Jensen C-V8 Drophead Coupé

RM Sotheby’s versteigert in London ein einmaliges Fahrzeug aus dem Hause Jensen. Vom Grand Tourer C-V8 gab es eigentlich nur 500 Exemplare als geschlossenes Coupé. 1965 entstand jedoch zu Versuchszwecken ein Cabriolet Prototyp namens Drophead Coupé. Dieses Unikat aus dritter Hand kommt nun unter den Hammer. Zugleich bietet es die Möglichkeit, einmal einen Blick auf diesen faszinierenden britischen Sportwagen zu werfen.

Markengeschichte begann 1927

Jensen Motors begann 1950 mit der Produktion sportlicher Serienfahrzeuge. Allerdings hatten die beiden Firmengründer, die Brüder Richard und Alan Jensen, schon ab 1927 erste Sportwagenkarosserien für Fahrgestelle anderer Hersteller angefertigt. Dabei ging es vom Austin Seven über den Standard Avon hin zu Fahrzeugen von Wolseley. Nach dem Tod von W.J. Smith 1936 übernahmen die Jensen-Brüder dessen Karosseriebaufirma und firmierten diese zu Jensen Motors um. Neben britischen Basisfahrzeugen nahm man vom Schauspieler Clark Gable den Auftrag für einen speziellen Ford V8 an, der zu Folgeaufträgen von Ford USA führte. Nach dem Zweiten Weltkrieg produzierte Jensen weiterhin Karosserien für andere Autobauer. Unter anderem die Rohkarosserien des Austin-Healey 3000. 1950 erschien der erste Jensen Interceptor als luxuriösere Ausgabe des ebenfalls für Austin gebauten A40 Sports. Mit dem Jensen 541 folgte 1955 schließlich das erste eigene Serienauto, das zudem über eine revolutionäre Glasfaser-Kunststoffkarosserie verfügte. Allerdings entstanden nur 193 Exemplare.

Mit dem 1962 vorgestellten C-V8 entwickelte sich Jensen Motors gezielt weiter. Anstelle eines bei Austin zugekauften Reihensechszylinders nutzte man nun einen bulligen V8. Dieses Triebwerk mit 5,9 Litern Hubraum stammte von Chrysler aus den USA und leistete 235 kW/319 PS. Seine Einbauposition knapp hinter der Vorderachse sorgte dafür, dass der C-V8 eines der ersten Front-Mittelmotor-Autos der Welt wurde. Zugleich eroberte er die Position des schnellsten vollwertigen Viersitzers. Ab 1964 erhielt Jensen von Chrysler den 6,3 Liter großen V8-Motor mit 246 kW/334 PS. Bis auf wenige Ausnahmen mit Viergang-Schaltgetriebe kam der Jensen C-V8 hauptsächlich mit Dreigang-Automatik zu den Kunden. Zudem gab es nur zehn linksgelenkte Autos ab Werk.

Viel Kritik für das Design

Wie bereits beim 541 nutzte man auch beim C-V8 einen Rohrrahmen, auf dem eine Karosserie aus glasfaserverstärktem Kunststoff. Für deren Design zeichnete Eric Neale verantwortlich, der jedoch in der Folgezeit viel Kritik von Kunden und Fachpresse einstecken musste. Insbesondere die Frontpartie mit den diagonal untereinander angeordneten Scheinwerfern traf nicht den Massengeschmack. In seinem ursprünglichen Entwurf waren Klarglasabdeckungen über den Leuchten vorgesehen. Da man eine reduzierte Leuchtleistung durch Blendeffekte befürchtete, ließ das Jensen-Management diese jedoch für die Serienfertigung weg, wodurch die Lampen merkwürdig vertieft in der Karosserie stehen.

Ab 1963 überlegte man bei Jensen Motors an einer Erweiterung des Modellprogramms herum. So entstand auf Basis eines Coupés der C-V8 Sedanca, bei dem oberhalb der vorderen Passagiere ein Stoffverdeck aufgerollt werden kann. Eine vergleichbare Lösung hatte es bereits beim ersten Jensen Interceptor gegeben. Zwei Jahre später diente ein zwischen den Achsen um rund 23 Zentimeter verlängertes Experimental-Fahrgestell als Basis für das C-V8 Drophead Coupé mit komplett versenkbarem Stoffdach. Außen erhielt es eine Lackierung in ‚Smoke Green‘, innen eine graue Lederausstattung. Erstbesitzer wurde noch im gleichen Jahr Lord Carrington, damals Außenminister des Vereinigten Königreichs.

Nur drei Besitzer bis heute

Jensen unterhielt beste Kontakte zu Lord Carrington und konnte das Drophead Coupé daher intensiv testen. So erhielt der Wagen im Laufe der Jahre diverse Modifikationen und Verbesserungen wie beispielsweise das leistungsstärkere Bremssystem aus dem C-V8 Mark III. Zudem führte man eine Neulackierung aus, da die ursprüngliche Lackqualität nicht gut war. Lord Carrington wünschte sich außerdem ein Wurzelholzarmaturenbrett anstelle des originalen, belederten Bauteils. Im Februar 1967 tauschte er das Drophead Coupé beim Händler Charles Follett gegen einen nagelneuen Interceptor ein. Das Einzelstück ging an Philip Southall in Birmingham, der den Wagen bereits neu gern erworben hätte. Er nutzte ihn bis 1973 regelmäßig und stellte es dann bis 1987 für gelegentliche Fahrten zur Seite. Schließlich übergab er den Jensen an seinen Schwiegersohn Martin Bryant. Nun sucht RM Sotheby’s über eine Online-Auktion bis zum 31. Oktober nach einem neuen Besitzer. Als Estimate gab man £ 150.000 bis £ 180.000 aus.

Bilder: RM Sotheby’s, Riiko-Andre Nuud