschraubern, Panzern und diversen weiteren Fortbewegungsmitteln. Doch hier geht es um eine bestimmte Karte, die Ende 1991 in einem Auto-Quartett dabei war. Sie zeigte einen straßenzugelassenen Supersportwagen, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hatte. Mit dem Koenig-Specials C62 auf der Hand konnte man quasi gar nicht mehr verlieren.

Gruppe C für den Alltag

Als siebenjähriger Dreikäsehoch konnte der Autor dieser Zeilen natürlich noch nicht viel mit der Marke Koenig-Specials oder den Hintergründen des C62 anfangen. Man war einfach stolz, wenn man mittels dieser Karte das Quartettspiel für sich entscheiden konnte. Doch mit den Jahren kam mehr Erkenntnis und vor allem ein immer stärkeres Interesse an seltenen Autos. Schon bald war klar, dass Koenig-Specials in der Nähe von München zu den damaligen Speerspitzen in Sachen Tuning gehörte. Und der C62 war eigentlich ein Rennfahrzeug. Allerdings gehörte die Motorsportkategorie, aus der dieses Auto ursprünglich stammte, bereits der Vergangenheit an, als diese Erkenntnis bei mir ankam. Ab Mitte der 1980er Jahre sorgten die extremen Abtriebs-Prototypen der Gruppe C in der Sportwagen-Weltmeisterschaft, der IMSA und bei den 24 Stunden von Le Mans für Furore. Mittendrin und vorneweg war dabei Porsche mit dem 956 und dem 962 C unterwegs.

Einige 962 landeten im öffentlichen Verkehr

Ab Anfang der 1990er Jahre sorgten Regeländerungen dafür, dass der Porsche 962 C nicht mehr konkurrenzfähig eingesetzt werden konnte. Doch wohin mit den über 125 Exemplaren, die Porsche und diverse Privatteams bis dahin im Rennsport nutzten? Während einige in Depots geschoben wurden, gab es diverse Fahrer und Rennteam-Besitzer, die von einer Straßenzulassung für diese Autos träumten. Neben Jochen Dauer und Vern Schuppan gehörte auch Koenig-Specials dazu. Alle drei Firmen (und ein paar andere) schafften es mit einigen Mühen schließlich wirklich, den 962 auf öffentliche Straßen zu bringen. Damit setzte man neue Ausrufezeichen oberhalb von etablierten Projekten wie dem Ferrari F40 oder dem Porsche 959. Koenig-Specials ging dabei soweit, den Wagen komplett umzuarbeiten und damit besser an die tägliche Nutzung im Verkehr anzupassen. Nach diesen Modifikationen passte tatsächlich kein originales Karosserieteil des Porsche mehr an dieses Fahrzeug.

Koenig-Specials C62 kam auf 550 PS

Auf den ersten Blick entspricht die Silhouette weiterhin dem Porsche 962 C. Um den deutschen Zulassungsvorschriften zu entsprechen, wanderten die Scheinwerfer nach oben und die Kotflügel erhielten mehr Freiraum für eine Federung. Darüber hinaus legte Koenig-Specials den C62 ein gutes Stück höher, um durch die größere Bodenfreiheit Aufsetzer an Gullideckeln zu reduzieren. Über dem Sechszylinder-Boxermotor integrierte man eine Plexiglas-Abdeckung für kleinere Wartungsarbeiten. Wie beim Rennauto kann weiterhin auch das komplette Heckteil abgenommen werden. Anstelle des Rennmotors verbaute Koenig-Specials einen 3,4 Liter großen Boxermotor mit Turboaufladung, dessen Basis aus dem Porsche 911 (964) Turbo stammte. Bei einem Bar Ladedruck liegen rund 550 PS an. Für 1991 ein mehr als beachtlicher Wert. In Kombination mit einem manuellen Fünfgang-Getriebe und der 962-Bremsanlage war der Wagen für beste Fahrmanöver gerüstet.

1991 teuerster Neuwagen in Deutschland

Unter der eigenständigen Hülle von Koenig-Specials basiert der C62 auf einem Chassis der Firma Thompson. Diese erstellte, ähnlich wie Kremer-Racing, eigenständige 962-Chassis mit verbesserter Crash-Sicherheit und Steifigkeit. Nach dem Ende der Gruppe C waren diese Fahrzeug jedoch ebenso „übrig“ wie alle anderen Porsche 962 auch. Koenig-Specials plante ursprünglich eine Kleinserie von 30 Exemplaren zu einem Grundpreis von 1.800.000 DM. Ein derartig hoher Preis für einen Neuwagen war damals eine Titelseitensensation – sorgte aber zugleich auch dafür, dass die Stückzahl niemals realisiert werden konnte. Tatsächlich entstanden exakt drei C62, einer in schwarz, einer in gelb (das Auto auf meiner Spielkarte damals) und ein rotes Fahrzeug. Letzteres ging im August 1991 an seinen Erstbesitzer in Japan. Nach einem Besitzerwechsel innerhalb Japans exportierte ein neuer Eigner den Sportwagen 2019 in die USA nach Kalifornien.

Bei Issimi zum Verkauf

Tatsächlich kamen bis heute weniger als 7.000 Kilometer Laufleistung zusammen. Davon kamen allein beim letzten Besitzer über 1.000 zusammen. Trotzdem zeigt der Wagen sowohl an der Karosserie als auch am blauen Interieur mit roten Akzenten diverse Abnutzungsspuren. Etwas unverständlich ist zudem, dass der Tacho nur knapp 2.500 gefahrene Kilometer anzeigt. Wie beim Rennfahrzeug sitzt der Fahrer übrigens rechts. Daneben richtete man einen schönen Platz für einen Beifahrer ein, der allerdings auf Kuschelkurs mit dem Pilot geht. Aktuell steht dieser Koenig-Specials C62 beim Klassikerhändler Issimi in den USA zum Verkauf. Der aufgerufene Preis für diese einmalige Chance, einen ehemaligen Gruppe-C-Rennwagen mit Straßenzulassung zu erwerben, liegt bei US$ 995.000.

Bilder: Issimi