Jaguar Sports Car Collection
Jaguar ist heutzutage für sportliche und luxuriöse Automobile bekannt. Doch über die Anfänge der Marke wissen nur wenige Experten Bescheid. Alles begann mit der Firma Swallow Sidecars, die von William Lyons 1922 in Blackpool gegründet wurde und ursprünglich – dem Namen entsprechend – Motorradbeiwagen herstellte. Vier Jahre später zog man in größere Räumlichkeiten um und erweiterte die Angebote um Karosseriereparaturen für Automobile, die man schließlich im Austausch auch selbst herstellte. Da zu jener Zeit in Großbritannien der Austin Seven zu den am häufigsten gefahrenen Fahrzeugen zählte, konzentrierte das Team um Lyons die Anstrengungen erst einmal auf dieses Modell, später auch auf Fahrzeuge der Marke Standard. 1928 zog das Unternehmen erneut um, diesmal nach Coventry, und stellte ab 1931 erste Autos auf einem eigens bei Standard für Swallow entwickelten Chassis her. Da keine Regelung gefunden werden konnte, ob diese Autos korrekt als ‚Standard Swallow‘ oder ‚Swallow Standard‘ zu bezeichnen wären, einigte man sich auf den Kompromiss ‚S.S.‘ (auch ‚SS‘ oder ‚S/S‘ geschrieben), der zusätzlich auch als Abkürzung für ‚Swallow Sidecars‘ gelesen werden konnte. Durch die Übernahme der Karosseriebaufirma Holbrook Bodies vergrößerte man die Fertigungskapazitäten.
1935 arbeitete man bei Swallow an einer zweisitzigen Sportwagenversion des Urmodells S.S. 1, die als S.S. 90 mit neuer Karosserie und leicht gekürztem Chassis am 15. März 1935 debütierte. Tatsächlich existiert der dafür aufgebaute Prototyp heute noch und ist Teil einer Jaguar-Sammlung, die von Pendine Historic Cars in Oxfordshire angeboten wird. Diese Kollektion ist das Lebenswerk des Schweizer Arztes Dr. Christian Jenny, der in den 1970er Jahren mit Jaguar in Berührung kam und seither seine außergewöhnliche Sammlung zusammenstellte. Die ‚Jaguar Sports Car Collection‘ ist so hervorragend, dass 2014 sogar ein eigener Bildband über sie herausgegeben wurde. Zurück zur Jaguar-Historie: William Lyons suchte alsbald nach einem Beinamen, der die Dynamik seines neuen Sportwagens unterstreichen sollte. Er kam dabei schnell auf die raubtierhafte Kraft des Jaguar und der Nachfolger S.S. 100, von dem sich zwei Exemplare in der Sammlung befinden, erhielt diese Zusatzbezeichnung. Nach der kriegsbedingten Produktionspause in den 40er Jahren entschied sich die Marke aus verständlichen Gründen gegen die Weiterführung des Kürzels S.S. und benannte sich stattdessen um in Jaguar.
























1948 erschien der erste Nachkriegssportwagen des Hauses in Form des Jaguar XK120, bei dessen Name die Buchstaben für die Motorenversion und die Zahlen für die damals angestrebte Höchstgeschwindigkeit in mph standen (rund 200 km/h). Gleich zwei XK120 gehören nun zum Angebot von Pendine, einer davon mit seltener Aluminium-Karosserie und Renngeschichte. Es folgten im Laufe der Jahre die Nachfolgemodelle XK140 und XK150, die jeweils ebenfalls in der Sammlung vertreten sind. Auf Basis des XK120 entstanden bei Jaguar leistungsstarke Rennfahrzeuge namens C-Type, von denen eigentlich der Verbleib aller Exemplare bekannt ist. Doch eines davon galt für gut 30 Jahre als verloren. Chassisnummer XKC 023 gelangte als Neuwagen in die USA, wurde für diverse Rennen genutzt und landete schließlich ab 1962 im Besitz von Frank Schierenbeck. 12 Jahre später musste dieser sich mit einer unschön verlaufenden Scheidung auseinandersetzen und versteckte daher den C-Type vor den gegnerischen Anwälten. Erst 1997 holte er den Klassiker wieder hervor, belegte seine Echtheit und verkaufte ihn schließlich.
Als Nachfolger der XK-Serie präsentierte Jaguar 1961 auf dem Genfer Autosalon den heute legendären E-Type. Dr. Jenny besitzt tatsächlich exakt jenes graue Coupé, das damals auf dem Messestand im Rampenlicht glänzte. Hinzu kommen ein weiterer E-Type von 1961, der zwölfte jemals in die USA gelieferte Roadster sowie ein unrestaurierter E-Type Roadster der dritten Serie mit dem 5,3 Liter großen V12-Triebwerk. Alle Fahrzeuge werden von Pendine Historic Cars einzeln angeboten. Interessenten sollten jedoch schnell sein. Laut Webseite des Händlers gibt es zumindest für den S.S. 90 Prototyp bereits ein Angebot.
Bilder: Pendine Historic Cars, Michael Zumbrunn