Kaiser Manhattan

Sind Sie auf der Suche nach einem günstigen Oldtimer, den es nicht an jeder Ecke gibt und somit Teilnahmen an Veranstaltungen fast garantiert? Wie wäre es mit einer hierzulande fast unbekannten Limousine aus US-Produktion? Zwischen August 1946 und 1955 entstand bei der Kaiser-Frazer Corporation in Willow Run die Baureihe „Special“. Die pontonförmige Limousinenkarosserie aus der Feder von Howard Darrin erhielt in diesen zehn Jahren immer wieder Modifikationen, wie es in den USA damals üblich war. Ebenso wechselte in fröhlicher Reihenfolge der Modellname. Neben dem Special gab es den Custom, den DeLuxe, den Dragon, den Carolina und den Manhattan. Zudem gab es das Fahrzeug fast baugleich mit etwas besserer Ausstattung auch als Frazer Standard. Hydraulische Bremsen und ein Radio gehörten jedoch auch beim Kaiser zum Serienumfang. Beim Custom kamen ein anderes Armaturenbrett, mehr Chromdetails und Weißwandreifen hinzu.

Zwischen 100 und 140 PS

Als Antriebsquelle werkelte ein 3,7 Liter großer Reihensechszylindermotor unter der Haube. Neben der Standardversion mit 74 kW/100 PS gab es ab Mitte 1948 gegen Aufpreis eine Variante mit Doppelvergaser und 82 kW/112 PS. 1951 entfiel der Motor mit Einzelvergaser und die Leistung des anderen Triebwerks stieg auf 84,5 kW/115 PS. Zwei Jahre später ergänzten die Ingenieure drei weitere Pferdestärken (87 kW/118 PS). Mit dem Supercharged Manhattan gab es schließlich in den finalen zwei Modelljahren eine neue Topversion. Passend zum Namen steigerte man die Leistung auf 103 kW/140 PS, indem man einen Kompressor von McCulloch installierte. Insgesamt entstanden über 440.000 Exemplare. Diese teilten sich nicht nur auf die Modellbezeichnungen auf, sondern auch auf sieben Karosserievarianten. Neben der Limousine mit zwei oder vier Türen gab es eine viertürige Hardtop-Limousine ohne B-Säulen, ein viertüriges Cabriolet (nur 42 Exemplare), ein Coupé sowie den Traveller Utility Sedan als Handwerkerauto mit zwei oder vier Türen.

Zwei Facelift-Massnahmen

Optisch gab es für das Modelljahr 1951, also im Sommer 1950, ein sehr umfangreiches Facelift. Howard Darrin zeichnete neue Karosserieteile, die den Wagen länger und flacher erscheinen ließen. Zugleich reduzierte Kaiser-Frazer den Radstand minimal, konnte jedoch trotzdem den Platz im Interieur erhöhen. Während die Windschutzscheibe nun einteilig ausgeführt war, erhielt das Dach vorn und hinten mittig V-förmige Ausbuchtungen. Eine der beiden breiten Chromstreben an der Front wurde bis zu den Radhäusern herumgezogen. Diese Form behielt man bis zum Modelljahr 1954 bei. Dann kam ein finales großes Facelift mit dreiteiliger Panorama-Heckscheibe, ovalem Kühlergrill und neuen Scheinwerfern mit angefügten Parkleuchten. So liefen Special und Manhattan noch bis Ende 1955 vom Band. Dann stellte die Firma, die inzwischen als Kaiser-Willys firmierte, die Automobilproduktion ein und verkaufte die Fertigungsanlagen an Industrias Kaiser Argentina.

1953er Kaiser Manhattan bei Bonhams

Bonhams hat am 11. Dezember einen Kaiser Manhattan von 1953 im Angebot. Interessanterweise steht das Fahrzeug nicht in den USA, sondern in Bicester, Großbritannien, als Teil der „MPH December Auction“. Der aktuelle Besitzer erwarb den Kaiser im Oktober 2004 vom Hamburger Oldtimerhändler Mirbach. Zuvor verbrachte der Wagen offenbar einige Jahre in Schweden, was anhand der entsprechenden Zulassungspapiere nachweisbar ist. In den zurückliegenden 17 Jahren erfolgten diverse Wartungsarbeiten. Allerdings diente das Auto hauptsächlich als statisches Ausstellungsstück und benötigt daher vor der Wiederzulassung diverse Arbeiten. Vermutlich liegt aus genau diesem Grund der erwartete Zuschlagspreis nur zwischen £ 5.000 und £ 10.000 (rund 5.900 bis 12.000 €). Eine günstige Möglichkeit, um in die Welt der seltenen Oldtimer einzusteigen.

Bilder: Bonhams